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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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können? Entschlossen knallte sie dem nagenden Schuldbewusstsein, das in einem fernen Winkel ihres Inneren aufkeimte und ihr Gesicht in ein tiefes Rot tauchte, die Tür vor der Nase zu.
    „Pierre, bitte, du …“ Sie fuhr sich nervös durch die Haare und zerstörte damit den letzten spärlichen Rest, den man bis dahin mit viel Fantasie als Frisur hätte bezeichnen können. „Kannst du mir versprechen, dich nicht aufzuregen, sondern ganz ruhig zu bleiben, wenn ich dir etwas wenig Erfreuliches mitteilen muss?“
    Mit zusammengekniffenen Augen musterte er sie fragend , als schwante ihm bereits Böses.
    „Es geht um Alain.“
    Wie nicht anders zu erwarten war, verfinsterte sich seine Miene schlagartig. Sein Mund war nur noch ein schmaler Strich, so fest presste er die Lippen aufeinander, um nicht vor Wut loszutoben.
    Beschwichtigend legte Beate ihre Hand auf seinen Arm und blickte ihn treuherzig an. „Bitte, hör mir erst zu. Und auch anschließend musst du nicht unbedingt gleich schimpfen, ja? Denn eins ist klar, damit können wir nicht ändern, was passiert ist.“
    „Was ist passiert?“
    Sie fasste Pierre am Ärmel und zog ihn zu der blauen Ledercouch, wo sie sich ihm gegenüber in einen Sessel setzte. „Als ich hier angekommen bin und wir miteinander telefoniert haben … du erinnerst dich sicherlich, als ich sagte, Alain sei nicht zu Hause? Das stimmte nicht. Ich hatte ihn zwar bis zu diesem Zeitpunkt nicht zu Gesicht bekommen, aber er war hier. Oben, in seinem Zimmer. Und bloß, weil ich so neugierig bin und ohne Erlaubnis seine Räume betreten habe, konnte ich ihn finden. Er wäre sonst gestorben. Die Ärzte meinten, es wäre lediglich eine Frage der Zeit gewesen. Er hatte … eine …“
    Kein Wort kam mehr an dem Knoten vorbei, der ihr die Kehle zuschnürte. Eine innere Stimme wehrte sich verzweifelt gegen das mit einem bitteren Beigeschmack behaftete Wort „Alkoholvergiftung“. Denn sie wusste ebenfalls von der anderen Verletzung. Und die hatte er sich nicht selbst zugefügt. War es da nicht genauso möglich, dass er nicht freiwillig derart viel Alkohol in sich hinein geschüttet hatte? Dass sogar dies eine Körperverletzung darstellte?
    „Also, ich weiß nicht, wie es passiert ist, und Alain kann sich nicht mehr erinnern, wo er sich so schwer verletzt hat.“
    „Verletzungen? Wovon redest du? Was für Verletzungen? Und wieso erinnert er sich nicht? Er hat sich wieder geprügelt, was denn sonst? Dabei hat er vermutlich einen Schlag zu viel auf seinen verdammten Dickschädel bekommen! Ich versichere dir, es gehört zu seinem erklärten Lieblingssport, mit seinen Saufkumpanen zu randalieren und dabei was auf …“
    „Pierre , um Gottes willen, sag nicht so etwas! Ich habe ihn gesehen. Das war … diese Verletzung kann nicht von einer simplen Rauferei stammen. Ganz gewiss nicht.“
    Ob Pierre wusste, welcher politischen Gesinnung Alain war? Und wenn, durfte sie ihn danach fragen? Zweifelsohne handelte es sich um ein heikles Thema und sie hatte nicht die geringste Ahnung, wie ihr Vater darauf reagieren würde. Auf keinen Fall wollte sie mit einer unbedachten Frage einen Krieg zwischen den Brüdern auslösen.
    „Doktor Ferrard hat mich aufgefordert , dich um einen Besuch bei ihm zu bitten. Es ist dringend.“
    „ Ma chère , willst du mir wirklich die Wiedersehensfreude verderben? Ausgerechnet mit irgendwelchen Horrorgeschichten über Alain? Die reißen mich schon lange nicht mehr vom Sessel. Er ist seit Jahren quasi Stammgast in der Notaufnahme.“
    Er stutzte, schien über etwas nachzusinnen, ehe er sich erkundigte: „In welche Klinik wurde er eigentlich eingeliefert? Ich kenne keinen Ferrard. Ist er neu? Das müsste ich wissen.“
    „Alain liegt im St. George.“
    „Wieso denn das?“, bellte er ungehalten. „Wir haben eine vorzügliche Privatklinik, in der wir seit Jahren behandelt werden. Warum ist er nicht dorthin gebracht worden?“
    Seufzend kaut e Beate auf ihrer Unterlippe. Sie hatte nicht die geringste Lust, sich ein schlechtes Gewissen einreden zu lassen. Und noch weniger hatte sie vor, Alain gegen seinen Bruder zu verteidigen! Sie fühlte sich unfreiwillig in die Rolle des Vermittlers gedrängt, doch da hatte sie, weiß der Himmel, nichts zu suchen! Körperliches Unbehagen machte sich in ihr breit und nervös knetete sie ihre Hände.
    „Ja, inzwischen weiß ich das auch. Es ist allein meine Schuld. Juliette war zwar der Meinung, Alain würde darauf bestehen, von seinem Freund Fabien

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