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Tödliche Mitgift

Tödliche Mitgift

Titel: Tödliche Mitgift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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die den Lkw gefahren hatten, und sie begannen damit, die Ware einzuladen. Techow reichte Regner, der wieder zu ihnen trat, den Koffer.
    »Wir gehen nach oben ins Büro«, sagte Rizzo und deutete mit dem Kopf in Richtung Treppe. Regner wechselte noch einen Blick mit seinem Mitarbeiter, dann stiegen sie, Matthias Nowak und Rizzo voraus, hinauf in den ersten Stock. Oben in dem kahlen Raum angekommen, hob Georg Regner den Koffer auf den Metallschreibtisch und öffnete ihn. Nowak ließ den Strahl seiner Taschenlampe auf die gebündelten Geldscheine im Innern des Koffers fallen.
    »Es ist alles genau so, wie wir es besprochen haben«, erklärte Regner, dessen Stimme sanft und melodisch klang, was nicht so recht zu seinem Körpervolumen und seinem Auftreten zu passen schien. Rizzo ließ seinen Finger über die Banderolen fahren, aber es war nur eine Geste. Nowak war sich sicher, dass selbst Rizzo es nicht wagen würde, in Regners Gegenwart akribisch nachzuzählen. Unten hörten sie, wie die Ladebühne des Lkw hochgefahren wurde.
    »Meine Leute scheinen mit dem Einladen fertig zu sein. Wir werden uns nicht länger als nötig hier aufhalten. Es war angenehm, mal wieder Geschäfte mit Ihnen zu machen, Signor Rizzo.« Er streckte Gisberto Rizzo seine Pranke hin, ignorierte Caterina und Nowak und bedeutete Techow, ihm zu folgen. Der Koffer blieb auf dem Tisch liegen.
    »Das wäre das«, sagte Rizzo, nachdem die beiden den Raum verlassen hatten. Von unten hörte man, wie das Rolltor hochgefahren wurde. Gisberto Rizzo zog eine Ledertasche unter dem Tisch hervor und kippte die Geldscheine hinein. Den Koffer ließ er leer auf dem Tisch stehen. Von unten ertönten ein Ruf und ein überraschter Aufschrei.
    »Was war das?«, fragte Caterina in die darauf folgende Stille.
    Etwas, das nicht geplant ist und keinesfalls sein darf – und doch passiert es genau jetzt, dachte Matthias Nowak. Er wunderte sich, wie ruhig er blieb. Es musste daran liegen, dass er nicht wirklich damit gerechnet hatte, die Übergabe könne problemlos vonstattengehen.
    Rizzo öffnete die Tür zum Treppenhaus einen Spalt breit. Wie ein drohendes Grollen schallte das Starten des Lkw-Motors zu ihnen herauf.
    »Sie hauen ab«, zischte Rizzo. »Zeit für uns …« Vielleicht war der Schrei, den sie gehört hatten, nur ein lauter Befehl von einem von Regners Leuten gewesen, dachte Nowak. Dann hörte er eine Salve von Schüssen, die zwischen den Metallwänden widerhallten.
    Caterina neben ihm wich erschrocken zurück, während Matthias Nowak in Richtung Fenster sprang. Das war der Fluchtweg, den er für sich bei der ersten Begehung der Örtlichkeiten ausgesucht hatte. Er blickte hinaus und versuchte, irgendetwas in der Dunkelheit zu erkennen.
    »Kannst du sehen, was da draußen los ist?«, hörte er Caterinas Onkel fragen.
    »Hinter dem Lager ist niemand. Ich glaube, sie sind alle vorn vor dem Rolltor.«
    Rizzo schnaubte. Sie hörten den Lkw anfahren und weitere Schüsse, dieses Mal leiser, nicht in der Halle, sondern davor.
    »Es scheint euch wohl doch jemand gefolgt zu sein«, stellte Gisberto Rizzo fest. »Wir gehen besser durch die Hintertür raus.«
    Noch bis zum Hals in der Scheiße, sucht er den Fehler bei anderen, dachte Nowak. Dann sah er draußen in dem Gebüsch seitlich der Mauer eine Bewegung. »Verdammt, da war was«, warnte er, »wir können doch nicht durch den Hinterausgang hinaus.« Er wartete nicht ab, was Caterina und Rizzo tun würden, sondern drückte sich an der Wand entlang zu dem anderen Fenster, von dem aus man zum Dach des Nebengebäudes blickte. Die Keramikhandlung besaß ein Flachdach und schloss direkt an die Lagerhalle an.
    »Okay, dann eben übers Dach«, kommandierte Rizzo mit Verspätung, »aber bleibt in Gottes Namen geduckt, damit die uns von unten nicht sehen.«
    Caterina stieg zuerst hinaus, gefolgt von ihrem Onkel. Matthias, der sich die Geldtasche gegriffen hatte, kletterte als Letzter über die Fensterbrüstung. Das Dach befand sich tiefer unter ihnen, als er gedacht hatte. Einen kurzen Augenblick hatte er das Gefühl, niemals festen Boden zu erreichen. Seine Hand umklammerte den mit Leder bespannten Griff der Tasche, die voll mit Geld war – seinem Neustart –, und sprang.
    Während sie über das klebrige, von der Hitze des Tages noch warme Teerdach krochen, fielen unten weitere Schüsse. Nowak sah das Mündungsfeuer eines Schützen, der hinter dem Gebäude im Gebüsch kauerte. Ein unheimlicher Anblick – irreal. Wo kamen die

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