Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
dir sagen!«
»Damit erzählst du mir doch nichts Neues, Simon.«
»Ich weiß ja auch selber nichts Genaueres.« Beim Aufflammen des roten Lichtes senkte er die Stimme. »Sie warf heute mit einem Briefbeschwerer nach mir«, flüsterte er. »Glücklicherweise kann sie nicht gut zielen.«
»Vielleicht sollte sie einer Baseballmannschaft beitreten.«
Simon gab ein Geräusch von sich, das als leises Lachen durchgehen konnte, unterdrückte es aber schnell und schuldbewußt. »Sie steht sehr unter Druck.«
»Das stimmt.«
»Es ist nicht einfach, an der Spitze zu bleiben.« Simon gab einen Seufzer der Erleichterung von sich, als das Leuchtschild mit der Aufschrift ›Sendung läuft‹ wieder erlosch. Livesendungen versetzten ihn immer in einen ständigen Zustand inneren Aufruhrs. »Deanna.« Er winkte ihr zu und wäre beinahe mit einem Fuß in einer Kabelschlange hängengeblieben, als er losrannte, um sie einzuholen. »Das war ein guter Beitrag. Wirklich toll.«
»Danke.« Sie blickte von ihm zu Finn und wieder zu ihm zurück. »Wie war die Aufzeichnung von heute morgen?«
»Ging so.« Er machte eine Grimasse. »Angela hat mich gebeten, dir diese Nachricht zu geben.« Er reichte ihr einen blassrosa gefärbten Umschlag. »Es schien wichtig zu sein.«
»Okay.« Sie widerstand dem Impuls, den Umschlag einfach in ihrer Tasche verschwinden zu lassen. »Keine Sorge, ich vergesse ihn nicht.«
»Nun, dann gehe ich jetzt besser wieder hoch. Komm doch
während der Aufzeichnung heute nachmittag einmal vorbei, wenn du kannst.«
»Das werde ich tun.«
Finn beobachtete, wie die Tür hinter Simon wieder zufiel. »Ich werde nie begreifen, wie ein so nervöser und niedergeschlagener Mensch mit den Leuten umgehen kann, die Angela für ihre Talk-Show verpflichtet.«
»Er hat alles gut im Griff. Ich kenne keinen, der Probleme besser lösen kann als Simon.«
»Das war auch keine Kritik«, meinte Finn und paßte seinen Schritt ihrem Tempo an, während sie das Studio verließen.
»Es war ein Kommentar.«
»Heute scheinen Sie mir eine Menge Kommentare abgeben zu müssen.« Wie sie es gewohnt war, bog sie zur Garderobe ab, um ihr Make-up aufzufrischen.
»Dann habe ich noch einen für Sie auf Lager. Ihr Interview mit dieser Künstlerin – Myra heißt sie doch, nicht wahr? – war sehr solide gemacht.«
Freude schlich sich durch ihre Abwehr. »Danke. Es war auch ein interessantes Thema.«
»Das war aber nicht das Ausschlaggebende. Sie haben die Frau immer wieder auf den Boden gebracht, wenn sie begann, sich über Technik und Symbolik auszulassen, und dadurch verlief das Gespräch die ganze Zeit über in unbeschwerten und freundlichen Bahnen.«
»Ein unbeschwertes und freundliches Gespräch ist mir auch am liebsten.« Ihre Blicke trafen sich im Spiegel, und es knisterte. »Ghaddafi und Saddam Hussein überlasse ich Ihnen.«
»Das weiß ich zu schätzen.« Er schüttelte den Kopf, als sie ihren Lippenstift nachzog. »Sie sind wirklich sehr empfindlich. Diese Feststellung war als Kompliment gedacht.«
Da hatte er recht, dachte sie. Sie war tatsächlich ziemlich empfindlich. »Wissen Sie, was ich glaube, Finn?« Sie strich ihr Haar glatt und drehte sich zu ihm um. »Ich glaube, dieser Raum ist zu klein für unsere gegensätzlichen Energien.«
Seitdem er sie auf einer Rollbahn im Regen an sich gedrückt
hatte, hatte er das Gefühl, unter Strom zu stehen. »Und was für ein Gefühl rufen diese gegensätzlichen Energien bei Ihnen hervor?«
»Es ist mir einfach zu voll hier.« Ihr Lächeln war eine direkte Reaktion auf den Ausdruck der Belustigung in seinen Augen. »Vermutlich ist auch das der Grund, warum Sie mir immer im Weg zu stehen scheinen.«
»Dann denke ich, ich sollte besser ein wenig zur Seite treten und Ihnen etwas Raum geben.«
»Warum tun Sie das dann nicht?« Sie nahm den rosafarbenen Umschlag, den sie auf die Ablage gelegt hatte, doch bevor sie ihn öffnen konnte, nahm Finn ihre Hand.
»Eine Frage: Wie koordinieren Sie Ihre Arbeit als Reporterin für die CBC mit Ihrer Arbeit für Angela?«
»Ich arbeite nicht für Angela. Ich arbeite für die Nachrichtenredaktion.« Mit schnellen, gekonnten Bewegungen fuhr sie sich mit der Bürste durch die Haare und band sie hinten zusammen. »Angela tue ich gelegentlich einen Gefallen. Sie bezahlt mir nichts.«
»Ihr seid einfach nur zwei gute Kumpel, die sich aushelfen?«
Deanna achtete nicht auf die Gereiztheit in seiner Stimme. »Ich würde Angela und mich nicht unbedingt
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