Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
London als Beförderung, ja sogar als Volltreffer ansehen.«
»Die Stadt ist ganz nett.«
Barlow seufzte. »Komm, gehen wir in die Dusche.«
Zwanzig Minuten später lagen sie lang ausgestreckt auf den Massagetischen und ließen sich durchwalken.
»Das war eine verdammt gute Sendung heute morgen«, meinte Barlow.
»Du hast auch einfach ein gutes Team von versierten Journalisten. Gib ihnen noch ein wenig Zeit, und du kannst es mit allen anderen aufnehmen.«
»Zeit ist in dieser Branche immer stärker Mangelware.
Früher konnte ich keine Erbsenzähler ausstehen.« Er machte eine Grimasse. »Jetzt bin ich selber einer dieser verdammten Erbsenzähler.«
»Aber immerhin ein Erbsenzähler mit viel Phantasie.«
Barlow sagte nichts dazu. Finn schwieg ebenfalls. Er wußte, daß es einen Anlaß für dieses informelle Treffen gab.
»Wie schätzt du unsere Abteilung in Chicago ein?«
»Sie steht unter Druck«, antwortete Finn vorsichtig. »Verdammt, du hast diese Abteilung doch mehr als zehn Jahre lang selbst geleitet und kennst unsere Leute. Es ist eine gute Mischung aus Erfahrung und frischem Blut, und auch das Arbeitsklima ist hervorragend.«
»Die Einschaltquoten für die Lokalnachrichten am Abend sind ziemlich schlecht. Wir brauchen unbedingt vorher eine stärkere Sendung. Ich würde es begrüßen, wenn sie Angela auf vier Uhr legen würden und damit ihre Zuschauer auf diese Zeit ziehen.«
Finn zuckte mit den Achseln. Er achtete zwar ebenfalls auf die Einschaltquoten, maß ihnen aber nur ungern eine besondere Bedeutung bei. »In Chicago und in den meisten Gebieten des Mittelwestens läuft die Talk-Show seit Jahren um neun. Wenn wir sie von diesem Sendetermin abziehen, steht uns möglicherweise eine harte Übergangszeit bevor.«
»Wahrscheinlich wird sie härter, als du denkst«, murmelte Barlow. »Du und Angela … läuft da eigentlich noch etwas zwischen euch?«
Finn öffnete die Augen und hob fragend eine Braue. »Wird das ein Gespräch zwischen Vater und Sohn, Papa?«
»Klugscheißer.« Barlow lachte in sich hinein, doch sein durchdringender Blick veränderte sich nicht. Finn kannte diesen Blick. »Ich frage mich nur, ob ihr beide wieder da weitermacht, wo ihr aufgehört habt.«
»Wir hatten in der Toilette Schluß gemacht«, meinte Finn trocken. »Die Antwort lautet: Nein.«
»Hmmmm. Und ist eure Beziehung eher freundlich oder angespannt?«
»Nach außen hin ist sie freundlich, aber in Wirklichkeit haßt sie mich wie die Pest.«
Barlow gab erneut ein Grunzen von sich. Erfreulich, dachte er, denn er mochte den Jungen. Doch gleichzeitig waren es auch schlechte Nachrichten, denn es bedeutete, daß er Finn jetzt wahrscheinlich nicht mehr so gut für seine Zwecke nutzen konnte. Er faßte einen Entschluß, drehte sich auf dem Tisch herum, wickelte sich in das Badelaken und entließ die beiden Masseure.
»Ich habe ein Problem, Finn. Vor einigen Tagen kam mir ein übles Gerücht zu Ohren.«
Finn schob sich hoch. Zu jeder anderen Zeit hätte er einen Witz über zwei erwachsene, in ein intensives Gespräch vertiefte Männer gemacht, die dabei halbnackt waren und nach Ginseng rochen. »Willst du, daß es auch bis zu meinen Ohren dringt?«
»Ja, und daß es dort bleibt.«
»In Ordnung.«
»Man munkelt, daß Angela Perkins in Chicago, bei der CBC und bei Delacort ihre Zelte abbricht.«
»Davon weiß ich wirklich nichts.« Finn dachte nach, schob sich die Haare aus dem Gesicht. Wie jeder Reporter haßte er es, Nachrichten aus zweiter Hand zu erfahren, auch wenn es sich dabei nur um Gerüchte handelte. »Nun, es ist gerade die Zeit, in der Verträge abgeschlossen werden, nicht wahr? Wahrscheinlich hat sie diesen Unsinn selbst in Umlauf gebracht, um die Leute aus der Chefetage dazu zu bewegen, ihr noch zusätzlich einen dicken Batzen Geld zu bieten.«
»Nein. Sie selbst hält sich in dieser Hinsicht völlig bedeckt. Wie ich hörte, macht ihr Agent mit Verhandlungen von sich reden, aber was der von sich gibt, klingt nicht echt. Die undichte Stelle war bei Starmedia. Wenn sie geht, Finn, hinterläßt sie ein dickes Loch.«
»Das ist doch das Problem der Unterhaltungsabteilung.«
»Deren Problem ist auch unser Problem. Das weißt du.«
»Scheiße.«
»Gut ausgedrückt. Ich erwähnte das auch nur, weil ich dachte, wenn du und Angela immer noch …«
»Das ist aber nicht der Fall.« Finn runzelte die Stirn. »Ich werde sehen, was ich herausfinden kann, wenn ich zurück bin.«
»Dafür wäre ich dir sehr
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