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Tödliche Mitgift

Tödliche Mitgift

Titel: Tödliche Mitgift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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wie unbefahren.
    Nowak hatte sich des weißen Fiat-Busses, den er zum Transportieren der Ware und vorgeblich auch für den geplanten Wein- und Olivenölhandel benötigt hatte, bereits entledigt. Wenn alles nach Plan verlief, würde er das Diebesgut nie wieder anfassen müssen. Sie würden die Artefakte heute an Regner übergeben; Georg Regners Leute würden sie auf einen Lkw verladen und noch in dieser Nacht in ein Freilager in die Schweiz bringen. Raus aus Italien, weg von den Carabinieri, die ihnen wie die Bluthunde auf der Spur waren. Was danach mit der Ware geschehen würde, war Matthias Nowak gleichgültig. Er machte sich nichts aus dem Haufen erdverkrusteter Krüge und Scherben, der angeschlagenen Büste … Ein Wunder, dass sich dafür überhaupt ein Mensch interessierte!
    Matthias Nowak parkte den Mietwagen ein paar Meter vom Lager zwei entfernt hinter einem rostigen Müllcontainer, wo er nicht sofort ins Auge fiel. Sie würden den Lancia nachher hier stehen lassen, weil Gisberto ihr weiteres Fortkommen nach der Übergabe organisiert hatte. In solchen Dingen war Caterinas Patenonkel sehr erfahren. Auch bei der Wahl des Übergabeortes in dieser unscheinbaren Lagerhalle im abgelegensten Teil des Gewerbegebiets hatte Rizzo in Nowaks Augen Voraussicht und Geschick bewiesen. Das Lager eins, das einsame Haus bei Tuoro, war nach Löwgens Verhaftung zu unsicher geworden. Die von Gisberto Rizzo ausgewählte Lagerhalle hier in Magione hatte außerdem den Vorteil, ein Rolltor für Lkw und noch zwei weitere Zugänge zu besitzen. Dagegen war Lager eins eine verdammte Mausefalle gewesen.
    Als Matthias und Caterina Nowak die Halle durch die Eingangstür neben dem Rolltor betraten, schlug ihnen ein mineralisch-feuchter Geruch entgegen, wie auf einem Friedhof bei Regen. Genau genommen stammte die gestohlene Ware ja auch aus Gräbern, aus zweitausendfünfhundert Jahre alten Gräbern, dachte Nowak. Der Lichtkegel seiner Taschenlampe warf einen unsteten Lichtfinger auf die Wellblechwände und die Ansammlung von Kisten und Kästen, die er seitlich gestapelt hatte.
    Er setzte sich auf einen der weißen Plastikstühle, die der Vormieter ihnen hinterlassen hatte, und schaltete die Lampe aus. Sie hatten verabredet, dass es besser sei, die Halle sähe so lange wie möglich ungenutzt aus. Hoffentlich waren die anderen pünktlich!, dachte Nowak. Er hasste Verspätungen, besonders wenn es, wie jetzt, ums Ganze ging. Als er die Ware hierher gebracht hatte, hatte er das Gebäude und die Umgebung genau erkundet. Das verschaffte ihm einen Vorteil gegenüber seiner Frau, die unsicher hin und her schlich und sich ganz offensichtlich nur schlecht orientieren konnte. Sie beide wussten, dass die Übergabe der heikelste Moment der gesamten Operation werden würde. Matthias Nowak rekapitulierte noch einmal sein Wissen: Links neben der Lagerhalle befand sich eine Autowerkstatt, deren Tor nach achtzehn Uhr geschlossen war. Rechts schloss sich direkt, Außenmauer an Außenmauer, ein großer Keramikmarkt an. Dieser besaß nur einen kleinen Vorplatz mit einer Keramikausstellung. Dahinter lag zu den Gleisen hin das verwahrloste Gelände einer alten Lackfabrik.
    Die Übergabe des Geldes sollte im ersten Stockwerk in einem kleinen Büro stattfinden. Auch diesen Raum hatte Nowak sich angesehen. Er hatte zwei Fenster, eines führte nach hinten zur Straße raus, das andere seitlich zu dem Keramikmarkt. Der Raum war bis auf einen zerkratzten Schreibtisch vollkommen leer, aber zum Geldzählen würde es reichen.
    »Es ist zu dunkel. Ich kann meine Uhr nicht lesen. Wie spät ist es?«, flüsterte Caterina. Langsam zeigte sie doch Nerven. Eine Erkenntnis, die bewirkte, dass er sich sofort etwas ruhiger fühlte.
    »Noch vier Minuten bis zur verabredeten Zeit«, sagte er leise. Matthias konnte ihre nervösen Atemzüge hören. Bis auf das entfernte Rauschen der Autos auf der Schnellstraße war es um sie herum im Gewerbegebiet fast unheimlich still.
    »Ich wollte dir noch etwas sagen.« Caterinas Stimme klang ein wenig heiser, aber entschlossen.
    »Nur zu …«
    »Deine Schwester Annegret. Ich weiß … alles.«
    Es fühlte sich an, als hätte sie ihn mit ihren Worten direkt in der Magengrube getroffen. »Caterina! Was weißt du? Wer sie ermordet hat?«
    Sie ging einen Schritt auf ihn zu, dann hielt sie in der Bewegung inne und lauschte. »Still!«, zischte sie und packte ihn an der Schulter.
    Jetzt hörte er es auch. Das Motorgeräusch eines sich nähernden Lkw. Es

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