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Tödliche Märchen

Tödliche Märchen

Titel: Tödliche Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»knipste« auch ihr Lächeln an, schaute zuerst auf die Sitzfläche des hochlehnigen Korbstuhls, sah das rote Kissen dort liegen und nahm dann vorsichtig Platz. So wie es ältere Leute eben tun, die sich nicht mehr so rasch bewegen können.
    Der Stuhl schwang zurück und dann wieder vor. Die Bewegung wurde durch Grandma Gardeners Füße gestoppt.
    Noch standen die vier Kinder wie Ölgötzen vor ihr. Die Frau tat so, als wären sie nicht vorhanden. Sie nahm das Buch und legte es auf ihre Oberschenkel. Erst dann blickte sie nach vorn und in die Gesichter der Kinder.
    Ihr Gesichtsausdruck hatte sich verändert. Er war wesentlich freundlicher geworden. Das Lächeln wirkte in der unteren Hälfte wie eingekerbt, die Augen besaßen eine gewisse Freundlichkeit und strahlten auch Wärme aus, so daß diese Person, wenn sie die Märchenstunde abhielt, Kinder und Erwachsene gleichermaßen ansprach.
    Auf dem Bildschirm hätte sie jetzt die Kinder begrüßt. Das tat sie auch hier, aber nicht so allgemein wie sonst. Sehr freundlich nannte sie die Namen der Versammelten. Die Worte hörten sich an, als würde sie die Kinder zum erstenmal sehen.
    »Ich freue mich, daß ihr meiner Einladung gefolgt seid«, fuhr sie fort.
    »Herzlich willkommen!«
    Diesmal übernahm Nicole Winter das Wort. »Ja, Grandma Gardener, wir freuen uns auch.«
    »Da bin ich aber froh«, erwiderte sie lächelnd und hob einen Arm an.
    »Aber was steht ihr hier herum? Wollt ihr es euch nicht bequem machen? Ihr kennt es doch vom Bildschirm her. Da sitzen auch immereinige Kinder vor mir auf dem Boden. Macht es wie sie. Der Teppich ist weich. Ihr braucht keine Angst vor einer Erkältung zu haben.«
    Die Freunde schauten sich gegenseitig an. Keiner wollte den Anfang machen.
    Jason Finley rührte sich schließlich. Er ließ sich im Schneidersitz auf dem Boden nieder und verschränkte die Arme um die Knie. Nicole setzte sich neben ihn.
    Die Kinder bildeten vor dem Stuhl einen Halbkreis. Gespannt schauten sie die ältere Frau an, die zufrieden nickte und lächelte. Das Licht der Lampe fiel nicht nur auf das Buch, auch gegen ihr Gesicht und gab ihm einen anderen Ausdruck. Es wirkte längst nicht mehr so starr, hart oder verbissen. Jetzt waren die Züge weich geworden, man konnte sie als richtig nett bezeichnen.
    Grandma Gardener nickte. »Ich sehe, daß ihr zufrieden seid. Deshalb möchte ich auch keine Sekunde verlieren und endlich mit meinen Geschichten anfangen.«
    Nicole hob den Arm. »Ich möchte etwas fragen.«
    »Bitte.«
    Es hatte sie Überwindung gekostet, sich zu melden. Auch jetzt noch mußte sie ein paarmal einatmen, bevor sie redete. »Weshalb haben Sie die Tür abgeschlossen?«
    »Welche?«
    »Durch die wir gekommen sind.« Grandma Gardener lachte. »Du mußt dich irren, Kind.«
    Nicole stand auf. »Ich kann es beweisen.«
    »Bitte, wenn du willst. Geh hin und öffne die Tür. Es ist aber nicht nötig, glaub mir.«
    Nicole Winter ließ sich trotzdem nicht beirren. Sie hatte die Tür mit wenigen Schritten erreicht, drückte die Klinke nach unten und staunte nicht schlecht, als sie die Tür völlig normal aufziehen konnte.
    »Nun?« Sie hob die Schultern.
    Die drei Jungen lachten. Es klang erlösend. Sie sahen, wie sich Nicole umdrehte. Etwas verlegen hob sie die Schultern. »Ja, dann habe ich mich wohl vertan.«
    »Das meine ich auch«, sagte die Märchentante. »Aber es ist verständlich. Eine Sache wie diese hier ist schon ein kleines Abenteuer und auch neu für euch. Nimm wieder Platz.«
    Nicole Winter setzte sich. Sie war trotzdem nicht beruh igt. Beim ersten Versuch war die Tür verschlossen gewesen, darauf hätte sie jede Wette angenommen.
    »Da jetzt alle Unklarheiten beseitigt sind, möchte ich vorschlagen, daß ich jetzt beginne. Oder hat noch jemand eine Frage?«
    Die Kinder schüttelten die Köpfe. »Du auch nicht, Nicole?«
    »Nein.«
    Grandma Gardener nickte zufrieden und schlug das schwarze Buch auf, dessen Inhalt nur sie kannte, wie sie oft in der Sendung wiederholte. Sie blätterte vorsichtig einige Seiten um und faßte sie dabei stets am oberen Rand an.
    Das erhöhte die Spannung.
    Die Unzertrennlichen wagten kaum zu atmen. Jeder hatte das Gefühl, als würde lautes Atmen nur störend wirken. Einmal räusperte sich Ernie Grey. Dafür fing er sich die protestierenden Blicke der anderen ein. Sie wollten die Stille nicht gestört wissen.
    »Ah, hier ist es ja«, sagte Grandma Gardener. »Ja, diese Geschichte habe ich für euch ausgesucht. Ich

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