Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
gewesen war, als es jetzt mit Finn Riley werden würde. »Ich habe es als selbstverständlich angesehen, daß du da bist, und habe mich dir gegenüber unfair verhalten.«
»Wunderbar«, meinte er trocken. »Zu Beginn tadelst du
dich selbst, dann wird ein wenig um die Sache herumgeredet. Kein Wunder, daß du bis ganz oben gekommen bist.«
»Hör auf damit!« Deanna warf den Kopf zurück, der Widerschein der Flammen glänzte in ihren Augen. »Laß mich bitte erst einmal ausreden, bevor du sagst, es sei vorbei.«
Wieder herrschte Schweigen. Obwohl sie sein Gesicht nicht sehen konnte, als er sprach, hörte sie die Erschöpfung in seiner Stimme. »Meinst du wirklich, daß ich das sagen könnte?«
»Ich weiß es nicht.« Eine Träne zeigte sich, schimmerte im flackernden Licht. »Bis vor kurzem habe ich gar nicht weiter darüber nachgedacht.«
»Herrje, fang jetzt bloß nicht an zu weinen.«
Sie hörte, wie er sich bewegte; er kam aber nicht auf sie zu.
»Ich werde nicht weinen.« Sie strich die Träne weg, unterdrückte die anderen, die ihr zu kommen drohten. Sie wußte, daß sie ihn mit Tränen schwächen konnte, er sie aber dafür verachten würde. »Ich hatte immer geglaubt, dafür sorgen zu können, daß sich bei uns alles in der richtigen Reihenfolge entwickelt und zu einem guten Ergebnis führt, wenn ich nur sorgfältig genug daran arbeite und alles gut genug plane. Daher machte ich mir auch immer diese vielen Listen und klebte an irgendwelchen Zeitplänen. Doch eigentlich habe ich damit uns beide beschwindelt, denn ich behandelte unsere Beziehung, als sei sie eine – wenn auch wundervolle – Arbeitsaufgabe, ein Pensum, das es zu bewältigen galt.« Sie sprach viel zu schnell, konnte das aber nicht stoppen. Ihre Worte überschlugen sich, so eilig hatten sie es, ausgesprochen zu werden. »Ich war in dieser Hinsicht ziemlich selbstgefällig und dachte, wir passen so gut zusammen, ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als deine Geliebte zu sein. Doch als ich dich heute da draußen beobachtete, merkte ich das erste Mal, wie sehr ich alles verpfuscht habe.« Herrgott, sie wünschte sich, sie könnte sein Gesicht, seine Augen sehen. »Und du weißt ja, wie sehr ich es hasse, Fehler zu machen.«
»Ja.« Er brauchte eine Weile, bevor er fortfuhr. Es ging hier nicht nur um ihren Stolz. »Das hört sich eher so an, als ob du jetzt diejenige bist, die Schluß machen will, Deanna.«
»Nein.« Sie sprang auf. »Nein, ich versuche dich zu fragen, ob du mich heiraten willst.«
Im Kamin fiel ein Holzscheit in sich zusammen, Funken schossen aus den prasselnden Flammen. Als das Feuer wieder zur Ruhe kam, hörte sie nur noch ihren eigenen, unregelmäßigen Atem. Finn stand auf, trat aus dem Schatten ins Licht. Sein Blick war so beherrscht und rätselhaft wie der eines bluffenden Spielers. »Hast du Angst, ich würde gehen, wenn du mir das jetzt nicht sagst?«
»Ich stelle mir vor, welches Loch dann in mein Leben gerissen würde, und das erschreckt mich. Und weil es mich so sehr erschreckt, frage ich mich, warum ich überhaupt so lange gewartet habe. Vielleicht vertue ich mich aber auch, und du willst mich nicht mehr heiraten. Wenn das dein Gefühl dazu sein sollte, werde ich warten.« Wenn er mich weiter mit dieser sanften Neugier anstarrt, schreie ich gleich, dachte sie. »Verdammt noch mal, jetzt sag doch was. Ja, nein, laß mich in Ruhe, was auch immer, aber sag etwas!«
»Warum? Warum gerade jetzt, Deanna?«
»Mach bitte kein Interview daraus.«
»Warum?« wiederholte er. Als er sie an den Armen packte, merkte sie, daß er alles andere als sanft gestimmt war.
»Weil auf einmal alles so kompliziert ist.« Ihre Stimme wurde lauter, zitterte, brach. »Weil das Leben nicht mehr in irgendeinen meiner ordentlichen Pläne oder Listen hineinpaßt, und weil ich dich nicht mehr heiraten will, damit bei mir alles seine Ordnung hat. Weil jetzt wahrscheinlich der schlechteste Zeitpunkt ist, um an eine Hochzeit zu denken – die Marktanalysen im November stehen vor der Tür, der Streit zwischen Angela und mir schlägt immer noch hohe Wellen und du mußt nach Haiti. Wer weiß, vielleicht ist es aber auch der beste Zeitpunkt dafür.«
Trotz des Durcheinanders an Gefühlen, die er in sich spürte, lachte Finn. »Diesmal kann ich deiner Logik wirklich nicht mehr folgen.«
»Das Leben muß für mich nicht länger perfekt sein, Finn. Dieses eine Mal nicht. Es muß einfach nur richtig sein. Und wir sind hundertprozentig
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