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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Angst, denn sie wusste um Alains ungestümes, mitunter außer Kontrolle geratendes Temperament.
    Erstaun t hörte sie ihn gleich darauf in ruhigem und bemüht freundlichem Ton mit seinem Bruder reden. „Pierre … Nein, bitte, einen kurzen Moment nur. Warte, Pierre … hör mir zu. Es ist wichtig. Eine von Beates Freundinnen war auf dem deutschen Frachter, den ‚Colette’ versenkt hat. Möglich, dass das Mädchen dabei verletzt wurde, deswegen möchte Beate sofort nach Deutschland fahren, um sich davon zu vergewissern, dass es ihr gut geht. Ich … Nein, sie steht neben mir … Entschuldige die späte Störung … Nein, Beate wird lediglich ein paar Tage bleiben … und ich begleite sie.“
    Er zuckte zusammen und presste vor Schmerz die Augenlider aufeinander, während er den Telefonhörer von seinem Ohr weg riss. Sogar aus ihrer sicheren Entfernung konnte Beate Pierres Gebrüll vernehmen. Entsetzt von seiner Reaktion schüttelte sie den Kopf.
    Alain wurde blass, als er die letzten Worte seines Bruders hörte . Schließlich antwortete er tonlos: „Ich habe verstanden. Ja, sie wird sich sofort bei dir melden.“
    Noch ehe er Pierre grüßen konnte, hatte der den Hörer auf seinen Telefonapparat geknallt. Mit undefinierbarer Miene starrte Alain vor sich hin. Beate hob fragend die Hände.
    Erst in dieser Sekunde wurde ihm mit aller Deutlichkeit bewusst, dass er Beate mit seinem Eigensinn in den tobenden Bruderkrieg verwickelte. Was, wenn Pierre seine Wut gegen seine Tochter richtete? Er würde sich nie verzeihen, wenn Bea seinetwegen Ärger mit ihm bekam. Sein Mund verzog sich kläglich, weniger wegen der drohenden Worte von Pierre als vielmehr wegen seines eigenen schlechten Gewissens dieser unschuldigen und durch und durch ehrlichen Frau gegenüber.
    „Was hat er gesagt?“
    „Natürlich hat dein Papa nichts dagegen einzuwenden, wenn sein über alles geliebtes Töchterchen unter der Obhut seines vertrauenswürdigen Bruders verreist und nach Deutschland zurückkehren will.“
    „ Hat er das wirklich … Ich möchte doch gar nicht zurückkehren, sondern lediglich einen Besuch machen.“
    Mit einer fahrigen Bewegung fuhr sich Alain über die Augen. „Germeaux befürchtet, du könntest dort bleiben.“
    „Das hat er gesagt? Aber wie kommt er denn darauf? Ich fühle mich hier wohl. Und mir gefällt meine Arbeit. Die würde ich nie im Leben schon wieder aufgeben wollen, nachdem ich so hart dafür gekämpft habe.“
    „Bea …“ Alain unterbrach sich. Es hatte keinen Sinn , sie zu belügen. „Du musst wissen, Pierre und ich haben noch nie in einem vernünftigen Ton miteinander reden können. Wie sollte ich da erwarten, dass es ausgerechnet heute, wenn es um dich geht, anders sein würde?“
    „Was hat er noch gesagt?“, bohrte sie weiter.
    „Er wird mich umbringen, wenn dir etwas zustößt.“
    Beate wurde bleich, sackte regelrecht in sich zusammen. „Und er meint es ernst?“
    „Ohne jeden Zweifel.“
    Damit stand ihr Entschluss fest. Tapfer verschluckte sie einen Schluchzer, obwohl sie daran fast erstickte. Pierres überzogene Reaktion hatte die letzten Zweifel aus dem Weg geräumt. Noch nie hatte ihr ein Mann sagen dürfen, was sie zu tun oder zu lassen hatte! Und sie wollte, nein, sie musste jetzt endlich zu Suse!
    „ Ich gehe packen“, murmelte sie und wischte sich mit der Stoffserviette die Augen trocken, ohne Alain anzublicken. „Wann geht der Flieger?“
    „Und w as wird jetzt aus deiner Suche nach …“ Die provozierenden Worte erstarben auf seinen Lippen, weil sie ihren Stuhl resolut vom Tisch wegrückte und aufstand.
    Als ihre eiligen Schritte auf der Treppe verklungen waren, packte ihn unbändige Wut. Reiß dich endlich zusammen und hol, verdammt noch mal, deinen Verstand aus der Hose, fluchte er. Nie hast du ihn mehr gebraucht als jetzt!
    Völlig aufgekratzt wühlte er in der Schrankbar, bis er eine Flasche Whiskey fand, und ließ sich auf seinen Stuhl sinken. Gedankenverloren starrte er geradeaus, während er einen tiefen Schluck aus der Flasche nahm. Was ihm eben noch wie eine grandiose Idee vorgekommen war, erschien ihm mit einem Mal absolut unmöglich. Welcher Teufel hatte ihn geritten, Beate um jeden Preis zu dieser Fahrt zu überreden? Es war eine offene Herausforderung, für die Pierre Rache üben würde. Wenn er großes Glück hatte, vielleicht nicht an Beate.
    Aber auch das Schicksal ihrer Freundin berührte ihn mehr, als er sich eingestehen wollte. Warum sprach Bea kaum von ihren

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