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Tödliche Mitgift

Tödliche Mitgift

Titel: Tödliche Mitgift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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ging also los.
    »Wo Gisberto nur bleibt?«, flüsterte Caterina beunruhigt. »Er wollte doch vor Regner hier sein.«
    »Sono qui, mia cara.« Ein Schatten löste sich von dem Hintergrund des dunklen Lagers und kam gemächlich auf sie zu.
    »Gisberto! Spinnst du, uns so zu erschrecken?«, fuhr Matthias Nowak ihn an.
    »Es hätte dir doch klar sein müssen, dass ich nicht erst im letzten Moment auftauche. Ich bin schon eine ganze Weile hier. Es war interessant, euch zu beobachten …«
    Matthias kam nicht mehr dazu, darauf etwas zu entgegnen, denn Gisberto betätigte einen Schalter, der sich an der Wand hinter ihm befand, und das Rolltor schob sich brummend nach oben. Zwei Scheinwerfer erhellten die Halle, als wäre sie ein Filmset. Es gab ein zweites, weitaus leiseres Geräusch neben Nowaks rechtem Ohr, von dem er vermutete, dass er ihm mehr Beachtung schenken sollte, doch der Sieben-Komma-fünf-Tonner, der nun langsam in die Halle fuhr, nahm seine Aufmerksamkeit in Anspruch.
    »Ein Kühltransporter, nicht schlecht«, kommentierte Caterina. Gisbertos Anwesenheit schien ihr Sicherheit zu geben. Er sah sie im Licht der Autoscheinwerfer triumphierend lächeln und mit einer für sie typischen Geste ihr Haar zurückwerfen. Zwei Männer traten hinter dem Lkw in die Halle. Der eine war etwa sechzig Jahre alt, kräftig gebaut, mit einem sich unter dem Jackett prall spannenden Bauch und einem kahlen Schädel. Er watschelte wie eine Ente, was ihn aber nicht harmlos aussehen ließ, sondern Nowak an einen lange zurückliegenden Albtraum erinnerte. Er hatte als Kind heimlich eine Aktenzeichen XY-ungelöst- Folge gesehen, und der gesuchte Mann mit Regenmantel und Watschelgang, der mit einem Messer eine Frau verfolgt und erstochen hatte, hatte ihn lange in seinen Träumen verfolgt. Wahrscheinlich hatte Georg Regner kein Messer, sondern eher eine Pistole unter seiner Jacke versteckt.
    Der andere Mann sah schmal und drahtig aus. Er war in etwa so alt wie er, Matthias, und hatte einen Pilotenkoffer bei sich. Das musste Martin Techow sein, Georg Regners rechte Hand. Der Lkw-Fahrer schaltete die Scheinwerfer aus, das Rolltor war bereits wieder geschlossen, und sie standen sich eine Sekunde lang im Dunkeln gegenüber, bis zögernd und flackernd eine Reihe von Neonröhren ansprang.
    Gisberto übernahm es, sie einander vorzustellen. Regners Aufmerksamkeit richtete sich nur kurz auf die Anwesenden; er nickte, dann zog es ihn zu der Ware, die er zu kaufen beabsichtigte. Techow sagte kein Wort. Er blieb regungslos, aber sichtbar angespannt vor Caterina und Matthias Nowak stehen, während Rizzo Regner zu den Kisten begleitete, um den Inhalt zu erläutern und ihm einzelne Gegenstände zu zeigen.
    Zusammen mit dem Fahrer des Lkw und mindestens einem Beifahrer waren die anderen in der Überzahl, dachte Nowak. Georg Regner ließ sich Zeit bei seiner Inspektion. Er öffnete jede Kiste, zog einen Zettel aus der Tasche, auf dem er Punkte abhakte, und grunzte etwas dazu. Dann hob er die schwarzfigurige, attische Amphore aus ihrer Verpackung, von der Gisberto behauptet hatte, sie würde mindestens zwanzigtausend Euro bringen … Nowak spürte, wie sich seine Rückenmuskeln verkrampften und seine Beine vom Stillstehen taub wurden. Ein wenig wünschenswerter Zustand, wenn man zumindest auf die Möglichkeit einer plötzlichen Flucht eingestellt sein sollte. Er trat einen Schritt zur Seite, um sich zu lockern, und bemerkte, wie Techow sofort unter seine Jacke griff. Matthias hob in einer beschwichtigend gemeinten Geste kurz die leeren Hände. Die eng zusammenstehenden, hellen Augen schienen sein Gesicht und seine Gestalt zu scannen, dann wandte Techow den Blick wieder Caterina zu. Selten war Matthias Nowak jemand auf Anhieb so unsympathisch gewesen.
    Er hatte achtzehn Monate im Knast verbracht und seine acht Quadratmeter große Zelle mit Männern mit unterschiedlichsten kriminellen Ambitionen teilen müssen. Das hatte ihn zu der Überzeugung gelangen lassen, dass ihn so schnell nichts mehr aus der Fassung bringen konnte, doch diese Aktion hier ging ihm unter die Haut. War Rizzo vollkommen schmerzfrei, sich mit solchen Typen abzugeben und mit ihnen Geschäfte zu machen? Was wollte er tun, wenn Regner nicht wie vereinbart zahlte? Die Bullen rufen?
    Georg Regner ließ einen Marmor-Torso zurück in die mit Holzwolle gefüllte Kiste sinken und nickte. Die Inspektion schien endlich zu seiner Zufriedenheit beendet zu sein. Er rief etwas in Richtung der Männer,

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