Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
Stimme. »Wo zum Teufel bringen wir die ganzen Gäste von außerhalb unter, und wie soll das alles irgend jemand in nur fünf Monaten auf die Beine stellen?«
Sie legte den Kopf auf die Arme. »Ich denke«, sagte sie langsam, »Finn und ich sollten einfach durchbrennen.«
»Hey, das ist gut«, legte Simon los. »Alternativen zum Hochzeitsstreß. Da fällt mir ein Cousin von mir ein, der …«
Dieses Mal traf ihn Margarets Papierflieger mitten zwischen die Augen.
Innerhalb weniger Wochen war Deannas sonst so aufgeräumter Schreibtisch mit einem wüsten Durcheinander von Skizzen für Entwürfe von Hochzeitskleidern bedeckt, die von raffiniert gestalteten traditionellen Designs bis zu ausgesprochen futuristisch anmutenden Entwürfen reichten.
Hinter ihr stand der unscheinbare Plastikbaum, den Jeff an jenem ersten Weihnachtsfest in ihr Büro geschleppt hatte. Die vielen Kugeln und Girlanden waren für das Bäumchen viel zu schwer, weshalb es sich bedenklich zur Seite neigte.
Irgend jemand – Deanna tippte auf Cassie – hatte ein Kiefernduftspray zur Raumluftverbesserung versprüht. Der wohltuende Duft ließ die verblaßten, gefärbten Plastikzweige
noch kläglicher wirken. Deanna liebte diesen häßlichen Baum über alles.
Mittlerweile gehörte er zur Tradition, war abergläubischer Brauch geworden, und sie würde ihn nicht durch die prächtigste Blaufichte der ganzen Stadt ersetzen wollen.
»Bei diesem Entwurf kann ich nicht ganz erkennen, daß jemand ›Ich will‹ sagt.« Sie hielt die Skizze hoch, damit Fran sie gut einsehen konnte. Das kurze, schmal wirkende Kleid wurde von einer Kopfbedeckung überragt, die an die Rotorblätter eines Hubschraubers erinnerte.
»Nun, nach dem Jawort könnte Finn dich ja in Rotation versetzen, so daß ihr beide den Mittelgang entlangfliegt. Oh, schau mal, das hier ist ja heiß!« Sie hielt eine Zeichnung hoch, auf der ein langes und dünnes Model die Beine auseinanderspreizte und sich in einem zweiteiligen Kleidungsstück präsentierte, das die Taille freiließ, einen äußerst knappen Minirock und Stiefel mit Pfennigabsätzen zu bieten hatte.
»Na, das paßt aber nur, wenn ich statt des Blumenstraußes eine Peitsche in der Hand halte.«
»Dann wäre dir eine tolle Presse sicher.« Sie warf die Zeitung beiseite. »Du hast für eine Entscheidung nicht mehr allzuviel Zeit. Bald bricht der April überall mit Macht los.«
»Erinner mich nicht daran.« Deanna schob einen anderen Entwurf nach oben, was ihren Verlobungsring mit dem doppelten Diamanten aufblitzen ließ. Für jedes Jahr, das Finn gebraucht hatte, um ihren Widerstand aufzuweichen, gab es einen Diamanten, hatte er gesagt, als er ihr den Ring auf den Finger steckte. »Das hier gefällt mir.«
Fran spähte über Deannas Schulter. »Es ist phantastisch.« Mit erstaunten und begeisterten Ausrufen kommentierte sie die sich bauschenden Röcke und die weit geschnittenen Ärmel. Das schmucke Oberteil war mit Perlen und Spitzen verziert, dessen Muster sich auf der langen, wallenden Schleppe wiederholten. Die Kopfbedeckung bestand aus einem einfachen Ring, von dem aus der wie Schaum wirkenden Schleier herabfiel.
»Das ist ja wirklich umwerfend, fast mittelalterlich. Ein richtiges Kleid für das einzige Mal im Leben.«
»Meinst du?«
Fran bemerkte Deannas Interesse und kniff die Augen zusammen. »Du hast dich doch bereits entschieden.«
»Ich will eine unvoreingenommene Meinung dazu. Und du hast natürlich recht«, gab Deanna lachend zu. »Sobald ich es sah, wußte ich, daß es dieses Kleid werden würde.« Sie brachte etwas Ordnung in die Entwürfe und legte ihre Wahl ganz oben auf den Haufen. »Ich wünschte mir, die anderen Entscheidungen wären auch alle so einfach. Der Fotograf …«
»Das habe ich schon übernommen.«
»Die Lieferanten für Speisen und Getränke.«
»Das übernimmt Cassies Abteilung.«
»Musik, Servietten, Blumen, Einladungen«, sagte sie, bevor Fran sie wieder unterbrechen konnte. »Laß mich doch zumindest so tun, als ob mich das alles in den Wahnsinn treibt.«
»Das dürfte schwerfallen. In deinem ganzen Leben hast du noch nie glücklicher ausgesehen.«
»Dafür muß ich dir auch wirklich noch einmal danken. Du hast mir genau den Tritt in den Hintern versetzt, den ich gebraucht habe.«
»Ich bin froh, daß er erwünscht war. Jetzt sollten wir aber das Büro verlassen. Du hast einen freien Abend, und wir könnten uns unten in der Michigan Avenue die Brautausstattungen anschauen.
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