Tödliche Nähe
waren feucht.
Sie hatte ein flaues Gefühl im Magen.
Adrenalin jagte durch ihren Körper, und sie hörte das Blut in ihren Ohren rauschen.
Dieses Armband. Verdammt noch mal. Sie musste es sich genauer anschauen. Hatte es Kathleen Hughes gehört … jenem Mädchen aus Chicago? War es dasselbe Armband, das der Mörder ihrem Leichnam abgenommen hatte? Und wie war es dann in Roz’ Besitz gelangt?
Nia hielt den Beckenrand umklammert.
Roz war verheiratet.
Sie hatte das Gesicht eines Mannes vor Augen.
Doch sein Name war ihr entfallen.
Sein Gesicht jedoch nicht. Freundlicher Blick , dachte Nia. Er besaß einen freundlichen Blick.
Ezra beobachtete, wie Lena den Hörer auflegte.
Ihre angespannte Körperhaltung verriet ihm, dass ihr das Ganze nicht gefiel.
Aber das war ihm egal. Es würde eine ganze Weile brauchen, bis sie den Tatort untersucht hatten, und er konnte sie währenddessen unmöglich ohne Schutz zurücklassen.
Sie war fast an die Decke gegangen, als er ihr mitgeteilt hatte, dass sie für ungefähr eine Woche Begleitschutz bekäme. Dabei war das sogar noch eine vorsichtige Schätzung. Doch das musste er ihr ja nicht gleich auf die Nase binden.
Ja, so sehr er sich auch wegen der ganzen Angelegenheit sorgte, so hatte er doch auch Rücksicht darauf genommen, wie wichtig ihr ihre Unabhängigkeit war.
Also hatte er schließlich auf ihr schlechtes Gewissen und ihr Bedürfnis nach Privatsphäre vertraut, was bedeutete, dass er sich entweder die ganze Zeit über Sorgen um sie machen, einen Deputy ins Haus beordern oder sie – wenigstens für diesen einen Tag – im Inn bei Roz lassen konnte, ob sie nun arbeitete oder nicht. Ursprünglich war ja Reilly von ihm als Aufpasser vorgesehen gewesen, doch Law ging nicht ans Telefon. Lena hatte sich also notgedrungen für Roz entscheiden müssen.
Ezra war nicht besonders glücklich über diese Lösung, aber im Restaurant wimmelte es eigentlich immer nur so vor Menschen, vor allem im Juni. Also stellte das Inn einen akzeptablen Mittelweg dar – Lena war zwar weder bei ihm noch bei Reilly, aber immerhin auch nicht allein.
Sie wandte sich ihm zu und lächelte kühl. »Bist du jetzt zufrieden, Daddy? Mein Babysitter ist organisiert.«
»Ja, ich bin zufrieden.« Um die Stimmung aufzulockern, legte er ihr einen Arm um die Taille. »Aber wenn du Daddy zu mir sagst, könntest du dir dann nicht vielleicht auch einen kurzen Rock oder so anziehen?«
Sie schnaubte. »Von wegen, du Lustmolch.« Doch ihre Anspannung ließ tatsächlich ein wenig nach. »Mir geht das echt gegen den Strich, weißt du.«
»Ja, ich weiß. Aber es ist ja nicht für immer.« Nur bis ich einen Mörder finde … und das kann eine Weile dauern.
Doch sein Bauchgefühl sagte ihm etwas anderes. Dieser Kerl würde mit seinem nächsten Streich nicht mehr allzu lange warten. Wahrscheinlich hatte er es auf Nia abgesehen. Doch wenn es um seine Frau ging, wollte Ezra nichts riskieren.
Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Komm, ich fahre dich ins Inn .«
Voller Sorge dachte Law an Nia und nahm das Klingeln des Telefons kaum wahr.
Da ihm das Glas, das er gerade hielt, aus der Hand zu rutschen drohte, stellte er es ab und fuhr sich durchs Haar.
»Was …?«
»Hm?« Er schaute auf. Roz hatte den Anruf entgegengenommen. Sie runzelte die Stirn und starrte in die Ferne. Dann schaute sie ihn an, schüttelte den Kopf und verließ unvermittelt das Büro. Er hörte noch, wie ihre Absätze auf dem Parkett klackerten.
Während sich das Geräusch weiter und weiter entfernte, stand er auf und ging Richtung Toilette. Er wollte erst klopfen, entschied sich dann jedoch dagegen und drückte die Klinke herunter, überrascht darüber, dass die Tür tatsächlich nachgab.
Nia stand am Waschbecken, hatte den Kopf gesenkt, die Augen geschlossen. Sie zitterte am ganzen Körper.
»Nia?«
Sie schaute kurz auf, wandte den Blick jedoch sofort wieder ab. »Ich …« Sie stockte und befeuchtete sich die Lippen. »Wo ist Roz?«
»Rausgegangen. Sie hat einen Anruf bekommen.« Er legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Alles in Ordnung?«
Sie schüttelte den Kopf. »Wir müssen gehen«, flüsterte sie schwach.
»Alles klar. Wir können auch später noch mit ihr über die Hütte reden.«
Nia lachte auf, und der raue, hysterische Klang ihrer Stimme schmerzte regelrecht in seinen Ohren. Er spürte einen Stich im Herzen, hätte sie gern gefragt, was mit ihr los war, was ihr auf einmal solche Angst eingejagt hatte.
Doch dafür war
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