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Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Anzeichen ihrer fatalen Schwäche zu erkennen sein – in Elys Armen zu liegen hieß, sich mit einem neuen Problem von jenem abzulenken, das so dringend nach einer Lösung verlangte, und diente als Ausrede für weiteres Aufschieben. Und zusätzlich zu all dem war da noch das Bedürfnis ihres Körpers. Drei Wochen Urlaub voll sorgloser Tage, Sonnenschein und Muße waren nicht ohne Wirkung auf sie geblieben. Der männliche Geruch von Georges Tabak mischte sich so schön mit den zart darunterliegenden Düften von Zahnpasta und Rasierseife. All die Leidenschaft, die Ted so kundig zu erregen gewusst hatte, war immer noch da und musste nur erregt werden. George war ein so reiner, feiner Mann. Sie regte sich in seinen Armen, und ohne zu wissen, was sie tat, hob sie ihr Gesicht, und George küsste sie, und sie erwiderte seinen Kuss und klammerte sich an ihn. Und dann riss die Leidenschaft sie beide fünf verrückte Minuten lang mit.
    Diese Küsse waren wie ein seltsames Trankopfer für Ely. Die wenigen Küsse, die er kannte, waren einfach gewesen, und Marjorie küsste so, wie Ted es sie gelehrt hatte – mit geöffneten Lippen, erregt und begierig, und den süßen Busen an ihn pressend. Dies war sein erster, sein allererster Blick auf die Leidenschaft der Erwachsenen. Ihm schwirrte der Kopf, und seine Arme, in denen er diese liebreizende Person hielt, zitterten, auch wenn er es nicht bemerkte. Der junge Mann war trunken von Liebe und Begehren. All der Respekt und die Zuneigung und die Bewunderung, die er für Marjorie empfunden hatte, wandelten sich durch diese Küsse.Jetzt wuchsen auch seine Erregung und Begierde; und es war vielleicht nur seiner Unbeholfenheit und Unerfahrenheit zu verdanken, dass die Affäre nicht gleich an Ort und Stelle vollzogen wurde.
    Als er immer drängender wurde, rettete Marjorie sich mit einem letzten Versuch der Selbstkontrolle. Ihre Haltung wurde ein wenig steifer, sodass sie nicht mehr mit der selbstvergessenen Hingabe in seinen Armen lag, die ihn so verrückt gemacht hatte. Sie hungerte jetzt geradezu nach ihm, und ihr Herz sehnte sich nach diesem reinen, lieben jungen Mann, der plötzlich noch so viel jünger und so viel unerfahrener als sie wirkte. Aber ihre Erfahrung warnte sie: Die Dämmerung war noch kaum hereingebrochen, jeden Augenblick konnten andere Leute kommen – das sagte sie sich, um vor sich selbst zu rechtfertigen, warum sie das Problem aufschob, und ohne den Versuch zu machen, ihre wahren Gründe zu erforschen. Sie verhielt sich mütterlich ihm gegenüber und blieb in seinen Armen liegen, unwillig, sie zu verlassen. Mit den Händen streichelte sie ihm über die zarten Wangen und den Hals – die so weich und glatt wirkten auf sie, die gewöhnt war an Teds Neigung zu Bartstoppeln und Pickeln. Lächelnd sah sie ihm in die Augen, doch nun beruhigte ihre Berührung ihn, und ihr mütterliches Verhalten und ihre leicht unnachgiebige Haltung ließen sein Begehren erlöschen.
    »George, Liebling«, sagte sie und küsste ihn sanft.
    »Liebling«, erwiderte er, äußerst charmant – und er hatte noch nie Koseworte zu einer Frau gesagt.
    »Wir müssen vernünftig sein«, sagte Marjorie, entwand sich seiner Umarmung und setzte sich wieder aufrecht auf den Baumstumpf. »Sieh nur, wir haben den restlichen Sonnenuntergang verpasst.«
    George versuchte, sich zusammenzureißen. Er war erschüttert und ein wenig beschämt über sich. Wie konnte er es sich nur erlauben, eine verheiratete Frau zu küssen – und noch dazu die Ehefrau seines Vorgesetzten im Büro. Jetzt fürchtete er sich sogar ein wenig bei der Erinnerung daran, welch ein unvermuteter Abgrund der Leidenschaft sich zu seinen Füßen aufgetan hatte, denn er hatte nie auch nur geträumt von so etwas, genauso wenig, wie er je von der Art Kuss geträumt hatte, die Marjorie zu geben wusste. Im Augenblick musste er sich von dieser Entdeckung erst einmal erholen und war froh, nur still dazusitzen und Meer und Himmel anzusehen, mit einem immer heller werdenden Mond über sich und einer plaudernden Marjorie neben sich, während sie beide taten, als wäre gar nichts geschehen.
    Nach einer Weile fröstelte Marjorie schließlich.
    »Es wird recht kühl«, sagte sie.
    »Diese klaren Nächte werden immer recht kühl«, stimmte George zu.
    »Wir sollten lieber nach Hause fahren«, sagte Marjorie.
    Sie stiegen wieder ins Auto, ohne einen Kuss oder auch nur einen Händedruck, und George ließ den Motor an. Er fuhr vorsichtig, denn er war noch

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