Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
selbst durch die schwierigste Prüfung gegangen bist, mit der eine Frau konfrontiert werden kann.«
»Als ich Tess spielte, beschäftigte mich natürlich die Frage, wie alles gekommen wäre, wenn ich mich anders entschieden hätte, aber das werde ich wohl nie in Erfahrung bringen.«
»Bereust du deine Entscheidung?«
»Ein Teil von mir wird es immer bedauern, daß ich diesem Kind keine Mutter sein konnte. Aber ich denke, nach all diesen Jahren ist mir schließlich klar geworden, daß es wirklich für alle die richtige Entscheidung war.«
»Wir sind gleich wieder zurück«, sagte Deanna in die Kamera und wandte sich dann Kate zu.
»Alles in Ordnung?«
»So gerade eben. Ich habe nicht gedacht, daß es so hart sein würde.« Sie holte zweimal tief Luft, richtete ihren Blick aber lieber auf Deanna als ins Publikum. »Die Fragen kommen schnell und heftig. Und an die Presse morgen will ich gar nicht denken.«
»Du wirst es schon schaffen.«
»Ja, das stimmt, Dee.« Kate beugte sich vor und griff Deannas Hand. »Es bedeutete mir eine Menge, das hier mit dir tun zu können. Für kurze Zeit hatte ich das Gefühl, auf unsere vertraute Weise nur mit dir zu sprechen.«
»Dann wirst du vielleicht dieses Mal den Kontakt halten.«
»Das will ich gerne tun. Während ich das alles erzählte, ist mir übrigens bewußt geworden, warum ich Angela so sehr haßte. Eigentlich dachte ich, ich würde sie hassen, weil sie
mich ausgenutzt hat. Doch tatsächlich hasse ich sie, weil sie mein Baby für ihre Zwecke ausgenutzt hat. Es hilft, das zu wissen.«
»Eine tolle Show!« Die zu Fäusten geballten Hände in die Hüften gestemmt, stand Fran da, als Deanna in die Garderobe kam. »Du hat es die ganze Zeit gewußt. Warum zum Teufel hast du mir nichts gesagt? Immerhin bin ich die Produktionsleiterin und deine beste Freundin.«
»Weil ich mir nicht sicher war, ob sie es auch wirklich zu Ende führt.« Deanna war in der letzten Stunde so angespannt gewesen, daß ihr die Schultern weh taten. Sie bewegte sie langsam im Kreis, während sie zu dem beleuchteten Spiegel hinüberging, um das Make-up zu wechseln. Fran war sauer. Deanna konnte das gut nachvollziehen, hatte es sogar erwartet. Doch sie nahm an, daß sich Frans Stimmung auch schnell wieder änderte. »Ich hatte nicht das Gefühl, daß es richtig gewesen wäre, darüber zu sprechen, bevor sie es tatsächlich selber tat. Wie waren die Zuschauerreaktionen, Fran?«
»Nachdem die Schockwellen verebbt waren? Ich würde sagen, ungefähr fünfundsechzig Prozent waren auf ihrer Seite, vielleicht zehn Prozent kamen die ganze Zeit nicht über ihre Verblüffung hinaus, und die verbleibenden fünfundzwanzig Prozent waren darüber verärgert, daß ihre Prinzessin gestrauchelt war.«
»Das entspricht ungefähr meinen Erwartungen. Nicht schlecht.« Deanna trug eine dicke Schicht Feuchtigkeitscreme auf. »Kate wird es verkraften.« Sie zog eine Braue hoch, als sie Fran im Spiegel sah. »Wo stehst du?«
Eine Weile herrschte Stille, dann atmete Fran tief aus, was ihren fransigen Pony flattern ließ. »Ich bin hundertprozentig auf ihrer Seite. Das muß für das arme Kind ja die Hölle gewesen sein! O Gott, Dee, was hat sie nur bewogen, damit auf diese Weise an die Öffentlichkeit zu treten?«
»Das hat mit Angela zu tun«, begann Deanna und erzählte Fran die ganze Geschichte.
»Erpressung.« Viel zu neugierig geworden, um noch verärgert zu sein, stieß Fran einen leisen Pfiff aus. »Ich wußte ja,
daß sie ein Miststück war, aber daß sie so tief sinken würde, hatte ich nun auch wieder nicht gedacht. Vermutlich hat sich die Liste der Verdächtigen gerade um ein paar Dutzend Namen verlängert.« Ihre Augen weiteten sich. »Hältst du es für möglich, daß Kate vielleicht …«
»Nein, das kann ich mir nicht vorstellen.« Natürlich hatte auch Deanna sich schon eingehend mit dieser Möglichkeit auseinandergesetzt. »Selbst wenn ich annehmen würde, sie hätte Angela umgebracht, was ich nicht tue, gibt es für sie überhaupt keinen Grund, Marshall getötet zu haben. Sie kannte ihn ja nicht einmal.«
»Ich glaube es eigentlich auch nicht. Hoffentlich findet die Polizei bald heraus, wer es ist, und sperrt diesen Psychopathen ein. Zu sehen, daß du immer noch diese anonymen Briefe bekommst, ängstigt mich jedes Mal zu Tode.« Deanna hatte sie längst alles vergeben, daher ging sie zu ihr hinüber und massierte automatisch ihre Schultern. »Da ich jetzt weiß, daß Finn die Stadt nicht eher
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