Tödliche Mitgift
Scherereien einbringen würde, doch dass es so rasch geht …«
»Frau Dreyling, die Tote muss schnellstmöglich identifiziert werden. Geben Sie mir bitte die derzeitige Adresse Ihres Sohnes, damit er seinen Rückflug organisieren kann.«
»Ich habe sie nicht im Kopf. Und ich möchte meinen Sohn auch lieber selbst über das Vorgefallene informieren. Die Adresse lasse ich Ihnen aber noch zukommen.«
»Und ich benötige auch die Namen und Adressen von Annegret Dreylings Angehörigen.«
»Das ist noch schwieriger. Ihr Mädchenname ist Nowak, Annegret Nowak.« Pia ließ sich den Nachnamen buchstabieren und notierte ihn. Frau Dreyling spielte mit einem ihrer Brillantringe, drehte ihn hin und her, zog ihn ab und steckte ihn wieder auf.
»Wo wohnt die Familie Ihrer Schwiegertochter? Auch da benötige ich eine Adresse, Frau Dreyling.«
»Irgendwo in Lübeck. Annegret stammt zumindest auch aus Lübeck. Wo sie gewohnt hat, bevor sie mit meinem Sohn hier eingezogen ist, weiß ich nicht. Ihr Bruder ist übrigens Matthias Nowak – der Nowak, der vorletztes Jahr wegen Betrugs und Steuerhinterziehung in der Presse war … Sie haben diese unangenehme Geschichte vielleicht verfolgt? Dann wissen Sie auch, warum wir den Kontakt zu Annegrets Familie nicht unbedingt forciert haben.«
»Nowak? Ich erinnere mich nicht mehr genau«, sagte Pia. Sie hatte zwar den Namen schon einmal im Zusammenhang mit einem Betrugsfall gehört, wollte aber gern Regina Dreylings Einstellung dazu erfahren.
»Annegrets Bruder, Matthias Nowak, wurde zu einer Freiheitsstrafe von achtzehn Monaten ohne Bewährung verurteilt. Da muss sich einer schon ganz schön was zuschulden kommen lassen, nicht wahr? Das Unternehmen, um das es dabei ging, hieß ›Safety-now‹. Ausgerechnet eine Firma, die sich mit Sicherheitstechnik befasst hat! So kann man gutgläubige Leute auch hinters Licht führen, nicht wahr? Herr Nowak hat seine Haftstrafe zwar abgesessen, aber dass er kurz darauf auf der Hochzeitsfeier meines Sohnes aufgetaucht ist, fand ich mehr als unpassend.«
»Ihr Sohn hat also die Schwester von Matthias Nowak geheiratet …«, resümierte Pia.
»Ja. Der Kontakt kam sogar über den Bruder zustande. Sie waren zusammen auf einer Schule, mein Sohn und Matthias Nowak.«
»Ach so.« Pia erinnerte sich jetzt wieder an ein paar Einzelheiten. Im Betrugsdezernat konnte man ihr sicherlich noch mehr über den Fall Nowak erzählen. »Wissen Sie, wie die Eltern Ihrer Schwiegertochter mit vollständigem Namen heißen?«, hakte sie nach einer kleinen Pause nach.
Frau Dreyling schüttelte den Kopf. »Nein, wirklich nicht. Sie wurden mir nicht vorgestellt, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
Pias Blick fiel auf die Schrankwand, in der nur unpersönlicher Kleinkram stand. Das Umfeld erinnerte sie an die Einrichtung von Musterhäusern, wie sie sie als Jugendliche mit ihren Eltern besichtigt hatte. Geschmack und Stil auf den kleinsten gemeinsamen Nenner gebracht. Aber vielleicht waren die Gemeinsamkeiten des jungen Paares, Ole Dreyling und Annegret Dreyling, geborene Nowak, tatsächlich nicht der Rede wert. »Ich brauche für die weiterführenden Ermittlungen ein Foto Ihrer Schwiegertochter. Besitzen Sie ein aktuelles Porträtfoto von Annegret Dreyling?«
»Bei den Hochzeitsbildern ist bestimmt ein brauchbares von ihr dabei«, antwortete Regina Dreyling. »Den Fotografen haben wir auf Empfehlung eines Geschäftspartners engagiert. Ich werde Ihnen ein Foto zukommen lassen, zusammen mit der Adresse meines Sohnes. Wo soll ich es hinschicken?«
Pia übergab ihre Karte. »Das war’s von meiner Seite aus fürs Erste«, erklärte sie und erhob sich.
Auf dem Weg zur Tür fasste sich Regina Dreyling plötzlich an den Kopf. »Ich weiß jetzt wieder, wie die Mutter meiner Schwiegertochter heißt«, sagte sie. »Bianca Nowak. Bianca, wie eine meiner Cousinen von der Hildebrandt’schen Seite der Familie. Aber damit, dass Sie Annegrets rechtmäßigen Vater ausfindig machen, rechnen Sie mal lieber nicht.«
Auf der Rückfahrt ins Kommissariat sortierte Pia die neuen Fakten. Annegrets Mutter sollte mit den Angaben, die sie nun hatte, recht einfach aufzufinden sein. Ebenso der Bruder, Matthias Nowak, über den eine Kriminalakte existieren musste. Und der in Südamerika befindliche Ehemann, Ole Dreyling, dessen Adresse sie kurzfristig erhalten sollte, würde ebenfalls kein großes Problem darstellen. Merkwürdig, dass die beiden Jungverheirateten so kurz nach der Hochzeit getrennte
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