Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
Star Hollywoods hier in Chicago?«
»Eine unbedeutende Sache.« Kates Lächeln verlor etwas an Kraft. »Ein bißchen Werbung. Und du?«
»Ich arbeite hier.«
»Hier?« Der Rest ihres warmen Lächelns verschwand nun ebenfalls. »Für Angela?«
»Nein, unten in der Nachrichtenredaktion für das Mittagsmagazin mit Roger Crowell und Deanna Reynolds.«
»Jetzt erzählt mir bloß nicht, daß sich zwei der mir liebsten Leute kennen.« Angela trat aus der Tür und war ganz die wohlwollende Gastgeberin. »Kate, meine Liebe, tut mir leid, daß du warten mußtest. Cassie hat mir gar nicht gesagt, daß du hier bist.«
»Ich bin auch gerade erst gekommen.« Die Finger, die immer noch Deannas Hand festhielten, versteiften sich kurz, dann entspannten sie sich wieder. »Mein Flug heute morgen hatte Verspätung, und daher laufe ich den ganzen Tag schon hinter allem her.«
»Das ist schrecklich, nicht wahr? Sogar eine Frau mit deinen Talenten ist den Launen der Technik ausgeliefert. Aber jetzt sag mir doch …« Sie schlenderte zu den beiden Frauen hinüber und legte Deanna eine besitzergreifende Hand auf die Schulter. »Woher kennst du denn unsere Dee?«
»Meine Tante wohnte in der gleichen Straße wie Deannas Eltern, die Häuser standen sich gegenüber, und als Kind habe ich einige Sommer in Kansas verbracht.«
»Und ihr wart Spielgefährten.« Angela gab ein entzücktes Lachen von sich. »Das ist ja zauberhaft. Deanna hat das ganz für sich behalten, daß sie schon mit einer solchen Berühmtheit zusammengetroffen ist. Schäm dich.«
Mit einer kaum wahrnehmbaren, aber trotz ihrer Unauffälligkeit
ausgesprochen wirkungsvollen Bewegung veränderte Kate ihre Position und manövrierte Angela so aus dem Kreis hinaus. »Wie geht es deiner Familie?«
»Gut.« Verblüfft über die plötzlich in der Luft liegende Spannung versuchte Deanna, in Kates Augen nach dem Grund dafür zu suchen. Doch außer dem weichen, gelbbraunen Goldton sah sie nichts – oder durfte nichts sehen. »Sie haben noch nie einen deiner Filme verpaßt. Ich übrigens ebenfalls nicht. Weißt du noch, wie du im Hof deiner Tante immer diese Theaterstücke aufgeführt hast?«
»Du hattest sie geschrieben. Und jetzt schreibst du Berichte für die Nachrichten.«
»Zum Beispiel über dich. In dem Film Die Täuschung warst du einfach unglaublich, Kate. Ich habe geheult wie ein Schloßhund.«
»Es ist sogar von einem Oscar die Rede.« Mit einer geschmeidigen Bewegung trat Angela einen Schritt nach vorne und legte Kate einen Arm um die Schultern. »Wie könnte es auch anders sein? Kate spielte die heroische junge Mutter, die darum kämpft, ihr Kind behalten zu dürfen, doch wirklich ungeheuer eindrucksvoll.« Ein scharfer Blick flog zwischen den beiden hin und her. »Ich war auf der Premiere. Im ganzen Saal blieb keiner ungerührt.«
»Ach, einer bestimmt«, meinte Kate mit einem strahlenden, aber eigenartig falschen Lächeln.
»Ich würde euch beiden wirklich gerne ein wenig Zeit zum Austausch geben, aber es ist schon spät.« Warnend drückte Angela kurz mit den Fingern auf Kates Schulter.
Deanna steckte sich Angelas Rede unter den Arm und zog sich ein wenig von den beiden zurück. »Ich werde jetzt gehen. Wie lange bist du noch in Chicago?«
»Ich reise morgen ab.« Auch Kate trat einen Schritt zurück. »Schön, daß wir uns getroffen haben.«
»Das kann ich nur bestätigen.« Auf merkwürdige Weise gekränkt, drehte Deanna sich um und ging davon.
»Ist das nicht entzückend?« Angela wies Kate in ihr Büro und schloß die Tür. »Hier in meinem Büro triffst du zufällig eine Freundin aus Kindertagen, die dazu auch noch mein besonderer
Schützling ist. Sag mal, Kate, hast du denn die ganze Zeit Kontakt mit Dee gehabt und weiter deine intimsten Geheimnisse mit ihr geteilt?«
»Nur ein Narr gibt freiwillig seine Geheimnisse preis. Jetzt sollten wir aber nicht noch mehr Zeit mit nettem Geplauder vergeuden. Kommen wir zur Sache.«
Zufrieden setzte sich Angela hinter ihren Schreibtisch. »Ja, kommen wir zur Sache.«
Für Finn Riley war New York wie eine Frau: eine langbeinige Sirene mit glänzender Haut, die sich in ihrem Viertel auskannte. Sie war sexy, manchmal unmodern und manchmal chic. Und weiß Gott gefährlich.
Vielleicht war ihm deswegen Chicago sympathischer. Finn liebte die Frauen und hatte eine Schwäche für den langbeinigen, gefährlichen Typ. Chicago hingegen war wie ein kräftig gebauter, stämmiger Mann mit verschwitztem Hemd und einem
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