Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)
im Gesicht abzulesen, und unwillkürlich äußerte er den Namen des Geschäftsführers.
»Und dann ist da noch Mr Hill ...!«
»Ja«, sagte Marjorie. »An den habe ich auch schon gedacht.«
Sie kannte Hills Ruf – und dennoch erkannte sie erst an diesem Vormittag plötzlich, dass es größtenteils Mr Hills Ruf gewesen sein musste, der Ted vor lauter Furcht zu jener Tat getrieben hatte, die er im Juni begangen hatte – noch ein weiterer Beweis, der aber nur für die wenigen Menschen Gewicht hatte, die ganz genau mit allen Umständen vertraut waren.
Da bemerkte Marjorie plötzlich Georges unglückliche Miene und war sogleich besorgt und zerknirscht.
»George, Liebling«, sagte sie und streckte die Hand nach ihm aus. »Mach dir doch nicht solche Sorgen. Es wird alles gut werden.«
Tapfer lächelte sie ihn an. Sie war inzwischen sehr viel tiefer und leidenschaftlicher verliebt in ihn als vor der Nacht, in der sie sich ihm hingegeben hatte – das war recht typisch für sie. Aber sie hatte so viele Sorgen. Und gegen ihren Willen gewannen sie wieder die Oberhand.
»Und da sind die Kinder«, sagte sie kläglich. »Du weißt doch, wie Ted ist. Er hasst Kinder. Doch wenn ich es wagen würde, ihn zu verlassen, würde er Derrick und Anne schon allein deshalb behalten, um mich zu ärgern. Und er würde sie auch noch schrecklich behandeln. Das weiß ich. Ich könnte, ich würde sie ihm niemals überlassen.«
Ihre Lippen zitterten, doch George hatte kein Wort des Trostes für sie in diesem Augenblick.
»So ist es«, sagte er nur grimmig. Er wusste genug über das Gesetz, um sicher zu sein, dass jede Ehefrau, die ihren Ehemann aus freien Stücken verließ, gezwungen werden würde, die Kinder dem Ehemann zu übergeben, dessen Heim angeblich für sie offen stand. Und er verabscheute auch den Gedanken, Derrick und Anne Graingers Gnade auszuliefern. Er schob den Unterkiefer vor und versuchte, einen klaren Gedanken über die Zukunft zu fassen. Die Ideeder Scheidung verlor immer mehr an Reiz, je länger er darüber nachdachte. Grainger war übellaunig und rachsüchtig, soweit er wusste. George konnte absehen, dass er nicht nur seine Stelle verlieren, sondern auch noch hohe gerichtliche Kosten zu tragen haben würde; und irgendwie erinnerte er sich unbestimmt daran, dass ein geschädigter Ehemann nicht nur seine Kosten geltend machen, sondern von dem Mann, der der Scheidungsgrund war, auch noch eine Wiedergutmachung verlangen durfte. Und wenn das möglich war, konnte man darauf setzen, dass Grainger es auch tun würde. Er würde nicht ruhen, bis Ely vollkommen ruiniert wäre, bis er auf den Straßen betteln gehen müsste, und Marjorie auch, beide gequält von dem Gedanken, wie es den Kindern ergeht.
»Wir haben nur noch bis morgen Zeit«, sagte Marjorie neben ihm. »Ich muss morgen zu ihm zurückkehren. Oh, das kann ich nicht, das will ich nicht!«
Der Gedanke allein schon machte ihn halb wahnsinnig.
»Ich will es auch nicht«, erwiderte er verzweifelt. »Ich will es nicht.«
Es war Marjorie, die nun eine Zeit lang die Pragmatische war von ihnen beiden. Sie durchforschte ihre Gedanken auf der Suche nach einer Lösung ihrer Schwierigkeiten.
»Liebling«, begann sie – in der geringfügigen Aussicht darauf, dass es vielleicht eine hilfreiche Antwort geben könnte. »Hast du Geld?«
»Nein«, erwiderte George bitter. »Ich habe alles, was ich hatte, abgehoben, um das Auto zu bezahlen. Aber ich bekomme zwanzig Pfund, wenn ich es wieder verkaufe.«
»Zwanzig Pfund ist nicht viel«, sagte Marjorie. »Und ich habe gar nichts. Das Haushaltsgeld ist fast aufgebraucht. Ich werde eine Woche lang anschreiben lassen müssen, wenn ich wieder zurück bin.«
Es war seltsam, wie unerwartet diese letzten Worte ihr herausgeschlüpft waren. Für die meisten – aber nicht für George – wären sie Beweis genug gewesen, dass Marjorie sich mit dem Gedanken an eine Rückkehr nach Hause auszusöhnen begann. Doch eigentlich erklärten sie sich dadurch, dass es ein so gewaltiger Schritt war, ihren Ehemann zu verlassen, dass Marjorie überhaupt nur richtig denken konnte unter der Voraussetzung, diesen Schritt nicht vollzogen zu haben.
Seite an Seite saßen sie, mit der Buhne im Rücken, an dem sonnenbeschienenen Strand. Überall um sie herum tummelten sich Urlauber, die nächste Gruppe keine fünfhundert Meter entfernt. Kinder rannten und lachten und riefen. Weit draußen, wo sich das zurückgewichene Meer beim niedrigsten Stand der Ebbe
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