Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
belügen.«
Für sie hätte er noch ganz andere Sachen getan, dachte er, und zuckte mit den Achseln. »Jetzt ist das ja nicht mehr erforderlich.« Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und legte die Finger zusammen. Obwohl er nur Pullover und Jeans trug, war er vom Scheitel bis zur Sohle ein Star. »Wie lief die Show heute morgen?«
»Hör bloß auf damit.« Sie wirbelte herum, stieß einen Finger in Barlows Richtung. »Sie können ihm doch befehlen, zu fahren, oder nicht?«
»Ich dachte, daß ich das könnte.« Er hob die Hände und
ließ sie wieder fallen. »Ich bin in der Hoffnung, ihn zur Vernunft zu bringen, extra von New York herübergekommen, aber ich hätte es besser wissen sollen.« Mit einem Seufzer erhob er sich. »Die nächste Stunde bin ich noch im Nachrichtenraum. Wenn Sie mehr Glück haben sollten als ich, lassen Sie es mich wissen.«
Finn wartete, bis die Tür wieder ins Schloß gefallen war. Das leise Klicken klang genauso endgültig wie die Glocke im Boxring. »Dir wird das genausowenig gelingen wie ihm, Deanna, also akzeptiere es besser gleich.«
»Ich will, daß du fliegst«, sagte sie und betonte dabei jedes einzelne Wort. »Ich möchte nicht, daß unser Leben von dieser Sache beeinträchtigt wird. Das ist für mich sehr wichtig.«
»Du bist mir auch wichtig.«
Er nahm einen Bleistift, ließ ihn durch seine Finger wandern, tat das ein zweites Mal und brach ihn dann in der Mitte durch. »Nein.«
»Du könntest damit deine Karriere aufs Spiel setzen.«
Er neigte seinen Kopf, als ob er darüber nachdenken würde. Und zum Teufel, seine Wangengrübchen zwinkerten ihr schon wieder zu. »Das glaube ich eher nicht.«
Er war wirklich unerschütterlich und unbeweglich wie Granit, dachte sie. »Sie könnten deine Sendung absetzen.«
»Die werden doch nicht das Kind mit dem Bade ausschütten.« Obwohl er sich eigentlich nicht besonders ruhig fühlte, lehnte er sich zurück und legte die Füße auf den Tisch. »Ich kenne tatsächlich Sendeleiter, die Dümmeres gemacht haben. Nehmen wir einfach mal an, sie beschließen, eine sehr gut laufende, einträgliche und mit Auszeichnungen bedachte Sendung mit hohen Einschaltquoten abzusetzen, weil ich für eine Weile nicht reise.« Herausfordernd schaute er sie an. »Ich vermute, du müßtest mich finanziell unterstützen, wenn ich arbeitslos würde. Dann könnte es natürlich sein, daß ich mich damit anfreunde, mich vollkommen aus der Arbeitswelt zurückziehe und vielleicht mit Gartenarbeit oder Golf anfange. Nein, mir kommt da eine bessere Idee: Ich werde dein Manager. Du wärst dann der Star – du weißt schon, wie so eine Country & Western-Sängerin.«
»Das ist kein Witz, Finn.«
»Eine Tragödie ist es aber genausowenig.« Sein Telefon klingelte. Finn nahm den Hörer ab. »Später«, sagte er und legte wieder auf. »Ich werde bleiben, Deanna. Wenn ich weit weg in Europa bin, kann ich mich unmöglich über den Stand der Ermittlungen auf dem laufenden halten.«
»Warum mußt du dich denn darüber auf dem laufenden halten?« Ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Beschäftigst du dich in Wirklichkeit etwa die ganze Zeit mit diesen Ermittlungen? Ist das der Grund, warum letzten Dienstag eine Wiederholung ausgestrahlt wurde und Jenner dauernd anruft? Du arbeitest im Moment gar nicht an deinem Nachrichtenmagazin Nachgefragt , nicht wahr? Du arbeitest mit Jenner.«
»Er hat damit kein Problem. Warum sollte es bei dir anders sein?«
Sie drehte sich von ihm weg. »Ich hasse das. Ich hasse es, daß sich unser privates und berufliches Leben immer mehr vermischt und allmählich völlig aus den Fugen gerät. Ich hasse es, derart in Panik versetzt zu werden, daß ich jedesmal zusammenfahre, wenn ich auf dem Flur etwas höre, oder mich irgendwo festhalten muß, wenn sich die Aufzugtür öffnet.«
»Aber genau das meine ich doch. Komm mal her.« Er streckte eine Hand aus und nahm ihre, als sie um den Schreibtisch herumkam. Seinen Blick fest auf sie gerichtet, zog er sie auf seinen Schoß. »Deanna, mir steckt die Angst in den Knochen.«
Ihre Lippen teilten sich vor Überraschung. »Das hast du bis jetzt noch nie gesagt.«
»Vielleicht hätte ich es tun sollen. Der Stolz eines Mannes führt manchmal zu schmerzhaften Erfahrungen. Tatsache ist einfach, ich muß hierbleiben, ich muß auf dem laufenden bleiben, damit ich weiß, was passiert. Das ist die einzige Möglichkeit, um meiner Angst Herr zu werden.«
»Versprich mir, daß du kein Risiko
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