Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
in diesem Zimmer.«
»Das liegt nur daran, daß ich älter bin als du, nicht wahr?« Sie schleuderte ihm die Worte entgegen. Wut verzerrte die Schönheit ihres Gesichtes, die sie sonst mit soviel Sorgfalt bedachte. »Du denkst, du könntest eine Jüngere finden, die du dir zurechtbiegen und der du beibringen kannst, vor dir herumzukriechen, nicht wahr?«
»Das Lied können wir doch nun wirklich schon singen. Ich glaube, uns fällt auch nicht mehr viel Neues dazu ein.« Finn drehte sich um und ging auf die Tür zu. Er hatte die Eingangshalle fast durchquert, als sie sich ihm vor die Füße warf.
»Laß mich nicht allein!« Schluchzend klammerte sie sich an seine Beine. Zurückweisung löste bei ihr eine Angst aus, die genauso groß war wie ihr Schmerz. Das war schon immer so gewesen und würde auch in Zukunft immer so sein. »Es tut mir leid.« Und in diesem Moment meinte sie das auch so, aus vollem Herzen und ohne jede Einschränkung, was alles nur noch schlimmer machte. »Tut mir leid. Bitte, verlaß mich nicht!«
»Um Himmels willen, Angela!« Mitleid und Abscheu bestürmten ihn, als er sie wieder hochzog. »Hör jetzt auf damit!«
»Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr.« Die Arme um seinen Hals geschlungen, weinte sie an seiner Schulter. Die Liebe war genauso echt wie ihre vorherige Wut, genauso vergänglich und genauso unberechenbar.
»Wenn ich glauben würde, daß du das ernst meinst, können wir uns nur leid tun.« Er stieß sie von sich und schüttelte sie. Tränen hatte er schon immer für die wirksamste und hinterhältigste Waffe einer Frau gehalten. »Verdammt noch mal, laß das endlich bleiben! Meinst du denn, ich hätte drei Monate lang immer wieder mit dir schlafen können, ohne zu wissen, wann du mich manipulierst? Du liebst mich nicht, du willst mich nur, weil ich von dir weggegangen bin.«
»Das ist doch nicht wahr.« Sie hob ihr tränenüberströmtes Gesicht. Das Ausmaß der unschuldigen Verletzung und des echten und aufrichtigen Unglücks darin war so groß, daß er beinahe weich geworden wäre. »Ich liebe dich, Finn. Und ich kann dich glücklich machen.«
Wütend über sie und darüber, daß er bei ihr immer wieder schwach wurde, riß er seine Arme von ihr weg. »Meinst du, ich wüßte etwa nicht, daß du James unter Druck gesetzt hast, mich zu feuern, nur weil du nicht wolltest, daß ich die Stelle in London annehme?«
»Ich war völlig verzweifelt.« Sie bedeckte das Gesicht mit den Händen und ließ die Tränen durch die Finger rinnen. »Ich hatte Angst davor, dich zu verlieren.«
»Du wolltest doch nur beweisen, daß du das Sagen hast. Und hätte James sich nicht so eindeutig hinter mich gestellt, hättest du mir meine Karriere ruinieren können.«
»Er hat nicht auf mich gehört.« Sie senkte die Hände und fügte mit einem kalten Ausdruck im Gesicht hinzu: »Genausowenig wie du.«
»Stimmt. Ich bin heute abend gekommen, weil ich hoffte, es wäre genug Zeit vergangen, in der sich die Dinge setzen konnten. Wie es aussieht, habe ich mich da jedoch geirrt.«
»Meinst du denn, du könntest mich einfach sitzenlassen?« fragte sie leise und ausgesprochen ruhig, als Finn auf die Tür zuging. Die Tränen waren vergessen. »Denkst du, es wäre einfach damit getan, sich umzudrehen und zu gehen? Ich werde dich zugrunde richten, auch wenn ich Jahre dazu brauche, das schwöre ich dir!«
An der Tür blieb Finn noch einmal stehen. Angela stand mitten in der Eingangshalle, ihr fleckiges Gesicht und ihre Augen waren vom vielen Weinen ganz geschwollen, der Blick jedoch hart wie Stein. »Danke für die Party, Angela, es war ein prächtiges Schauspiel.«
Deanna hätte Finn Riley zugestimmt. Als dieser zu seinem Wagen schlenderte, gähnte sie gerade im Fahrstuhl, der zu ihrer Wohnung hochkroch. Sie war dankbar, daß sie den ganzen nächsten Tag frei hatte. Dadurch hatte sie Zeit, sich ein wenig zu erholen und darüber nachzudenken, wie sie nun zu Marshall stand.
Doch im Moment stand für sie nur eines auf dem Programm: ein Bad nehmen und sich ausschlafen.
Bevor sich die Fahrstuhltüren wieder öffneten, hatte sie
bereits ihre Schlüssel aus der Handtasche geholt. Beim Aufschließen der beiden Schlösser an ihrer Wohnungstür summte sie vor sich hin. Gewohnheitsmäßig betätigte sie den Lichtschalter neben der Tür, als sie über die Schwelle trat.
Diese Ruhe, dachte sie, diese wundervolle, selige Ruhe. Hinter ihr die Wohnungstür wieder abschließend, ging sie zu ihrem Anrufbeantworter,
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