Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
gedacht.«
»Ich nehme das Band mit.« Jenner erhob sich, verstaute sein Notizbuch sorgfältig in seiner Tasche. »Wegen der Briefe kommt noch jemand vorbei.«
»Etwas anderes haben wir wirklich nicht in der Hand, nicht wahr?« Sie stand ebenfalls auf.
»Man weiß nie, was man dem Video alles entnehmen kann. Irgendein besonders ausgeklügeltes Detail der technischen Ausstattung, irgendein unbedeutendes Geräusch, mit dem sich die Person identifizieren läßt. In der Zwischenzeit würde ich versuchen, mir einfach nicht allzu viele Sorgen zu machen. So etwas passiert übrigens häufiger, als man denkt.« Und weil Deanna immer noch versuchte, ein Lächeln zustande zu bringen, führte er das noch weiter aus und wollte sie so noch mit ein paar aufmunternden Worten
bestärken. »Natürlich hört man nur von den großen Sachen, wie die Geschichte von dieser Frau, die immer wieder in Lettermans Haus einbrach. Aber es sind natürlich nicht nur Stars, die sich mit dieser Art zwanghaften Verhaltens auseinandersetzen müssen. Vor gar nicht so langer Zeit hatten wir eine Frau, die sich völlig auf einen Börsenmakler eingeschossen hatte. Der Mann sah recht gut aus, aber ein Adonis war er nun auch wieder nicht. Jedenfalls rief sie ihn andauernd im Büro und zu Hause an, schickte Telegramme, hinterließ Liebesbriefe unter dem Scheibenwischer seines Wagens. Sie hatte sogar Bilder machen lassen, auf denen sie im Hochzeitskleid zu sehen war, und diese mit einem Bild von ihm im Smoking zusammengebastelt. Das hat sie dann den Nachbarn gezeigt, um zu beweisen, daß sie miteinander verheiratet sind.«
»Und was ist dann passiert?«
»Er hat eine Art gerichtliche Verfügung gegen sie erwirkt, die sie verpflichtete, derartige Dinge zu unterlassen. Allerdings hat sie kurze Zeit später dagegen verstoßen und auf der Stufe vor seiner Haustür übernachtet. Daraufhin wurde sie psychiatrisch untersucht. Hinterher beschloß sie, nicht länger in den Börsenmakler verliebt zu sein, und behauptete, sie hätte die Scheidung eingereicht.«
»Woraus sich die Lehre ziehen ließe, daß sich diese Dinge manchmal ganz von selbst lösen.«
»Das ist durchaus möglich. Allerdings erfassen manche Menschen die Realität nicht so klar, wie es eigentlich möglich wäre. Wahrscheinlich fühlen Sie sich wohler, wenn Sie Ihre Sicherheitsmaßnahmen ein wenig verstärken.«
»Das werde ich tun. Vielen Dank, Detective Jenner.«
»Sie können mich jederzeit erreichen. Es war mir wirklich eine Freude, Sie zu treffen, Miss Reynolds und Mr. Riley.«
»So, das hätten wir«, meinte sie, als sie die Tür hinter Jenner schloß.
»Das sehe ich anders.« Finn hielt sie an den Schultern fest. Ihr Gespräch mit Detective Jenner hatte er nicht ein einziges Mal unterbrochen. Jetzt jedoch war er an der Reihe. »Du wirst abends nicht mehr allein Überstunden machen.«
»Wirklich, Finn …«
»Da gibt es nichts zu verhandeln, also bereite mir diesen Kummer auch gar nicht erst. Weißt du, was ich alles durchgemacht habe, als ich dich da völlig verängstigt im Flur stehen sah und du dich gegen Crowell gewehrt hast?«
»Er versuchte doch nur, mir zu helfen«, begann sie. Dann schloß sie die Augen und seufzte. »Ja, ja. Ich denke, ich weiß es selbst. Tut mir leid. Wenn ich muß, bringe ich mir die Arbeit einfach nach Hause mit.«
»Bis diese Sache geklärt ist, brauchst du außerdem rund um die Uhr Personenschutz.«
»Ein Leibwächter? Finn, ich werde spätabends nicht mehr im CBC-Gebäude arbeiten. Ich werde sogar sichergehen, daß ich einen Freund dabei habe, wenn ich Außenübertragungen mache oder irgendwo öffentlich auftrete. Aber ich werde nicht einen Schläger anstellen, der vielleicht Reno heißt und dauernd um mich herumschleicht.«
»Für eine Frau in deiner Position ist es nichts Ungewöhnliches, jemanden anzustellen, der für ihre Sicherheit zuständig ist.«
»In welcher Position ich mich auch immer befinden mag, ich bin immer noch Deanna Reynolds aus Topeka, und ich weigere mich einfach, einen breitschultrigen Koloß genau die Leute verscheuchen zu lassen, die ich zu erreichen versuche. Das könnte ich einfach nicht aushalten, Finn, was übrigens nicht heißt, daß ich die Sache auf die leichte Schulter nehme«, fuhr sie fort. »Glaub mir, ich werde sehr gut auf mich aufpassen. Man hat mich allerdings nicht bedroht.«
»Nein, aber man spioniert dir nach, verfolgt dich, filmt dich und belästigt dich mit anonymen Briefen und Telefonanrufen.«
»Und
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