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Tödliche Mitgift

Tödliche Mitgift

Titel: Tödliche Mitgift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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einer verdorrten Yuccapalme bestand.
    »Mach endlich auf, Andi, das sind die Bullen!«, hörte sie eine Frauenstimme rufen. Die Antwort konnte Pia nicht verstehen, aber kurz darauf wurde die Tür aufgerissen, und sie stand einem muskulösen Mann in Netzhemd und Armeehose gegenüber. Er musterte sie mit großen Augen und trat dann wortlos zur Seite. Pia glaubte beim Eintreten einen Moment lang, das Testosteron, das er verströmte, riechen zu können. Sie kam nicht mehr dazu, sich ihm vorzustellen, denn er wurde von einer Frau zur Seite gedrängt, bei der es sich höchstwahrscheinlich um Bianca Nowak handelte. Auch sie beäugte Pia von oben bis unten.
    »Ihr von der Polizei werdet auch immer jünger, genau wie die Ärzte im Krankenhaus«, sagte sie unzufrieden und reichte Pia die Hand.
    »Frau Nowak? Pia Korittki von der Kripo Lübeck. Wir haben vorhin miteinander telefoniert.«
    »Genau, genau, Sie haben mich aus dem Bett geklingelt. Na, was soll’s! Geht’s zügig, oder müssen wir uns irgendwo hinsetzen?«
    »Wir sollten uns setzen«, antwortete Pia und ließ sich von Bianca Nowak ins Wohnzimmer führen. Während sie hinter der Frau herging, betrachtete sie die extrem schlanke, fast dürre Figur Bianca Nowaks, deren Taille von einem breiten Lackgürtel betont wurde. Ein graues T-Shirt mit sehr weitem Halsausschnitt ließ knochige Schulterblätter sehen, und als sie sich nun umdrehte, zeichneten sich melonengroße Brüste unter dem Stoff des Oberteils ab. Die Träger ihres BHs hatten tiefe Druckstellen auf ihren Schultern hinterlassen. Frau Nowaks Haut hatte die Art lebloser Bräune, die man sich in Sonnenstudios erwirbt, doch wegen ihrer schwarz gefärbten Haare und des dunklen Augen-Make-ups wirkte ihre Gesichtsfarbe trotzdem fahl. Die Vorhänge waren zugezogen, vielleicht um die deprimierende Aussicht auf einen grauen Julitag auszusperren. Bianca Nowak knipste eine Stehlampe an, bevor sie sich in der Sitzgruppe niederließen.
    »Ich kann Ihnen nichts zu trinken anbieten. Schießen Sie einfach los. Es wird schon was Unangenehmes sein …«
    Das war nicht zu widerlegen.
    »Kennen Sie Annegret Nowak?«, begann Pia vorsichtig. »Sind Sie mit ihr verwandt?«
    »Ach, dieses Mal ist es Annegret! Das letzte Mal, als die Polizei mich sprechen wollte, ging es um meinen Sohn Matthias. Was hat sie denn angestellt? Verweigert sie ihrem neuen Ehemann seine ehelichen Rechte?« Sie kicherte unangemessen und schüttelte dann den Kopf. »Entschuldigen Sie bitte. Aber ihre Heirat mit diesem Schnösel war doch der Witz des Jahrhunderts. Ich weiß nicht, was sie an dem findet …« Die Abneigung der Familien war also beidseitig.
    »Wissen Sie, wo sich Ihre Tochter zurzeit aufhält?«
    Etwas in Pias Tonfall ließ Bianca Nowak stutzig werden. »Nein, wir sind nicht so …« Sie überkreuzte Zeigefinger und Mittelfinger und hielt sie Pia hin. »Haben Sie Kinder?«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Dann schaffen Sie sich auch keine an! Am Anfang denkt man noch: Wie niedlich, ein Baby! Aber dann … Das ist alles nicht so einfach, wie es aussieht. Und verdammt teuer ist es auch.«
    »Frau Nowak. Ich bin hier, weil wir von den italienischen Behörden über einen Todesfall in Perugia informiert worden sind. Eine junge Frau, die sich in einem Hotel unter dem Namen Annegret Dreyling eingecheckt hatte, ist aller Wahrscheinlichkeit nach ermordet worden.«
    »Was sagen Sie da?«
    Pia wiederholte ihre letzten Worte und verfolgte an Bianca Nowaks Mienenspiel, wie diese die Information langsam verarbeitete. Sie erwartete eigentlich wütendes Verneinen, die Weigerung, die schockierende Neuigkeit zu glauben, doch nach einer kurzen Weile nickte Bianca Nowak matt.
    »Annegret«, murmelte sie, »sie dachte, sie hätte das große Los gezogen. Aber das Schicksal zeigt einem dann doch immer wieder die Arschkarte, nicht wahr? Nun ist sie tot? Ermordet?«
    »Sie muss noch zweifelsfrei identifiziert werden, aber wir vermuten, dass es sich bei dem Opfer um Ihre Tochter Annegret Dreyling, geborene Nowak, handelt.«
    »Was für ein Schwein tut denn so was?«
    »Wir wissen es noch nicht, Frau Nowak. Wir brauchen zunächst einmal die Gewissheit, dass es sich bei der Ermordeten tatsächlich um Ihre Tochter handelt. Die italienische Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen und uns dabei um Hilfe gebeten.«
    Die Information darüber, dass ihre Tochter wahrscheinlich tot war, schien nur langsam in ihrer ganzen Tragweite in Bianca Nowaks Gehirn anzukommen. Sie saß wie

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