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Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Wissen darum, dass ihr Ehemann ein Mörder und unzüchtiger Verführer war, zwang sie, die Rolle der duldsamen Ehefrau noch viel nachdrücklicher zu spielen, als es sonst der Fall gewesen wäre.
    »Nun«, sagte Mrs Posket, »solange Sie in Ihrem Urlaub schönes Wetter haben, wird Ihnen das vermutlich nicht viel ausmachen.«
    »Nein«, erwiderte Marjorie. »In dem Fall wird mir gar nichts etwas ausmachen.«
    Als Marjorie mit Derrick ins Haus gegangen war, blieben die beiden anderen Frauen noch einen Augenblick vor Mrs Taylors Pforte stehen.
    »Hm«, machte Mrs Posket. »Getrennter Urlaub, wie? Meinst du, es stimmt wirklich, dass Mr Grainger nicht vonseinem Büro weg kann? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er so wichtig ist.«
    »Oh, ich glaube schon«, erwiderte Mrs Taylor.
    »Sie wollte nicht, dass Derrick mit uns spricht«, fuhr Mrs Posket fort. »Hast du gesehen, wie sie ihn von uns weggezogen hat?«
    »Ja, das ist mir auch aufgefallen.«
    Eine fast dreißig Jahre alte Erinnerung stieg in Mrs Poskets Gedanken empor. Als kleines Kind, das noch kaum lesen konnte, hatte sie ein buntes Bilderbuch gehabt, das auch ein anschauliches Dschungelbild mit der Bezeichnung »Eine Tigerin verteidigt ihr Junges« enthielt. Und dieses Bild stand ihr jetzt außergewöhnlich deutlich vor Augen, die schwarzgelbe Fellzeichnung, die entblößten weißen Zähne, das seitlich nach hinten geschobene Junge.
    »Wie eine Tigerin«, sagte sie. »Ich frage mich ...«
    »Du fragst dich immer irgendetwas, Grace«, warf Mrs Taylor mit einem Lachen ein.
    »Nun, ich muss mich nicht fragen, was mein Dick sagen würde, wenn ich ihn für zwei Wochen allein lassen wollte, oder für drei Wochen oder wie lange auch immer. Das weiß ich bereits.«
    Im Haus drinnen dachte Marjorie über das Problem nach, wie sie Derrick klarmachen sollte, dass er mit niemandem außerhalb der Familie über die häuslichen Angelegenheiten sprechen durfte, und das, ohne zugleich sein charmantes Zutrauen Fremden gegenüber zu zerstören. Es war immer das gleiche alte Problem, stets wollte sie das eine haben, ohne das andere zu lassen; doch ihr kam nicht in den Sinn, dass dies eine Schwäche war.
    »Ich glaube nicht«, begann sie vorsichtig, als sie Brot und Butter für den Tee herrichtete, »dass Mrs Posket an unseremUrlaub interessiert war. Du hättest ihr nichts davon erzählen sollen.«
    »Sie hat mich gefragt, Mummy«, entgegnete Derrick.
    »Oh ja, aber ich glaube nicht, dass sie es wirklich hören wollte.«
    »Aber sie hat dich auch gefragt«, sagte Derrick mit der Logik eines Vierjährigen, die einen zum Verzweifeln bringen konnte.
    »Das hat sie getan, aber du musst Mrs Posket keine Dinge erzählen.«
    »Was für Dinge, Mummy?«
    »Oh, du weißt, was ich meine. Dinge über uns.«
    »Was für Dinge über uns, Mummy?«
    Nur Kinder konnten in der einen Minute so klug und schon in der nächsten so zum Verzweifeln dumm sein, und so endete das Gespräch, wie zu erwarten gewesen war – und wie sogar Derrick, mit seiner geringen Erfahrung, ganz philosophisch schon erwartete, dass Gespräche enden.
    »Ach, stör mich jetzt nicht. Warum gehst du nicht in den Garten hinaus und spielst, bis der Tee fertig ist?«
    Bald nachdem die Kinder im Bett waren, klopfte es an der Haustür. Das verwirrte Marjorie einen Augenblick lang, weil es nicht Mutters Klopfen war. Als sie die Tür öffnete, war sie überrascht, den schüchternen, aber gut aussehenden Mr Ely vor sich zu haben.
    »Guten Abend, Mrs Grainger«, sagte Mr Ely, ziemlich rot vor Aufregung. »Ich bin mit dem Auto hier!«
    »Wirklich!«, rief Marjorie. »Steht es an der Straße? Darf ich es mir ansehen?«
    Mr Ely führte sie stolz den Vorgartenweg entlang bis dorthin, wo das kleine Auto am Bordstein stand. Es war nur ein winziges Gefährt mit sieben Pferdestärken, das seine Jugendschon lange hinter sich hatte, aber es bedeutete Mr Ely viel mehr als jeder Rolls-Royce seinem Millionärsbesitzer, und Marjorie kam es vor wie Aschenputtels Märchenkutsche.
    »Es ist wunderschön!«, rief Marjorie und meinte es auch so. Schönheit bei einem Auto begann in ihren Augen damit, dass es vier Räder hatte, sich aus eigenem Antrieb bewegen konnte und ausreichend überdacht war, um den Großteil des Regens abzuhalten.
    »Ich wollte es Ihnen gleich zeigen«, erklärte Mr Ely, »damit Sie sehen können, wie viel Platz für Gepäck bleibt. Wohl nicht allzu viel, wissen Sie, wenn wir zu fünft im Auto sitzen.«
    »Derrick kann auf meinem Schoß

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