Tödliche Nähe
werden konnte, überhaupt nur daran zu denken, sich näher mit der Sache zu befassen. Und die einzig vernünftige Erklärung, die er dafür hatte, war, dass seine letzte Herausforderung einfach zu lange zurücklag. Seit Chicago waren Monate vergangen. Zudem konnte man die Sache in keinerlei Hinsicht eine Herausforderung nennen. Er hatte gefickt und es gründlich verkackt, aber wirklich gefordert worden war er bei diesem kleinen Intermezzo nicht.
Dabei brauchte er diesen Nervenkitzel.
Denk nach , befahl er sich selbst. Er musste seinen Kopf anstrengen. Doch auch wenn er nur allzu gern aktiver daran beteiligt gewesen wäre, Nia Hollister von der Bildfläche verschwinden zu lassen, so wusste er auch, dass er dieses Risiko nicht eingehen durfte.
Es war von größter Bedeutung, auf Abstand zu bleiben. Immerhin stand sie ja auch nicht kurz vor irgendeiner relevanten Entdeckung. Ja, sie hatte sich zwar im Wald aufgehalten, aber sein Versteck aufzuspüren, ohne auch nur den Hauch einer Ahnung zu haben, wo es sich überhaupt befand, kam einer Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleich. Niemand vermochte solche Orte zufällig zu finden – das war schlichtweg unmöglich.
Er durfte nun bloß nicht den Kopf verlieren, durfte keine weiteren Risiken eingehen.
Mit diesem Gedanken fuhr er in die Stadt.
»Sie sieht nicht gerade erfreut darüber aus, hier zu sein«, stellte Remy fest, als er Nia betrachtete und sich die Sonnenbrille auf den Kopf schob. »Im Gegenteil, sie wirkt richtig wütend. Und Reilly, ganz ehrlich, mit schlechter Laune ist diese Frau nicht gerade förderlich für meinen Seelenfrieden.«
Law schaute nun ebenfalls zu Nia herüber, die, ihre Hände in den Hosentaschen vergraben, vor seinem Pick-up auf und ab lief und vor sich hin ins Leere starrte. Sie trug eines seiner Hemden, und ihre Haltung wirkte verkrampft.
Ja, jemand, der sie nicht kannte, musste annehmen, dass sie sauer war.
Auf Law jedoch machte sie eher einen furchtbar einsamen Eindruck.
Aber das sprach er nicht laut aus, da Nia wohl nicht gerade dankbar dafür gewesen wäre und Remy ihm ohnehin keinen Glauben geschenkt hätte. »Tja, wenn sie allerdings recht behält – und davon gehe ich mittlerweile aus – wärst du da an ihrer Stelle nicht wütend?«
Remy machte eine finstere Miene und schob sich die Sonnenbrille wieder auf die Nase zurück.
»Keine Sorge«, mischte Ezra sich nun in das Gespräch ein und schenkte Remy ein schiefes Grinsen. »Wenn sie unangenehm wird, sind Law und ich ja diejenigen, die dort draußen mit ihr herumrennen müssen.«
Remy schnaubte. »Und das soll mich beruhigen? Weißt du eigentlich, was deine Frau mit mir anstellt, sollte dir etwas zustoßen? Oder Hope, wenn Law etwas passiert?«
»Hör auf«, fuhr Law ihn an. »Sie möchte uns nicht in den Wald locken, um uns in den Hinterkopf zu schießen, kapiert? Also halt den Mund.«
»Nein, sie will euch aber in den Wald locken, weil sie glaubt, dass nicht Carson, sondern jemand anderes ihre Cousine ermordet hat. Und der Beweis dafür ist … wo genau?«
»Hör zu, wir schauen uns einfach nur ein bisschen um, okay?«, erwiderte Ezra, und die Anspannung in seiner Stimme war deutlich zu hören. »Könntest du jetzt bitte aufhören, zu quengeln?«
»Findest du nicht, du solltest lieber deine Männer dabeihaben, falls es dort wirklich etwas zu finden gibt? Und damit meine ich nicht bloß sie und diesen Möchtegern-Grisham.«
Law lächelte verächtlich.
»Und was sage ich ihnen, wenn ich sie hierherrufe?«, gab Ezra mit ausdruckslosem Gesicht zurück. » Ich suche nach … irgendetwas? Ich weiß nicht genau, was? Und ich suche danach, weil diese Frau das Gefühl hat, dass irgendetwas nicht stimmt? «
»Verdammt noch mal, Ezra. Du lehnst dich ganz schön weit aus dem Fenster. Solltest du stolpern, steckst du ganz schön in Schwierigkeiten.«
Ezra antwortete mit einem grimmigen Lächeln: »Keine Sorge, ich kann gut die Balance halten.« Dann blickte er zum Haus hinüber. »Und wenn sie recht behält … gehe ich das Risiko gern ein.«
Ihr Gespräch wurde von Nia unterbrochen, die anscheinend langsam die Geduld verlor, da sie strammen Schrittes zu ihnen herübergelaufen kam. »Brechen wir dann bald mal auf?«, fragte sie Law, ohne Ezra weiter zu beachten.
»Klar.« Lächelnd fing Law an, ihr den verspannten Nacken zu massieren. »Bist du sicher, dass du mitmöchtest?«
Sie lächelte freudlos. »Ich bin nicht nach Ash gekommen, um herumzusitzen und Tee zu
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