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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Herz ihre Hand gelenkt hatte. Sie hatte ihn einfach berühren müssen . Und er hatte auf den nächsten Schritt gewartet, den er nicht als Erster gehen durfte. Wartete noch immer, denn er erinnerte sich an sein Versprechen vom Vortag, sie nicht anzurühren. Er war dazu erzogen worden, Versprechen ernst zu nehmen.
    Alain konterte mit einem heiseren Lacher, der alles andere als lustig klang. „Willst du jetzt eine Antwort auf deine Frage?“
    „Nein, lieber n icht“, wehrte Beate schwach ab.
    Sie wollte ihn bloß noch so schnell wie möglich von hinten sehen, obwohl selbst dieser Anblick aufwühlend genug sein würde. Oh Gott! Verknallstufe Rot! Sämtliche Liebesglocken bimmelten.
    „Allerdings würde dir etwas Wasser nicht schaden. Vielleicht erzählst du mir ja später, wo du dich tagsüber so herumtreibst.“
    Beate bemerkte seine Unschlüssigkeit , die erwartungsvolle Anspannung seines Körpers. Resolut scheuchte sie ihn zur Tür hinaus, ohne ihn noch einmal zu berühren, und schloss geräuschvoll die Tür hinter sich. Dann rutschte sie mit dem Rücken an der Wand zu Boden, bevor sie ohnmächtig werden konnte. Himmel! Was machte er mit ihr?
    Sie ließ den Kopf auf die Knie sinken, um Ordnung in ihre wirbelnden Gedanken zu bringen. Aber das war schwer, sehr schwer, denn im Moment wollte sie nur noch in den köstlichen Gefühlen baden, die er in ihr hervorgerufen hatte. Warum konnte er nicht einfach so sein, wie es zuerst den Anschein gehabt hatte – ein runtergekommener, unverschämter Kerl, der unkontrolliert dem Alkohol zusprach? Einem solchen Menschen hätte sie kinderleicht widerstehen können. Der Mann jedoch, als der er sich jetzt gezeigt hatte, der wahre Alain Germeaux, war von anderem Kaliber. Dieser Alain war geistreich und charmant, trotz seiner unverfrorenen Anmache. Ihr war noch nie jemand untergekommen, der seiner sexuellen Ausstrahlung dermaßen sicher war und sich damit so sehr wohl fühlte, wie Alain. Aber was noch schlimmer war, dieser Mann war absolut clever und äußerst wachsam.
    Leider hatte er auch gemerkt, wie leicht es war, ihre Abwehrmechanismen zu unterlaufen.
     
    Frisch geduscht saß er ihr mit strahlendem Lächeln am Tisch gegenüber. Er sah verdammt gut aus in dem weißen Seidenhemd und der schwarzen Hose, elegant, souverän und unglaublich von sich eingenommen. Er konnte tragen, was er wollte – und wenn es ein löchriger Kartoffelsack gewesen wäre –, stets blitzte der privilegierte, reiche und hochintelligente Sohn aus gutem Hause durch.
    Doch wie würde es sein, wenn er gar nichts trug?
    Am Morgen hatte sie bereits einen kleinen Vorgeschmack auf das Problem erhalten, welches sich in einer solchen Situation vor ihm auftun musste. Würde es seiner nächsten Geliebten möglich sein, die Narben zu übersehen? Würde sie so tun, als störte es sie nicht, oder würde sie darauf bestehen, ihn nur im Dunkeln zu lieben?
    Traurigkeit schlich sich in Beates Herz und Wut, aber auch primitive Rachegefühle, weil auf grausame Art und Weise so viel Schönheit sinnlos zerstört worden war.
    Alain, der nichts von Beates Gedanken ahnte, lehnte sich entspannt auf seinem Stuhl zurück und tupfte sich mit einem zufriedenen Seufzer den Mund an seiner Leinenserviette ab.
    „Heiliges Kanonenrohr! Ja, du verstehst zu kochen, Bea.“
    „Ein … gutes, heiliges Kanonenrohr also?“, erkundigte er sich vorsichtig.
    Er grinste sie breit an und wiegte den Kopf abschätzig, ehe er nickte. „Ein Da-brat-mir-doch-einer-einen-Storch-Kanonenrohr. Es war köstlich. Hab vielen Dank.“
    Sie zuckte mit den Schultern und er bemerkte, wie ihr eine zarte Röte den Hals hinauf kroch.
    „Das solltest du öfter tun.“ Verlegenheit stand ihr wirklich ausgezeichnet.
    „Lieber nicht.“
    Sie war hundert Tode gestorben, während sie ihn beim Essen beobachtet hatte – jede noch so winzige Reaktion seinerseits, ein Zucken seiner Augenbrauen, ein leichtes Kopfnicken, die Bewegung seiner Lippen, die sie sofort in eine Katastrophe umdeutete –, und selber kaum zwei Bissen hinuntergewürgt hatte. Das brauchte sie so schnell nicht noch einmal.
    „Und wenn ich dich ganz lieb darum bitte?“
    „Glaubst du, das zieht bei mir?“
    „Du hast Recht, das glaube ich nicht. Ich weiß es.“
    Er schob seinen leeren Teller zur Seite und legte seine Unterarme auf den Tisch, um Beate etwas näher zu sein.
    „Hast du heute jemanden in Deutschland erreicht? Die Eltern deiner Freundin? Oder die Reederei?“, erkundigte er sich

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