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Tödliche Nähe

Tödliche Nähe

Titel: Tödliche Nähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
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Erinnerungen würde er sich nicht geschlagen geben, verdammt noch mal. Auf keinen Fall!
    Joe war tot, Hope befand sich in Sicherheit und fühlte sich so glücklich wie noch nie zuvor. Es war vorbei, aus und vorbei.
    Law war gerade die ersten Stufen der Treppe zum Obergeschoss hinaufgestiegen, als das Telefon klingelte.
    Er erstarrte. Es war spät. Früher hatten Anrufe zu vorgerückter Stunde ihn nicht aus der Fassung bringen können, doch nach dem vergangenen Jahr fiel es ihm schwer, das aufsteigende Grauen zu unterdrücken, die Sorge, die Angst.
    Nicht viele Leute riefen ihn an. Kaum jemand kannte überhaupt seine Nummer. Hope und Remy, Lena und Ezra, seine Agentin, ein paar Freunde, das war’s. Und keiner von ihnen würde zu so einer Uhrzeit bei ihm durchklingeln, es sei denn, es handelte sich um einen Notfall.
    Stirnrunzelnd ging er zum Telefon und starrte auf das Display.
    Angezeigt wurde eine Nummer aus Virginia. Kannte er dort jemanden?
    Der Anrufbeantworter schaltete sich ein, und Law stand stumm daneben, als eine Stimme ertönte, tief und sanft, weich und sexy wie schwarzer Samt auf dem nackten Körper einer Frau.
    »Hallo. Ich wollte … Law Reilly sprechen. Ich heiße Nia Hollister. Ich … ähm, wir sind uns vor ein paar Monaten begegnet …«
    Allerdings. Das hatte er nicht vergessen. Sie waren sich begegnet, als sie ihn des Mordes an ihrer Cousine beschuldigt hatte, als sie ihn geschlagen und eine Waffe auf ihn gerichtet hatte – so eine Frau vergaß ein Mann nicht so schnell.
    Ohne richtig darüber nachzudenken, nahm er den Hörer ab.
    »Hallo.«
    »Äh … Mr Reilly?«
    Er schwieg.
    »Ähm … hallo. Das … Also, das ist jetzt ein bisschen peinlich. Ich heiße Nia Hollister. Wir haben uns vor ein paar Monaten schon mal gesehen …«
    »Ich erinnere mich.« Kurzes, seidiges dunkles Haar. Große goldbraune Augen. Ein Mund, für den er seinen rechten Arm hergeben würde. Lange Beine. Selbstbewusstsein. Trauer. Und eine Pistole … Die Pistole durfte er nicht vergessen, genauso wenig wie den Umstand, dass sie ihn ohne zu zögern in seinem eigenen Haus getötet hätte – und Hope gleich mit –, wenn sie zu dem Schluss gekommen wäre, sie beide stünden mit dem Tod ihrer Cousine in Verbindung.
    Es war natürlich dumm, sich an einer Frau festzubeißen, die so rücksichtslos durch die Welt marschierte. Doch er konnte nichts dagegen tun, es nicht lassen, an sie zu denken, obwohl mittlerweile mehrere Monate vergangen waren.
    Selbst jetzt überlegte er, wie sich ihre Lippen an seinem Mund anfühlen würden. Wie sie wohl schmeckte. Wie sie sich anfühlen mochte, wenn er sie gegen eine Wand drücken und sich dann an sie schmiegen würde …
    »Tja, das überrascht mich eigentlich auch nicht«, brummelte Nia und räusperte sich dann. »Hören Sie, es tut mir leid, dass ich Sie so spät anrufe. Ich wollte nur … also …«
    Sie verstummte.
    Law zog eine Augenbraue hoch und lehnte sich gegen die Wand. »Was wollten Sie?«, hakte er nach, als sich ihr Schweigen in die Länge zog.
    »Ich … verdammt. Ist in Ash noch irgendetwas, ähm, Seltsames passiert, seit … na ja, Sie wissen schon, seit dieses Arschloch gestorben ist?«
    »Etwas Seltsames?« Law fuhr sich mit der Zunge über die Zähne und versuchte, an etwas anderes als diese eindeutigen Bilder zu denken. Leider ohne Erfolg. »Definieren Sie seltsam.«
    Sie murmelte irgendetwas vor sich hin, ehe sie unvermittelt sagte: »Wissen Sie was? Vergessen Sie’s!«
    Und damit legte sie auf.

4
    »Definieren Sie seltsam« , hatte er gesagt.
    Nia wusste immer noch nicht genau, ob Law Reilly sie hatte verarschen wollen oder nicht.
    Seltsam war seltsam . Was gab es da zu definieren? Aber scheiß drauf. Sie würde es einfach selbst herausfinden. Und genau das tat sie gerade, deswegen hatte sie die letzten elf Stunden auf ihrem Motorrad verbracht und war nach Ash gefahren, in diese Kleinstadt, die knapp eine Stunde hinter Lexington lag.
    Sie wollte Antworten – und die würde sie bekommen. Schließlich hatte sie ohnehin nichts Besseres zu tun. Sie konnte sich nicht konzentrieren, war nie ganz bei der Sache, und inzwischen wirkte sich das auch auf ihre Arbeit aus – das war bei dem letzten Auftrag, den sie hatte haben wollen, deutlich geworden. Denn den hatte schließlich jemand bekommen, der lange nicht ihre Erfahrung und ihr Talent besaß, aber mit mehr Herzblut dabei war, das musste Nia einräumen. Sie brannte nicht mehr, jedenfalls nicht dafür.
    Über viele Jahre

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