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Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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genauso, dass Ely ein Logisgast war und sein eigener Herr. Es war undenkbar, dass man ihn darum bitten könnte, zu Hause zu bleiben, während die beiden Frauen ausgingen. Ihm musste es freistehen zu tun, was immer er wollte.
    »Soll George dich im Auto hinfahren?«, fragte Marjorie. Das würde einen Aufschub bedeuten.
    »Oh nein. Ich möchte ihm keine Umstände machen. Der Bus um halb sieben passt mir recht gut. Mit dem bin ich schon oft gefahren. Und dann fährt ja um halb elf noch ein Bus, mit dem ich zurückkommen kann.«
    »Oh«, machte Marjorie, ohne überhaupt irgendeinen Tonfall in diese eine Silbe zu legen.
    »Du wirst mich gewiss nicht für unhöflich halten, George«, sagte Mrs Clair. »Ich möchte den Film sehr gern sehen. Alle sagen, dass er so gut sei, und ich schwärme furchtbar für Gary Cooper. Es ist doch wirklich eine gute Gelegenheit, jetzt, da er hier unten läuft und ich ihn in London verpasst habe. Und morgen Abend werden wir zu sehr mit Packen beschäftigt sein.«
    »Natürlich«, sagte George.
    »Badest du mich, Onkel?«, fragte Derrick plötzlich. Er hatte sich so lange, wie man es von einem kleinen Jungen erwarten konnte, aus dem Gespräch herausgehalten.
    »Der Onkel will sich nicht mit kleinen Jungen abgeben«, warf Marjorie eher instinktiv als überlegt ein.
    »Er mag kleine Jungen«, sagte Anne. »Das hat er mir selbst erzählt. Aber kleine Mädchen mag er am liebsten.«
    Derrick war ein freundlicher kleiner Kerl beim Baden, und anscheinend bildete sich bereits ein früher Sammeltrieb in ihm heraus, so wie er versuchte, der langen Liste all der Leute, die ihn schon gebadet hatten, immer noch neue Namen hinzuzufügen. Er bekam seinen Willen, und während Mrs Clair Hut und Mantel anlegte, war es Ely, der ihn, wenn auch ein wenig nervös, einseifte, abwusch und abtrocknete und ihm dann den blau-weißen Pyjama zuknöpfte, den Derrick ihm umständlich gezeigt hatte, während er stolz damit prahlte, dass er ihn schon ganz allein anziehen könne. Triumphierend ritt Derrick auf Elys Schultern in die Küche, um seiner Mutter Gute Nacht zu sagen, die mit Annes Hilfe eben mit dem Abwaschen des Teegeschirrs fertig geworden war.
    »Gute Nacht, Mummy!«, quietschte er auf seinem hohen Posten herumzappelnd, während Ely ihn besorgt festhielt. »Gute Nacht, Anne.«
    Und weiter ging es ins Schlafzimmer, wo Ely ihn ins Bett legte. Dort lag er und sah aus wie ein Engel mit dem schön gebürsteten Haar und der frisch gewaschenen Gesichtsfarbe eines Babys.
    »Gute Nacht, Onkel«, murmelte er. Er war schon schläfrig, ganz in dem für ihn üblichen verblüffenden Kontrast zu der Ausgelassenheit noch einen Augenblick zuvor. Er kuschelte sich in sein Kissen.
    »Gute Nacht, kleiner Mann«, sagte Ely. Zärtlichkeit stieg in ihm auf. Gewöhnlich brachte er für Kinder ebenso wenig Zuneigung auf wie für Frauen; doch weil er nicht innehielt und seine Gefühle analysierte, staunte er nicht über sich selbst.
    Seine Gedanken waren in Aufruhr, als er im Wohnzimmer Platz nahm und auf das Geplansche oben lauschte, das ihm sagte, dass jetzt Anne unter Marjories Aufsicht badete. Doch dieser Aufruhr hatte zu nichts geführt, als Anne in ihrem Nachthemd herbeigehüpft kam, sich zu seinen Füßen setzte und die beiden Kekse aß, aus denen ihr Abendbrot bestand.
    »Ich will auch vom Onkel ins Bett gebracht werden«, sagte Anne entschlossen, als Marjorie auftauchte, um sie zu holen.
    »Sei nicht albern«, mahnte Marjorie. »Kleine Mädchen kann der Onkel nicht ins Bett bringen.«
    »Doch, kann er. Das tust du doch, Onkel, oder?«
    »Wenn keiner etwas dagegen hat«, sagte Ely zu Marjorie aufblickend.
    »Wenn es dir recht ist, ist es auch mir recht«, erwiderte Marjorie.
    Ely nahm das dünne kleine Geschöpf auf den Arm und trug es davon. Es war seltsam angenehm, ihren Arm um seinen Nacken zu spüren – genau wie auch Derricks Anblick, der in dem anderen Bett schon tief und fest schlief.
    »Erst beten«, sagte Anne, kauerte sich an den Bettrand und flüsterte ernsthaft vor sich hin. Und dann war sie mit ihren spindeldürren Armen und Beinen auch schon ins Bett hineingekrabbelt und hatte die Bettdecke bis an die Nase hochgezogen.
    »Hast du gehört, was ich gesagt habe?«, fragte sie besorgt.
    »Nein.«
    »Das solltest du auch nicht, weil ich Gott etwas Nettes überdich gesagt habe«, erwiderte Anne. Sie kuschelte sich genauso ins Kissen wie Derrick. »Gute Nacht, Onkel.«
    »Gute Nacht, Schatz«, sagte Ely.
    Er verließ das

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