Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche Märchen

Tödliche Märchen

Titel: Tödliche Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
auch!« meldete sich Tiggy.
    Jason widersprach. »Das könnt ihr jetzt nicht. Wir müssen das durchstehen.«
    »Wenn sie uns aber was tut«, Nicole war dicht an Jason herangetreten, »was ist dann?«
    »Soll sie uns denn was tun?«
    »Der kann man doch nicht trauen.« Sie schüttelte den Kopf und ging an Jason vorbei auf die Tür zu. »Ich will jedenfalls hier raus. Das Haus ist mir unheimlich. Ich will auch keinen Toten hören, ich…« Sie sprach den Satz nicht mehr aus, dafür drang ein enttäuschtes Seufzen aus ihrem Mund. »Abgeschlossen«, flüsterte sie danach. »Verdammt noch mal, die Frau hat uns eingeschlossen.«
    Tiggy Blaine lief vor. »Laß mich mal.« Auch er drückte die Klinke nach unten, rappelte daran, aber die Tür blieb verschlossen. Hastig drehte ersieh um. »Hast du das gewußt, Jason?« fragte er aggressiv.
    »Nein.«
    Er kam näher, die Hände hatte er geballt. »Wirklich nicht? Oder willst du uns reinlegen?«
    »Ich habe es nicht gewußt.«
    »Was machen wir denn jetzt?« fragte das Mädchen, als es sah, daß sich Tiggy wieder entspannt hatte.
    »Wir bleiben«, entschied Ernie. »Oder habt ihr etwa eine andere Lösung gefunden?«
    Keine Antwort.
    »Dann müssen wir eben auf sie warten!« hauchte Nicole. Sie hatte die Arme vorder Brust verschränkt, als wollte sie sich wärmen. Die Atmosphäre, die in dem Haus herrschte, stieß die Kinder ab. Da konnte man sich nicht wohl fühlen. Diese Dunkelheit zwischen den Wänden, die alle Gegenstände zerfließen und wie Schatten aussehen ließ, schien aus Tausend Armen und Beinen zu bestehen, die die Kinder umarmen wollten.
    Jeder hatte Angst, und sogar der vorlaute Ernie gab dies zu.
    »Verdammt, ich habe Schiß.«
    Jason und Tiggy nickten.
    Nicole sagte: »Seid doch mal ruhig.«
    Sie waren still. Und sie hörten das Ticken. Es klang nicht mal beruhigend, wie man es sonst von einer Uhr gewohnt war, eher aggressiv und auch sehr laut in der Stille.
    »Ist das eine Bombe?« hauchte Tiggy.
    »Unsinn!« widersprach Jason. »Die würde sie doch nur selbst mit in die Luft jagen.«
    »Und wenn sie schon verschwunden ist?«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Manchmal«, sagte Nicole Winter leise. »Also manchmal kommt sie mir vor wie eine Tote.«
    »Wie meinst du das denn?« fragte Ernie.
    »Wie ich es gesagt habe. Schaut euch doch mal ihr Gesicht an. Die Haut ist so grau, als wäre sie mit einem dunklen Staub eingepudert worden.«
    »Alte Leute haben graue Haut.«
    »Nein, nein, Ernie. Wenn ich an meine Großmutter denke, die sieht ganz anders aus.«
    »Ausnahmen gibt es immer.«
    »Nicole hat recht«, sagte Tiggy. »Auch ich hatte den Eindruck. Ich habe doch meine Großmutter gesehen, als sie tot war. Da hat man den Sarg noch mal geöffnet. Was soll ich euch sagen? Die sah fast so aus wie Grandma Gardener.«
    Die drei Freunde hörten ihm zu, und sie nickten so bestätigend, als hätten sie selbst die alte Großmutter besichtigt.
    Zu einer Lösung kamen sie nicht. Zudem wurden sie durch ein anderes Geräusch unterbrochen. Schritte!
    Trotz der Finsternis hatten sie schon den Umriß des hohen Korbstuhls erkannt, der links von ihnen stand. Von dort klangen auch die Schritte auf, und da bewegte sich auch etwas.
    Ein Vorhang teilte sich. Es war wie im Fernsehen. Grandma Gardener trat hervor. Scheinwerfer flammten auf. Die Frau erschien wie zu ihrer Märchenstunde im Fernsehen. Die vier Kinder vergaßen für einen Moment ihre Furcht und konnten nur mehr staunen. Grandma Gardener hatte sich umgezogen. Wie immer trug sie ihren roten, langen Mantel. Man wußte nie, ob es sich dabei um ein Kleid oder tatsächlich um einen Mantel handelte.
    Die Farbe erinnerte an Blut. Bis zu den Knöcheln reichte der Saum, bei jedem Schritt schwang er glockenartig.
    Das Buch hatte sie nicht vergessen. Es gehörte einfach dazu, sie trug es unter den Arm geklemmt. Es besaß einen schwarzen Einband. Bei den Sendungen waren immer nur die Außenseiten zu sehen, wenn sie es in den Händen hielt. Zahlreiche zuschauende Kinder spekulierten darüber, wie das Buch wohl innen aussah, und sie hätten auch gern einene Blick hineingeworfen.
    Auch die Unzertrennlichen staunten. Daß sie den Auftritt dieser Märchentante einmal life miterleben würden, hätten sie nie gedacht. Hinter ihr schlug der Vorhang wieder zusammen, als wäre er von helfenden Händen gezogen worden.
    Grandma Gardener ging links am Sessel vorbei, nickte den Kindern zu und bewegte sich so, als wären Kameras auf sie gerichtet. Sie

Weitere Kostenlose Bücher