Tödliche Nähe
strapazierfähiges Gewebe, dessen Braunton sich kaum vom Boden abhob, bedeckt mit Blättern und Erde. Law trat zurück, ging in die Hocke und suchte nach der Stoffkante. Als er sie schließlich gefunden hatte, wollte er die Matte anheben.
Nia schnappte nach Luft und stürzte zu ihm, doch Ezra hielt sie zurück. »Immer langsam«, sagte er schroff. »Wir wissen noch nicht, was wir da vor uns haben.«
»Aber …«
» L angsam, habe ich gesagt . Reilly, komm zurück. Wir werden die Stelle kennzeichnen. Dann fordere ich ein paar Gefallen ein und hole ein paar Freunde her, die uns helfen sollen …«
Doch Law blendete die beiden einfach aus. Ja, er wusste, was Ezra durch den Kopf ging. Wahrscheinlich war der Sheriff nicht wirklich davon ausgegangen, auf mehr zu stoßen als auf das, was sie bereits gefunden hatten.
Das hier … tja, das kam vollkommen unerwartet. Jemand hatte sich die Mühe gemacht, etwas zu verstecken, und bereits das war seltsam. Das Gehirn des Polizisten lief gerade wahrscheinlich auf Hochtouren. Entweder dachte er an eine fehlgeleitete Ermittlung oder er hatte den gleichen Gedankengang wie Law – und er selbst war misstrauisch und ein wenig paranoid. Aber vielleicht traf das auf diesen Kerl ebenfalls zu. Vielleicht gab es Fallen …
Doch er konnte den Stoff ohne Probleme hochheben und fand darunter eine Tür, die in den Boden eingelassen war.
Er fasste sich ein Herz und griff nach dem Eisenring.
»Herrgott noch mal, Reilly!«
Er sah über die Schulter zu Ezra. »Du willst also deine Leute anrufen und sagen: Hallo, ich habe einen Keller gefunden. Kommt her und helft mir, sicherzustellen, dass da drin niemand gestorben ist. Oder wäre es dir lieber, wir finden … Beweise für ein Verbrechen?«
Ezra setzte zu einer Antwort an, schwieg dann jedoch. Schließlich brach es aus ihm heraus: »Ich kann nichts verwenden, was ich da unten finde. Rein gar nichts.«
»Nein, du nicht. Wenn du in diese Grube steigst, die nicht mal auf deinem Grundstück liegt, und auf etwas stoßen solltest, das zu einem abgeschlossenen Fall gehört, könnte das die gesamte Ermittlung gefährden, richtig?« Law lächelte schmallippig. »Aber ich, ich bin nur ein neugieriger Typ, der sich gerade irgendwo umgeschaut hat, als ihr beiden zufällig auf mich gestoßen seid. Wenn ich etwas finde und dir davon erzähle, dann ist das ein anderes Paar Schuhe, stimmt’s?«
Ezra funkelte ihn an.
»Ich gehe runter. Allein«, sagte Law leise.
»Auf gar keinen Fall«, knurrte Nia, entwand sich Ezras Griff und stürzte los. Doch Law stellte sich ihr in den Weg.
»Warte hier«, forderte er sie auf. »Warte einfach erst einmal ab. Vielleicht gibt es da unten ja auch gar nichts zu sehen, und falls doch …«
Ihm versagte die Stimme.
Ezra trat zu ihnen und legte Nia eine Hand auf die Schulter. »Falls sich in diesem Keller irgendetwas verbergen sollte, dann ist es besser, wenn möglichst wenige Leute dort unten herumtrampeln – und Ihre Anwesenheit würde alles nur komplizierter machen. Mit Reilly wird es schon schwierig genug, aber immerhin kommt er aus der Gegend, und so kann ich seine Neugier und diese Landkarte als Grund anführen, warum er über das Versteck gestolpert ist. Die Leute sind daran gewöhnt, dass er auf seltsame Ideen kommt. Wenn Sie also Gerechtigkeit für Ihre Cousine haben möchten, dann müssen Sie sich jetzt zurückhalten.«
Gerechtigkeit …
»Mich zurückhalten?«, wiederholte sie leise und hob eine Augenbraue, wobei sie abwechselnd zu Law und Ezra schaute. Dann schüttelte sie den Kopf. »Verdammt noch mal, keinem von euch beiden wäre es überhaupt in den Sinn gekommen, hier nach irgendetwas zu suchen, wenn ich euch nicht dazu überredet hätte. Und jetzt soll ich mich zurückhalten? Also gut. Wisst ihr was? Ihr könnt mich mal.«
Mit einem Ruck riss sie sich los. Nia war versucht, abzuhauen, aber wahrscheinlich würde einer der beiden Männer hinter ihr herlaufen. Außerdem wollte sie trotz ihrer Wut wissen, was sich hinter dieser Falltür befand …
Durch den Widerstand der Metallscharniere war ein leises Quietschen zu hören, als sie die Klappe anhoben. Nia wandte sich um und beobachtete, wie Law in das Loch hinabspähte. Schließlich holte er eine Taschenlampe aus seinem Rucksack hervor und leuchtete hinein. Kurz darauf sprang er mit einem Satz in den finsteren Schlund und war verschwunden.
Ihr stockte der Atem, bis plötzlich seine Stimme zu ihnen heraufdrang.
»Ich befinde mich in einem großen
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