Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
Licht ausschalten wollte, klingelte das Telefon. Unwillkürlich griff sie mit einer Hand nach dem Hörer und gleichzeitig mit der anderen nach dem Stift.
»Reynolds.«
»Du warst heute abend wieder wunderbar.«
Plötzliche Freude ließ sie lächeln, während sie sich vorsichtig in die Kissen sinken ließ. »Marshall. Danke.«
»Ich wollte dich nur wissen lassen, daß ich zugeschaut habe. Wenn ich nicht mit dir zusammensein kann, ist das das Beste, was ich machen kann.«
»Schön zu wissen.« Es war ein herrliches Gefühl, sich ins Bett zu kuscheln, sich angenehm schläfrig zu fühlen und dabei die Stimme des Mannes am Ohr zu haben, den sie lieben zu können glaubte. »Ich denke den ganzen Tag an Hawaii.«
»Ich auch. Und an dich.« Er hatte ihre Sendung aufgenommen und auf dem Bildschirm ein Standbild von ihr erzeugt, was ihn zusammen mit ihrer Stimme sanft erregte. »Ich bin Angela Perkins zu großem Dank verpflichtet, daß sie uns beide zusammengeführt hat.«
»Ich auch. Schlaf gut, Marshall.«
»Das werde ich. Gute Nacht, Deanna.«
Mit einem warmen und zufriedenen Gefühl legte Deanna auf. Sich selbst beglückwünschend, lachte sie und stellte sich vor, wie sie und Marshall am Strand entlangspazierten, während die Sonne das Meer in alle möglichen Farben tauchte. Ein leichter Wind und leise Worte. Das sanfte Ziehen tief unten im Bauch gefiel ihr. Das ist ganz normal, sagte sie sich, ein Beweis dafür, daß ich eine ganz normale Frau mit ganz normalen Bedürfnissen bin. Sie war bereit, den nächsten Schritt zu gehen und diese Bedürfnisse zu befriedigen, und sie war sogar schon ganz erpicht darauf.
Nur wenige Sekunden, nachdem sie das Licht ausgeschaltet und sich in ihr Bett gekuschelt hatte, klingelte das Telefon erneut. Leise in sich hineinlachend, hob sie im Dunklen den Hörer ab.
»Hallo«, murmelte sie. »Hast du noch etwas vergessen?«
Doch als Antwort kam ihr nur die Stille im Hörer entgegen.
»Marshall?« Ihre schläfrige Stimme veränderte sich, klang jetzt verwirrt. »Hallo? Wer ist denn da?« In die anhaltende dumpfe Stille hinein fragte sie: »Hallo? Ist da jemand?« Mittlerweile verriet ihr Tonfall, daß sie beunruhigt war. Das leise Klicken ließ sie kurz erschauern.
Da hat jemand die falsche Nummer gewählt, beruhigte sie sich, als sie wieder auflegte. Doch ihr war kalt geworden. Und es dauerte lange, bis ihr wieder warm war und sie einschlafen konnte.
In der Dunkelheit lag noch jemand wach. Nur das geisterhafte Licht des Fernsehbildschirmes erhellte das Zimmer. Deanna lächelte dort, blickte in den Raum hinein und dem einzigen Zuschauer direkt in die Augen. Ihre so sanfte, so süße, so verführerische Stimme wiederholte sich immer wieder, denn das Band mit der Aufnahme wurde dauernd zurückgespult.
»Ich heiße Deanna Reynolds. Gute Nacht. Ich heiße Deanna Reynolds. Gute Nacht. Ich heiße Deanna Reynolds. Gute Nacht.«
»Gute Nacht.« Die geflüsterte Antwort war nicht viel lauter als das wohlige Schnurren eines Katers.
Angela hatte jedes Detail genau durchgeplant. In der Mitte ihres Büros stehend, drehte sie sich langsam um. Alles war bereit. Schwacher Jasminduft von der Blumenvase auf dem Tisch neben dem kleinen Zweiersofa hing in der Luft. Der Fernseher war diesmal ausnahmsweise abgeschaltet. Aus den Lautsprechern der Stereoanlage kamen die ruhigen Klänge der Musik Chopins. Beeker hatte einen sehr umfassenden Bericht verfaßt, und so wußte Angela, daß Marshall Pike am liebsten klassische Musik hörte, einen romantischen Rahmen und eine Frau mit Stil bevorzugte. Angela trug das gleiche schmucke Designerkostüm, das sie auch bei der Aufzeichnung am Morgen getragen hatte, hatte jedoch die Bluse ausgezogen. Die enganliegende Jacke besaß einen hübschen V-Ausschnitt, in dem ein kleines Stück schwarzer Spitze zu erahnen war, das neckisch ihren Brustansatz umspielte.
Um Punkt elf Uhr ertönte der Summer auf ihrem Schreibtisch. »Ja, Cassie?« meldete sie sich.
»Dr. Pike ist da, Miss Perkins.«
»Ah, gut.« Ein falsches Lächeln flog über ihr Gesicht, als sie auf die Bürotür zuging. Sie mochte es, wenn ein Mann pünktlich war. »Marshall.« Sie streckte ihm beide Hände entgegen und neigte den Kopf, um ihm eine Wange anzubieten – und ihm einen flüchtigen Blick auf die schwarze Spitze zu gewähren. »Ich weiß es sehr zu schätzen, daß du heute für mich Zeit erübrigt hast.«
»Du sagtest, es sei wichtig.«
»Oh, das ist es auch. Cassie, könntest du
Weitere Kostenlose Bücher