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Toedliche Offenbarung

Titel: Toedliche Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Kuhnert
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aufgeschreckt, das direkt vor ihm zum Stehen kommt. Eine Frau Anfang vierzig springt energiegeladen vom Sattel. Mit strahlendem Lachen begrüßt sie die beiden Polizisten.
    »Was machen unsere Freunde und Helfer noch so spät am Abend hier?« Sie schnallt ihre Sporttasche vom Gepäckträger.
    »Sie warten doch nicht etwa auf mich?«
    Die Frau hat gleichmäßige Gesichtszüge, glatte Haut, eine gute Figur. Alles stimmt, nur die schrille Stimme, die sich vor gekünstelter Heiterkeit überschlägt, stört das harmonische Bild.
    »Wissen Sie, wo wir den Hausmeister finden können?«, übernimmt Borgfeld das Kommando.
    »So etwas gibt es hier nicht. Wir haben eine Hausverwaltung, aber da erreichen Sie um diese Uhrzeit niemanden. Die Telefonnummer steht da hinten auf dem Schild.« Sie deutet mit dem Finger auf ein rechteckiges Blechschild, das am Rande des Fußweges aufgestellt ist.
    »Was wollen Sie denn?« Mittlerweile hat sie den Haustürschlüssel aus der Seitentasche gefummelt und schließt auf.
    »Wir möchten uns die Wohnung von Herrn Broderich ansehen.«
    Sie schiebt die Eingangstür auf. »Dann müssen Sie ihn wohl fragen. Er kommt allerdings immer spät nach Hause.«
    Borgfeld hält den Türgriff fest. »Wie es aussieht, kommt er gar nicht mehr nach Hause.«
    »Wieso?« Ihre Stimme wird noch schriller. »Ist was passiert?«
    »Henry Broderich ist tot. Er wurde ermordet.«
    Die Sporttasche plumpst mit einem klirrenden Krachen auf den Steinboden. »Scheiße.«
    Borgfeld und Streuwald ist nicht klar, ob sie den Tod Broderichs oder die zerborstene Getränkeflasche meint.
     

66
     
    Anton Bierbaum reicht Beckmann ein Glas Bier.
    »Broderich saß mit einem schmächtigen Typen da. Mit Schnauzer. Sie haben sich angeregt unterhalten. Frag mich nicht über was. Ich hör nicht zu, wenn meine Gäste miteinander reden. Außerdem hat er da ganz hinten in der Ecke gesessen. Warte einen Moment. Yvonne ist gleich wieder da. Die kann dir vielleicht weiterhelfen.«
    Einen Augenblick später kommt Yvonne mit einem vollen Tablett aus dem Biergarten zurück.
    »Hallo Max, lange nicht gesehen.« Sie haucht ihm einen Kuss auf die Wange und zwinkert ihm zu. »Sehnsucht nach Isernhagen?«
    Er grinst schief. »Ich leite die Ermittlungen im Fall Broderich.«
    Yvonne packt die leeren Biertulpen ins Spülbecken. »Ich hab’s gehört.« Sie runzelt die Stirn. »Und gestern war er noch hier.« Ihr Mundwinkel verzieht sich.
    Beckmann hat ihren angewiderten Gesichtsausdruck sehr wohl registriert und fragt sich, was das zu bedeuten hat.
    »War etwas Besonderes?«
    »Eher nicht«, murmelt sie und stellt das gespülte Glas auf dem Ablauf ab. »Er baggert jede Frau mit vulgären Sprüchen an, glaubt, dass dieses Machogehabe irgendwie …«, sie ringt nach Worten, »… cool ist. Dabei geht er einem nur auf den Senkel.«
    »Kannst du mir den Mann beschreiben, mit dem er gestern hier gegessen hat?«
    »Ach, hat der Herr Wirt dir schon alles erzählt?« Sie wirft Anton einen liebevollen Blick zu und wuselt mit ihren Fingern durch seine dichten dunklen Haare. »Du sollst doch nicht petzen.«
    Beckmann beobachtet die Szene verwundert. Petzen?
    Yvonne lacht kurz und hell auf, Grübchen zeichnen sich auf ihren Wangen ab. Sie kommt einen Schritt auf ihn zu und senkt ihre Stimme. »Ich habe mich an dem Tisch direkt daneben mit dem Abräumen länger aufgehalten, als nötig gewesen wäre. Du weißt schon. Frauen sind von Natur aus neugierig.«
    »Und?«
    »Broderich hat auf den Schmächtigen wie auf einen lahmen Gaul eingeredet. Immer wieder hat er gesagt, dass er den kompletten Text braucht.«
    »Welchen Text?«
    »Keine Ahnung. Darüber haben sie nicht gesprochen. Broderich meinte nur, dass er den Text auf seine Internetplattform stellen würde.«
    »Hast du gehört welche?«
    »Nein.«
    »Und sonst?«
    »Der Schmächtige hat Broderich etwas gegeben, auf das er überaus scharf war.« Sie zögert. »Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, es war ein Datenstift.«
    Immerhin. Jetzt wäre nur noch interessant, was darauf steht und wer der Unbekannte ist.
    »War Broderich mit dem Auto da?«
    »Nein, mit seinem Motorrad. Das hat er wie immer neben dem Zaun geparkt. Da vorne, am Garteneingang. Damit es auch niemand übersieht. Der andere fuhr einen roten Fiat 500 mit Faltdach, so ein süßes Retroauto, wie in den alten Filmen. Ist mir richtig aufgefallen. Ich bin sogar nach draußen gegangen und habe es mir genauer angesehen. Die Sitze waren mit kariertem

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