Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
wie eine Kindergartenbetreuerin aufsässige Fünfjährige.
»Nun, Mrs. Forrester … Shelly … Jim, Lori, wenn Sie bitte alle mit mir kommen wollen, wir machen Sie zurecht und versorgen Sie mit Mikrofonen.«
Zehn Minuten später kam Deanna wieder in das Künstlerzimmer zurück, dankbar, daß kein Blut geflossen war. Starr saß das andere Dreieck da und starrte auf den Fernsehbildschirm, Marshall war aufgestanden und beschäftigte sich damit, ein Kuchentablett nach besonderen Leckerbissen zu durchstöbern.
»Das haben Sie sehr gut gemacht, Miss Reynolds.«
»Danke, Dr. Pike.«
»Marshall.« Er entschied sich für ein Blätterteiggebäck mit Zimt. »Das ist eine ganz schön heikle Situation. Obwohl die Dreiecksbeziehung mit dem Ende der Affäre rein formal nicht mehr besteht, setzt sie sich gefühlsmäßig, moralisch und sogar im Kopf noch fort.«
Da hat er verdammt recht, dachte sie. Wenn jemand, den ich liebte, mich betrügen würde, wäre vor allem er es, der in jeder Hinsicht als gebrochener Mann daraus hervorgehen würde. »Ich vermute, daß Sie sich in Ihrer Praxis mit ähnlichen Situationen auseinandersetzen.«
»Häufig. Nach meiner Scheidung faßte ich den Entschluß, mich ganz auf dieses Gebiet zu konzentrieren.« Mit einem freundlichen und ein wenig schüchternen Lächeln fuhr er fort: »Aus naheliegenden Gründen.« Er blickte auf ihre Hände hinunter und stellte fest, daß sie an der Rechten einen einzelnen Ring mit einem Granat in einer Altgoldfassung trug.
»Sie haben keinen Bedarf an meiner besonderen Erfahrung auf diesem Gebiet, schätze ich?«
»Im Augenblick nicht.« Marshall Pike ist ja wirklich ein ausgesprochen attraktiver Mann, dachte sie – das charmante Lächeln, die große schlanke Statur, die sogar Deanna, die auf ihren hohen Absätzen gut einen Meter fünfundsiebzig maß, veranlaßte, den Kopf nach hinten zu legen, um dem
schmeichelnden Interesse in seinen dunkelblauen Augen zu begegnen. Doch im Moment mußte sie ihre Aufmerksamkeit vor allem auf die verdrossenen Menschen hinter ihm richten.
»Direkt nach dieser Werbung beginnt wieder das Programm.« Deanna deutete auf die Bühne. »Marshall, Sie werden erst in den letzten zwanzig Minuten nach vorne kommen, aber es wäre hilfreich, wenn Sie das Programm verfolgen würden, damit Sie sich schon ein paar spezielle Ratschläge zurechtlegen.«
»Selbstverständlich.« Es war ihm eine Freude, sie zu beobachten und ihre enorme Kraft zu spüren. »Machen Sie sich keine Sorgen, ich hatte schon drei Auftritte bei Angela .«
»Ah, dann sind Sie ja ein alter Hase. Kann ich Ihnen noch irgend etwas bringen?«
Sein Blick glitt zu dem Trio hinter ihm und versenkte sich dann wieder in Deannas Augen. »Eine kugelsichere Weste vielleicht?«
Sie lachte in sich hinein und drückte kurz seinen Arm. Er würde bestens mit allem zurechtkommen, da war sie sicher. »Ich werde sehen, was sich machen läßt.«
Wie es sich zeigte, war die Talk-Show doch etwas für das Gemüt, und auch wenn bittere Schuldzuweisungen hin und her flogen, trug niemand ernsthaft Wunden davon. Von ihrem Standort hinter den Kameras aus verfolgte Deanna voller Bewunderung, wie Angela mit sanfter Hand die Zügel führte, ihren Gästen immer wieder freien Lauf ließ und sie behutsam bremste, wenn die Gefühle mit ihnen durchzugehen drohten.
Sie bezog auch das Publikum mit ein und hielt mit untrüglichem Instinkt das Mikrofon genau zum richtigen Zeitpunkt der richtigen Person hin und fand dann immer wieder eine elegante Überleitung zur nächsten Frage oder zu einer eigenen Bemerkung.
Und auch was Dr. Pike anbetraf, hätten sie kaum einen geschickteren Vermittler wählen können, dachte Deanna. Er verströmte genau die richtige Mischung aus Verstand und Mitgefühl, in die er immer wieder die für das Medium so unverzichtbaren
knappen Ratschläge in gut verkraftbarer Dosierung einstreute.
Als die Talk-Show vorbei war, hielten sich die Forresters fest an den Händen. Das andere Paar hatte aufgehört, miteinander zu sprechen, und die beiden anderen Frauen plauderten wie zwei alte Freundinnen miteinander.
Wieder einmal hatte Angela ins Schwarze getroffen.
»Entscheidest du dich dafür, dich uns anzuschließen, Deanna?« Roger kniff sie in den Arm, als er neben ihr einschwenkte.
»Ich weiß ja, daß ihr Jungs nicht ohne mich durch den Tag kommt.« Deanna schlängelte sich durch den lärmenden Nachrichtenraum zu ihrem Tisch hinüber. Telefone klingelten, Tastaturen
Weitere Kostenlose Bücher