Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
dankbar. Laß uns jetzt etwas zu Mittag essen. Wir müssen uns noch über das Thema Nachrichtenmagazine unterhalten.«
»Ich bin aber nicht bereit, ein Nachrichtenmagazin auf die Beine zu stellen.« Der Streit war alt und wurde mit vollendeter Liebenswürdigkeit fortgesetzt, als sie sich mit wehenden Badelaken in den Umkleideraum begaben.
»Hawaii hört sich toll an«, flötete Deanna ins Telefon.
»Ich bin froh, daß du so denkst. Wie wäre es mit der zweiten Juniwoche?«
Erfreut über diese Idee, goß sich Deanna einen Becher Kaffee ein. Zusammen mit ihrem schnurlosen Telefon trug sie ihn zu dem Tisch, auf dem ihr Laptop stand. »Ich werde für diese Zeit Urlaub beantragen. Seit ich hier beim Sender bin, habe ich mir kein einziges Mal freigenommen, so daß ich nicht glaube, daß es damit irgendwelche Probleme gibt.«
»Soll ich nicht kurz vorbeikommen? Dann können wir über die ganze Sache reden und uns einige Prospekte anschauen.«
Sie schloß die Augen und wußte, daß sie das hartnäckige Klicken auf ihrem Computerbildschirm nicht länger ignorieren konnte. »Ich wünschte mir, wir könnten das, aber ich muß leider arbeiten. Mir ist in letzter Minute noch etwas hereingekommen, das mich aufgehalten hat.« Die Stunde, die sie damit verbracht hatte, Angelas Rede den letzten Schliff zu geben, erwähnte sie nicht. »An diesem Wochenende die Nachrichten zu moderieren, hat alles andere blockiert. Wie wäre es aber mit Sonntag zum Brunch?«
»Sagen wir gegen zehn? Ich könnte dich im Drake treffen. Dann schauen wir uns die Prospekte an und finden heraus, wonach uns am meisten der Sinn steht.«
»Bestens. Ich freue mich.«
»Ich auch.«
»Tut mir leid mit heute abend.«
»Das ist nicht so schlimm. Ich muß selbst noch arbeiten. Gute Nacht, Deanna.«
»Gute Nacht.«
Marshall legte auf. Zu den Klängen Mozarts brannte im Kamin ein ruhiges Feuer, der Duft von Zitronenöl und wohlriechender Rauch hingen in der Luft.
Nachdem er seinen Brandy geleert hatte, ging er die Treppe hoch in sein Schlafzimmer. Bei den Klängen der in einem flotten Rhythmus spielenden Geigen aus den verborgenen Lautsprechern zog er seinen maßgeschneiderten Anzug aus. Darunter trug er Seide.
Das war eine kleine Vorliebe von ihm. Er mochte zarte teure Dinge. Und er gab ohne Scham zu, daß er auch Frauen mochte. Er erinnerte sich, daß seine Ehefrau oft Witze darüber gemacht hatte und seine Bewunderung für das andere Geschlecht sogar geschätzt hatte. Natürlich nur, bis sie merkte, wie er die junge Annie Gilby derart bewunderte, daß er mit ihr intim wurde.
Die Erinnerung an den Moment, als seine Frau einen ganzen Tag zu früh von einer Geschäftsreise zurückkam, ließ ihn zusammenzucken. Er hatte noch genau den Ausdruck ihres Gesichts vor Augen, als sie ins Schlafzimmer kam und feststellte, daß er Annie gerade laut und wild liebte. Es war ein schrecklicher Fehler gewesen, ein tragischer Fehler. Sein völlig berechtigtes Argument, seine Frau habe sich doch fast nur noch mit ihrer Karriere beschäftigt und in ihrem Schlafzimmer überhaupt nicht mehr betätigt, was ihn zur leichten Beute hatte werden lassen, war auf taube Ohren gestoßen.
Es war ihr egal gewesen, daß das Mädchen ihn bewußt und ausgesprochen zielstrebig verführt und seine Schwächen und Frustrationen geschickt ausgenutzt hatte. Gut, es hatte auch andere Frauen gegeben. Aber das waren nur flüchtige Ablenkungen gewesen, diskrete sexuelle Befreiungsakte, während seine Frau nicht da war oder völlig von ihrer Arbeit als Dekorateurin in Anspruch genommen wurde, und alle nicht der Rede wert.
Nie hatte er Patricia weh tun wollen, versicherte er sich, als er eine dunkle Freizeithose und ein Hemd auswählte. Er hatte sie aus vollem Herzen geliebt, und jetzt vermißte er sie fürchterlich.
Marshall war ein Mann, dem es ein Bedürfnis war, verheiratet zu sein, der eine Frau brauchte, mit der er sprechen, sein Leben und sein Zuhause teilen konnte – eine kluge und intelligente Frau wie Patricia. Zwar brauchte er den Reiz der Schönheit, aber das war ja nun kein Makel. Patricia war schön und ehrgeizig gewesen, sie hatte ein vollendetes Stilempfinden und einen vollendeten Geschmack.
Kurzum, für ihn war sie einfach perfekt gewesen. Mit der einzigen Ausnahme, daß sie für einige doch sehr menschliche Schwächen kein Verständnis aufbringen konnte.
Als sie diese entdeckt hatte, war sie unversöhnlich gewesen wie ein Stein, und er hatte sie verloren.
Und obwohl er
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