Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
Sie mich eben einfach nur mit. Ich weiß es zu schätzen.«
Fünftes Kapitel
F ür einige Menschen ist die Organisation einer Party etwas, das man ganz lässig handhaben kann: Speisen, Getränke, Musik und gute Gesellschaft werden zusammengeworfen und dann sich selbst überlassen, damit sie sich auf die ihnen eigene Weise miteinander vermischen können.
Für Deanna war es wie ein Feldzug. Seit Cassie vor knapp vierundzwanzig Stunden die Fackel an sie weitergereicht hatte, gab es kein Detail, um das sie sich nicht gekümmert hätte, und keine Liste, die sie nicht durchgegangen wäre und erledigt hätte. Wie ein General, der seine Truppen auf Vordermann bringt, überprüfte sie beim Lieferanten für Speisen und Getränke, bei der Floristin, dem Barkeeper und dem Haushaltspersonal, ob alles so war, wie es gewünscht wurde. Sie traf alle nötigen Vorbereitungen, änderte hier und da noch etwas um und brachte ihre Zustimmung zum Ausdruck, wenn alles perfekt war. Sie zählte die Blumen nach, besprach mit den Musikern, welche Stücke gespielt werden sollten, und probierte persönlich Van Dammes Hühnerkebab in Erdnußbuttersauce.
»Unglaublich«, murmelte sie mit geschlossenen Augen und leicht geöffneten Lippen, als sie dessen Geschmack kostete. »Wirklich unglaublich.«
Als sie die Augen öffnete, strahlte der schlanke junge Mann, der für die Beköstigung zuständig war, sie an, und sie strahlte zurück.
»Gott sei Dank.« Van Damme reichte ihr ein Glas Wein. Die beiden standen mitten in Angelas riesiger Küche. »Miss Perkins wollte als kulinarisches Motto Speisen aus der ganzen Welt. Wir mußten uns in kurzer Zeit einiges einfallen lassen
und umfangreiche Vorbereitungen treffen, um Geschmacksrichtungen zu präsentieren, die sich gegenseitig gut ergänzten. Die Ratatouille, die fritierten Pilze à la Berlin …« Seine Aufzählung nahm kein Ende.
Deanna kannte zwar kaum den Unterschied zwischen Ratatouille und Thunfisch, gab aber die passenden Geräusche von sich. »Sie haben wirklich wunderbare Arbeit geleistet, Mr. Van Damme.« Deanna prostete ihm zu und nahm einen Schluck. »Miss Perkins und ihre Gäste werden begeistert sein. Jetzt weiß ich, daß bei Ihnen alles in guten Händen ist.«
Das hoffte sie zumindest. Ungefähr ein halbes Dutzend Leute hielten sich in der Küche auf, klapperten mit den Pfannen, vervollständigten das Arrangement der Speisen auf den Serviertellern, huschten hin und her. »Wir haben noch dreißig Minuten.« Sie sah sich ein letztes Mal um. Jeder Zentimeter auf Angelas rosafarbenen Anrichten war mit Tabletts und Töpfen gefüllt; die Luft war voller Wohlgerüche. Gehetzt waren überall Van Dammes Helfer bei der Arbeit. Deanna wunderte sich, daß in diesem Durcheinander überhaupt irgend jemand etwas zustande bringen konnte, und entfloh dem Ganzen.
Sie eilte in den vorderen Teil des Gebäudes. Angelas hohes Wohnzimmer bestand nur noch aus Pastellfarbtönen und Blumen. Zarte Callas ragten in verschwenderischer Fülle aus den Kristallvasen. Anmutig-zarte Rosenblüten schwammen in zerbrechlich wirkenden Schalen. In den blassen Mustern der Orientteppiche auf dem Boden und in den winzigen Veilchen, mit denen die Seidentapeten übersät waren, setzte sich das Blütenthema fort.
Wie alle anderen Räume in Angelas schmuckem, zweistöckigem Haus, war auch das Wohnzimmer mit seinen zarten Farben und den dicken Polstern ein Fest weiblicher Dekorationskunst. Deannas geübtes Auge überflog die scherbettfarbenen Kissen auf dem Sofa mit der geschwungenen Rückenlehne, die Anordnung der dünnen Wachskerzen, die Präsentation der blaßrosa und grün gefärbten Minzbonbons in den flachen Konfektschüsseln aus Kristallglas.
Durch die geschlossenen Terrassentüren hindurch hörte sie leise, wie die Musiker der Kapelle ihre Instrumente stimmten.
Einen Augenblick lang malte sie sich aus, wie das Haus wohl aussehen würde, wenn es ihr gehörte. Es würde viel mehr Farben geben, dachte sie, und weniger Verzierungen. An den hohen Zimmerdecken, den Bogenfenstern und dem gemütlichen Kamin mit dem Vorsatz aus Apfelholz hätte sie jedoch bestimmt ihre Freude.
Sie hätte auch mehr Kunstwerke an den Wänden aufgehängt, auffällige Drucke, Skulpturen mit geschwungenen Formen. Dazu hätte sie ein paar ausgesuchte Antiquitäten mit kantigen modernen Möbelstücken gemischt.
Eines Tages wird es soweit sein, dachte sie versonnen, und rückte auf einer Tischplatte eine Vase zurecht.
Zufrieden wanderte sie ein
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