Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche Mitgift

Tödliche Mitgift

Titel: Tödliche Mitgift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
Vom Netzwerk:
Schnitte, die dem tödlichen vorausgehen. Der Täter muss quasi erst ein Gefühl dafür bekommen, wie viel Kraft er aufwenden muss. Hier reichte aber ein einziger, entschlossener Schnitt. Bei der Obduktion ist zudem herausgekommen, dass der Täter das Opfer vor der Tat mit einem Schlag auf den Hinterkopf betäubt hatte.«
    »Sonderbar. Warum dem Opfer noch den Hals durchschneiden, wenn man ihm schon auf den Schädel geschlagen hatte und nur ein zweites Mal kräftiger hätte zuschlagen müssen, um den Tod herbeizuführen?«
    »Ja, das ist eine wichtige Spur, diese zwei unterschiedlichen Vorgehensweisen. Um den Kehlenschnitt wie geplant auszuführen, musste der Täter sein Opfer außer Gefecht setzen. Es kann ein Hinweis darauf sein, dass ihm der Halsschnitt aus einem bestimmten Grund wichtig war.«
    »Es geht ein hoher Blutverlust damit einher. Das Opfer stirbt daran, dass es verblutet«, bemerkte Pia nachdenklich.
    »Sie meinen, es hat mit dem Blut zu tun? Dem Mörder ging es darum, Blut zu vergießen?«, fragte die Sponza.
    »Möglich wäre es. Womit hat der Täter dem Opfer denn auf den Kopf geschlagen?«
    »Dem Abdruck nach war es eine Flasche.«
    »Haben Sie die Flasche gefunden?«
    »Nein, so wie es aussieht, hat der Täter sie nach vollbrachter Tat mitgenommen. Wahrscheinlich hatte er sie auch mitgebracht. Ein Besucher, der eine Flasche Wein oder Prosecco mitbringt … das erregt wenig Argwohn. Ich habe darüber nachgedacht: In Hotelzimmern befindet sich normalerweise kaum etwas, mit dem man einen Menschen niederschlagen kann. Die meisten Gegenstände sind zu klein, zu unhandlich oder festgeschraubt, weil viele Hotelgäste klauen.«
    »Gibt es verwertbare Spuren im Zimmer?«
    Vittoria Sponza schnaubte verächtlich, zog dabei auf die linke Spur und gab noch einmal richtig Gas. Sie hatten den mörderischen Verkehr rund um Florenz lange hinter sich gelassen; die Autobahn zog sich jetzt schnurgerade durch eine Ebene in Richtung Süden. »Die Spurenlage in einem Hotelzimmer! Da ist es extrem schwierig, tatrelevante Spuren zu sichern. Unsere größte Chance ist die Möglichkeit, dass am Körper des Opfers selbst brauchbare Spuren sichergestellt werden konnten. Aber bisher sieht es nicht gut aus. Das heißt, etwas Ungewöhnliches ist doch herausgekommen: Auf dem Kleiderschrank fanden sich Reste von Klebstoff, wie von einem handelsüblichen Klebestreifen verursacht.«
    »Gibt es dafür eine Erklärung?«, fragte Pia ratlos.
    »Bisher nicht. Es sieht so aus, als wäre etwas auf dem Schrank befestigt gewesen, was man aufgrund des Kranzprofils von unten nicht gesehen hat …«
    »Ob es etwas mit dem Mord zu tun hat?«
    Die Commissaria schüttelte vage den Kopf. »Wir wissen es nicht. Vielleicht finden wir es noch heraus, aber dem Reinigungspersonal ist vor dem Mord nichts Ungewöhnliches im Zimmer aufgefallen. Die putzen auch nicht jeden Tag auf den Schränken …«
    »Ist das Opfer vergewaltigt worden? Gibt es ein sexuelles Motiv?« Das war einer der Punkte, die nicht im Polizeibericht erwähnt worden waren, wahrscheinlich weil die Untersuchung des Opfers zu dem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen gewesen war.
    »Die Frau ist laut gerichtsmedizinischem Bericht nicht vergewaltigt worden, hatte aber ungefähr vierundzwanzig bis zweiundsiebzig Stunden vor ihrem Tod Geschlechtsverkehr. Es konnten Reste von Sperma sichergestellt werden, doch ob sich damit feststellen lassen wird, von wem es stammt … Der Gerichtsmediziner hat uns in der Beziehung nicht sehr große Hoffnungen gemacht.«
    Pia rechnete zurück. Wenn Ole Dreyling nicht log, was seinen Aufenthalt in Südamerika betraf, konnte er unmöglich derjenige gewesen sein, mit dem Annegret Dreyling vor ihrem Tod Verkehr gehabt hatte. Es gab einen weiteren Mann, der mit ihr geschlafen hatte, und bisher schien Bernhard Löwgen der aussichtsreichste Kandidat dafür zu sein. Das sprach für ihn als möglichen Täter.
    »Weiß man etwas darüber, wie das Verhältnis zwischen Bernhard Löwgen und Annegret Dreyling war?«, erkundigte sich Pia.
    »Laut den Aussagen des Hotelpersonals waren die beiden kein Paar im klassischen Sinne. Sie reisten zusammen, hatten aber getrennte Zimmer. Sie haben gemeinsam gefrühstückt; meistens verließen sie auch zusammen das Hotel und kamen gemeinsam wieder, aber es herrschte angeblich eine … wie sagt man? Eine deutliche Distanz zwischen ihnen.«
    »Das ist das Bild, das sie in der Öffentlichkeit zur Schau getragen haben«, überlegte Pia laut.

Weitere Kostenlose Bücher