Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
würde es sicherlich begrüßen, wenn wir dieses sensible Thema dann nicht weiter ansprechen. Geben Sie ihm reichlichen Applaus, wenn wir nach der Werbung wieder auf Sendung gehen, und lassen Sie Deke ein wenig Zeit, sich wieder zu sammeln.«
Nachdem sie ihm auf diese Weise ihre Unterstützung und ihr Einfühlungsvermögen zugesichert hatte, drehte sie sich wieder zur Kamera um. »Willkommen zurück bei Angela . Wir haben noch Zeit für ein paar weitere Fragen, aber auf Dekes Bitte hin beenden wir jetzt die Diskussion über seine steuerliche Situation, da er, solange die Sache noch nicht entschieden ist, nichts zu seiner Verteidigung sagen kann.«
Wenn Angela die Talk-Show in wenigen Minuten beendete, hatte natürlich jeder Zuschauer nur dieses Thema im Kopf.
Die Moderatorin hielt sich nicht lange beim Publikum auf, sondern gesellte sich umgehend wieder zu Deke auf die Bühne.
»Das war wundervoll.« Mit festem Griff nahm sie seine schlaffe Hand. »Vielen Dank, daß Sie gekommen sind. Und viel Glück!«
»Danke.« Noch immer ganz geschockt, begann Deke Autogramme zu geben, bis der Regieassistent ihn von der Bühne führte.
»Besorgen Sie mir eine Aufzeichnung«, befahl Angela, als sie zu ihrer Garderobe zurückging. »Ich will mir den letzten Teil noch einmal ansehen.« Dann ging sie direkt auf ihren Spiegel zu und lächelte sich an.
Zweites Kapitel
D eanna haßte es, über Tragödien zu berichten. Vom Verstand her wußte sie zwar, daß sie als Fernsehjournalistin die Aufgabe hatte, die Zuschauer über die neuesten Geschehnisse in Kenntnis zu setzen und diejenigen zu interviewen, bei denen diese Ereignisse ihre Wunden hinterlassen hatten. Sie glaubte auch unerschütterlich daran, daß die Öffentlichkeit ein Recht darauf hatte, zu wissen, was alles geschah. Aber sobald sie ihr Mikrofon auf großes Leid richtete, fühlte sie sich wie ein Voyeur der schlimmsten Sorte.
»Der ruhige Vorort Wood Dale war heute morgen Schauplatz einer tragischen Gewalttat. Wie die Polizei vermutet, führte ein Familienstreit dazu, daß die in Chicago geborene zweiunddreißigjährige Grundschullehrerin Lois Dossier erschossen wurde. Ihr Ehemann, Dr. Charles Dossier, ist verhaftet worden. Die beiden fünf und sieben Jahre alten Kinder des Ehepaares befinden sich in der Obhut ihrer Großeltern mütterlicherseits. Um kurz nach acht setzten plötzlich Schüsse der Ruhe im Haus dieser wohlhabenden Familie ein Ende.«
Deanna wurde wieder ruhiger, als die Kamera über das schmucke zweistöckige Einfamilienhaus hinter ihr schwenkte, und setzte dann ihren Bericht fort. Direkt in die Linse der Kamera blickend, ignorierte sie die Menschenmenge, die sich vor dem Haus versammelte, die anderen Sprecher der Nachrichtenteams, die sich in ihre Positionen gebracht hatten, und den leichten Frühlingswind, der den süßen, scharfen Duft von Hyazinthen mit sich trug.
Ihre Stimme klang fest und angemessen distanziert, ihre Augen jedoch verrieten die Gefühle, die in ihr tobten.
»Um Viertel nach acht erschien die Polizei auf Meldungen hin, es seien Schüsse gefallen. Sie konnte am Tatort nur noch den Tod von Lois Dossier feststellen. Nachbarn zufolge war Mrs. Dossier eine hingebungsvolle Mutter, die sich auch aktiv an Projekten der Gemeinde beteiligte. Sie war bei allen gern gesehen und sehr geachtet. Zu ihren engsten Freundinnen gehörte Bess Pierson, die direkt neben dem Haus der Familie Dossier wohnt und den Vorfall auch der Polizei gemeldet hat.« Deanna wandte sich an die Frau im purpurfarbenen Trainingsanzug direkt neben ihr. »Mrs. Pierson, kam es Ihres Wissens schon vor diesem Morgen im Haus der Familie Dossier zu Gewalt?«
»Ja … das heißt, nein. Ich hätte nie gedacht, daß er ihr etwas antun würde, und ich kann es immer noch nicht glauben.« Die Kamera holte das geschwollene, tränennasse Gesicht der Frau heran, die noch ganz blaß vor Schreck war. »Meine beste Freundin. Seit sechs Jahren leben wir jetzt Tür an Tür, und unsere Kinder spielen immer miteinander.«
Wieder kamen ihr die Tränen. Voller Verachtung für sich selbst umklammerte Deanna die Hand der Frau und fuhr fort: »Sie kennen sowohl Lois als auch Charles Dossier. Stimmen Sie mit der Einschätzung der Polizei überein, daß diese Tragödie das Ergebnis eines Familienstreits ist, der außer Kontrolle geriet und immer weiter eskalierte?«
»Ich weiß gar nicht, was ich denken soll. Ich weiß nur, daß die beiden Probleme in ihrer Ehe hatten und es immer wieder Streit
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