Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche Liebe: Roman (German Edition)

Tödliche Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Tödliche Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
zum Küchenfenster hineingesehen, hätte sich seinem Auge das Bild einer fröhlichen Gruppe von Freunden geboten, die gemeinsam aßen. Er würde eine Gruppe sympathischer Menschen sehen, die sich miteinander wohlfühlten. Es wäre schwergefallen, Spannungen oder Dissonanzen wahrzunehmen.
    Doch Finn war ein geübter Beobachter, und auch wenn das nicht der Fall gewesen wäre – Deannas Stimmungen konnte er an ihrem Wimpernschlag ablesen.
    Er hatte sie nicht nach dem Grund der Anspannung gefragt, die er bei ihr verspürte, und gehofft, sie würde es ihm von sich aus erzählen. Doch als es immer später wurde, akzeptierte er ungehalten, daß er ihr wahrscheinlich doch einen kleinen Anstoß geben mußte, bevor sie sich dazu äußerte. Möglicherweise würde sich das auch nie ändern.
    Finn beobachtete, wie Deanna es sich mit einem Lächeln im Gesicht und unglücklichen Augen im Wohnzimmer gemütlich machte.
    Herrgott, diese Frau frustrierte und faszinierte ihn gleichermaßen. Seit fast zwei Jahren waren sie jetzt ein Liebespaar und teilten auch körperlich eine Intimität miteinander,
die sich kaum noch überbieten ließ. Doch so offen und ehrlich sie ihm gegenüber auch sein mochte, sie schaffte es trotzdem, kleine Stücke von sich vor ihm zu verbergen, sie fest wegzuschließen und in ihrem Versteck aufzubewahren.
    Und genau das tat sie gerade, stellte er fest.
    Sie hätte die Hand nach ihm ausstrecken und mit wohltuender Vertrautheit die seine halten können. Trotzdem konnte sie dabei mit dem Verstand ganz woanders sein und ganz methodisch ein Problem durcharbeiten, bei dem sie sich weigerte, anderen etwas darüber mitzuteilen.
    In diesem vernünftigen Tonfall, der ihn abwechselnd in Rage versetzte oder belustigte, würde sie in einem solchen Fall sagen, es gehe doch schließlich dabei um ihr Problem, mit dem sie aus eigener Kraft fertigwerden konnte und bei dem sie ihn nicht brauchte.
    Verletzt stellte Finn sein Glas ab und schlich nach oben.
    Im Schlafzimmerkamin machte er Feuer, setzte sich vor die Flammen und brütete vor sich hin. Er fragte sich, wie lange er wohl noch darauf warten konnte, bis Deanna den nächsten Schritt machte. Ewig, dachte er und verwünschte sich dafür. Sie war genauso ein Teil von ihm wie einer seiner Muskeln oder Knochen.
    Das Bedürfnis nach einer Familie und einem beständigen Leben mit festen Bindungen war in ihm gewachsen, sein Verlangen nach ihr war jedoch ungleich stärker.
    Noch schlimmer und völlig unerwartet für Finn war sein Wunsch, Deanna sollte in der gleichen Intensität nach ihm verlangen.
    Das ist wirklich neu für den guten alten Riley, grübelte er und wünschte sich, das Komische an dieser Erkenntnis sehen zu können. Das Bedürfnis danach, daß ein anderer ihn brauchte, das Verlangen, sich zu binden und … seßhaft zu werden, erfüllte ihn nicht gerade mit Behagen. Und nach diesen vielen Monaten begriff er, daß das nicht wieder verschwinden würde.
    Und er begann, den jetzigen Zustand zu hassen.
    Als sie ihn fand, kauerte er immer noch vor dem Feuer und starrte in die Flammen. Ruhig schloß sie die Tür hinter
sich, ging zu ihm hinüber und strich ihm mit der Hand über die Haare.
    »Was zum Teufel ist nur mit dir los, Deanna?« Unverwandt starrte Finn dabei weiter ins Feuer. »Seit wir letzte Nacht hier angekommen sind, bist du nervös und gereizt, versuchst aber die ganze Zeit, das zu überspielen. Als ich vor dem Abendessen hereinkam, warst du am Weinen. Und du und Fran umkreist euch wie zwei Boxer in der zehnten Runde.«
    »Fran ist sauer auf mich.« Sie setzte sich auf ein Kniekissen, faltete die Hände auf dem Schoß zusammen. Seine Anspannung war deutlich zu spüren. »Vermutlich bist du das ebenfalls.« Sie senkte den Blick, erzählte ihm von dem Brief in der Limousine, beantwortete seine knappen Fragen, wartete auf seine Reaktion.
    Sie brauchte nicht lange darauf zu warten.
    Finn stand auf, blieb dort stehen, wo er vorher gesessen hatte. Die ganze Zeit wich sein Blick dabei nicht von ihrem Gesicht. Ruhig schaute er sie an, viel zu ruhig.
    »Warum hast du mir das nicht direkt erzählt?«
    »Ich dachte, es sei das beste, damit zu warten, bis ich mir ein wenig Klarheit über die Sache verschafft habe.«
    »Das dachtest du.« Er nickte, steckte seine Hände in die Hosentaschen. »Du dachtest, mich ginge das nichts an.«
    »Nein, natürlich nicht.« Sie haßte es, daß sie durch seine Fähigkeit, in jeder Situation ganz nüchtern Interviews führen zu können,

Weitere Kostenlose Bücher