Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
spärlich vorhandenen schwarzen Spitze unter der Jacke entgegendrängten. »Du willst mich doch, nicht wahr?« Sie spürte, wie sich sein Mund öffnete und blind nach ihrem Fleisch tastete. Wie ein rasiermesserscharfer Blitz durchfuhr sie das heiße Gefühl der Macht. Sie hatte gewonnen. »Oder nicht?« wollte sie wissen und packte seinen Kopf mit beiden Händen.
»Doch.« Er hatte ihr den Rock bereits bis zur Hüfte hochgezogen.
Deanna wartete ungeduldig darauf, daß der Fahrstuhl endlich zum sechzehnten Stockwerk hochgeklettert war. Eigentlich hatte sie überhaupt keine Zeit für diese Verabredung mit Angela, fühlte sich jedoch durch diese unerschütterliche Kombination aus guten Manieren und Zuneigung Angela gegenüber dazu verpflichtet. Als im siebten Stock das Kommen und Gehen an der Fahrstuhltür begann, blickte sie auf die Uhr.
Angela würde bestimmt wieder verärgert sein, und es gab keine Möglichkeit, das zu verhindern. Deanna hoffte, daß das Dutzend Rosen, das sie mitgebracht hatte, es Angela leichter machte, die Ablehnung ihres Angebotes zu akzeptieren.
Eigentlich schuldete sie Angela viel mehr als ein paar Blumen, grübelte sie. Viele Leute sahen gar nicht, was für ein großzügiger und freigebiger, aber auch verwundbarer Mensch Angela war. Sie sahen nur ihre Macht, ihren Ehrgeiz, ihren Perfektionismus. Wäre Angela ein Mann, würde man ihr diese Eigenschaften hoch anrechnen, doch da sie eine Frau war, wurden sie als Fehler betrachtet.
Als Deanna schließlich im sechzehnten Stock aus dem Fahrstuhl trat, versprach sie sich, Angelas Beispiel zu folgen und alle Kritiker zum Teufel zu jagen.
»Hallo, Simon!«
»Dee.« Er ging im Eiltempo an ihr vorbei, blieb dann jedoch plötzlich stehen und rannte zurück. »Sie hat doch nicht heute Geburtstag? Bitte, sag mir, daß sie heute keinen Geburtstag hat!«
»Was? Oh!« Angesichts des entsetzten Gesichtsausdrucks, mit dem er auf den Arm voller Blumen starrte, mußte sie lachen. »Nein. Das ist nur ein Dankesgeschenk.«
Er stieß einen Seufzer aus und preßte die Finger an seine Schläfen. »Gott sei Dank! Sie hätte mich umgebracht, wenn ich das vergessen hätte. Wegen der Verspätung ihres Fluges gestern abend hätte sie heute morgen ohnehin am liebsten allen den Kopf abgerissen.«
Deannas freundliches Lächeln verschwand. »Ich bin mir sicher, daß sie nur müde war.«
Simon verdrehte die Augen. »Okay, okay. Wer wäre das nach so einer Reise auch nicht.« Um sein Mitgefühl für die Stimmungswechsel seiner Chefin unter Beweis zu stellen, sog er tief den Duft der Blumen ein. »Nun, die Rosen müßten ihre Laune eigentlich wieder aufbessern.«
»Hoffentlich.« Deanna ging den Flur entlang und fragte sich, ob Angela wohl Simon nach New York mitnehmen würde. Wenn schon Lew nicht mitkam … wie viele Mitarbeiter
ihres Stabes würden ihre Arbeit eigentlich verlieren? Simon, der pedantische ewige Junggeselle, war ja vielleicht ein wenig nervös, aber doch eine treue Seele.
Das Wissen, daß seine Karriere gefährdet war, und sie davon Bescheid wußte, er aber nicht, ließ sie schuldbewußt zusammenzucken.
Das Vorzimmer war leer. Verwirrt blickte sie ein weiteres Mal auf ihre Uhr. Cassie hatte heute wohl eine frühe Besorgung machen müssen. Mit einem Achselzucken ging Deanna auf die Tür zu Angelas Büro zu.
Als erstes hörte sie die ruhige und schöne Musik. Es war selten, daß die Tür einen Spalt offenstand. Deanna wußte, daß Angela fast zwanghaft darauf achtete, ihre Bürotür immer geschlossen zu halten, ganz egal, ob sie sich darin aufhielt oder unterwegs war. Wieder zuckte sie mit den Achseln, ging zur Tür, klopfte vorsichtig dagegen.
Jetzt hörte sie noch andere Geräusche. Sie waren nicht so ruhig und nicht so schön wie die Musik. Sie klopfte ein weiteres Mal, dann schob sie die Tür vorsichtig weiter auf.
»Angela?«
Der Name blieb ihr im Halse stecken, als sie die zwei Gestalten sah, die auf dem kleinen Zweiersofa miteinander rangen. Hätte sie den Mann nicht erkannt, hätte sie sich peinlich berührt mit geröteten Wangen sofort wieder zurückgezogen. So jedoch wich ihr vor kaltem Entsetzen alles Blut aus dem Gesicht.
Marshalls Hände lagen auf Angelas Brüsten, sein Gesicht hatte er in dem Tal dazwischen vergraben. Als ihr Blick auf ihn fiel, glitten diese Hände, die sie einmal bewundert hatte, weil sie so elegant und gepflegt waren, gerade nach unten und zerrten an dem modischen Leinenrock.
Und während er das tat, drehte
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