Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
»Weshalb hat es dieser Mensch nicht auf Sie abgesehen?«
Instinktiv fuhr Finns Hand hoch und tastete über seinen Ärmel, unter dem sich die Narbe von der Kugel befand, die den polizeilichen Ermittlungen zufolge weder von dem Scharfschützen noch von einem der Männer des Sonderkommandos abgefeuert worden war. »Weil ich nie etwas gemacht habe, was Deanna weh tat oder verletzte. Marshall tat das noch an dem Tag, an dem er getötet wurde, und ein paar Jahre früher, als er in Angelas Falle getappt war.«
»Ich hätte wirklich mit ihm sprechen sollen.« Jenner klopfte mit der Faust auf seine Akten. »Vielleicht hat er etwas gewußt oder etwas gesehen. Vielleicht wurde er auch bedroht.«
»Das bezweifle ich. Er war doch der Typ, der als erstes zur Polizei rennt. Außerdem hätte er es mir bei unserer Unterhaltung erzählt.«
»Sie waren wahrscheinlich viel zu sehr damit beschäftigt, ihn zusammenzuschlagen.«
»Ich habe ihn nicht zusammengeschlagen.« Finn verschränkte die Arme vor der Brust. »Er wollte mir einen
Schlag versetzen, und ich habe einmal zugeschlagen. Einmal, wohlgemerkt. Ich meine auch nur, daß er es mir bestimmt erzählt hätte, als ich mich einige Tage vorher mit ihm in seiner Praxis unterhalten habe.«
Jenner hörte mit der Kritzelei auf. »Sie waren bei ihm, um ihn wegen des Mordes an Angela Perkins zu befragen?«
»Es war eine rein theoretische Möglichkeit.«
»Und Sie hielten es nicht für nötig, mir das mitzuteilen?«
»Es war eine persönliche Sache.«
»Nichts daran ist persönlich, nichts.« Mit zu schmalen Schlitzen verengten Augen schob sich Jenner nach vorne. »Ich habe Sie an diesen Ermittlungen teilnehmen lassen, weil ich Sie für einen klugen Mann hielt und ich Ihrer Haltung gewisse Sympathien entgegenbringe. Wenn Sie mir jedoch in die Quere kommen, sind Sie ganz schnell außen vor.«
»Was ich tun muß, werde ich tun, Lieutenant, mit Ihnen oder ohne Sie.«
»Reporter sind nicht die einzigen, die Stunk machen können. Schreiben Sie sich das bitte hinter die Ohren.« Jenner schloß seine Akte und erhob sich. »Ich habe zu tun.«
Nein, dachte Jenner, Sympathie und Bewunderung hin oder her, er würde Finn nicht einfach eigenmächtig Untersuchungen machen lassen. Finn mochte ja für die Tatsache, daß sein Leben in Gefahr war, blind sein, aber Jenner war das nicht.
Er stand auf, um seine Kaffeetasse wieder zu füllen, und warf einen kurzen Blick durch die Glastür. »Wenn man vom Teufel spricht«, murmelte er und zog die Tür auf. »Suchen Sie mich?« fragte er Finn und gab dem Polizisten, der sich ihm in den Weg gestellt hatte, mit einem Wink zu verstehen, er solle Finn durchlassen. »Alles in Ordnung, Officer. Ich werde mit Mr. Riley sprechen.« Er nickte Finn kurz zu. »Sie haben fünf Minuten.«
»Es wird etwas länger dauern.« Leidenschaftslos studierte Finn die Polizeifotos an der Korkwand. Die Fotos zeigten beide Mordopfer kurz vor und kurz nach ihrem Tod. »Sie werden eine weitere Reihe dort aufhängen müssen.«
Zwanzig Minuten später beendete Jenner sein Gespräch mit dem Detective von Brooklyn Heights. »Sie faxen uns die Akte rüber«, teilte er Finn mit. »Okay, Mr. Riley, wer wußte, daß McNeil Informationen an Angela weitergab?«
»Deannas Team. Da bin ich mir ziemlich sicher. Und ich halte es zudem für ziemlich wahrscheinlich, daß die Informationen auch ein Stockwerk tiefer durchsickerten.« Finn war ganz aufgeregt, hatte das Gefühl, kurz vor der Vollendung eines Puzzles zu stehen. »Deannas Leute und die Leute aus der Nachrichtenredaktion haben sich immer gut ausgetauscht. Liegen wir hier auf der gleichen Wellenlänge? Drei Leute sind tot, weil sie Deanna in irgendeiner Weise bedroht haben.«
»Dazu kann ich nichts sagen, Mr. Riley.«
Finn schob seinen Stuhl vom Tisch zurück. »Verflucht, ich bin jetzt nicht als Reporter hier, bin nicht auf der Suche nach einem Knüller oder dem letzten Leckerbissen eines ungenannten Informanten aus den Reihen der Polizei. Wollen Sie mich vielleicht nach einem Mikrofon untersuchen?«
»Ich glaube nicht, daß Sie hinter einer Story her sind, Mr. Riley«, meinte Jenner ruhig. »Hätte ich das jemals angenommen, hätten Sie bei mir niemals einen Fuß in die Tür gekriegt. Aber vielleicht sind Sie es einfach zu sehr gewohnt, die Dinge selbständig und auf Ihre eigene Weise anzugehen, um mit einer so empfindlichen Materie wie Kooperation klarzukommen.«
Finn schlug mit den Händen auf den Tisch. »Wenn Sie
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