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Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Schritt war getan. Was auch immer jetzt geschehen würde, sie hatte fünfzig Pfund in Banknoten, die nicht zurückverfolgt werden konnten. Es war jedoch nur eine Vorsichtsmaßnahme. Sie hielt es für höchst unwahrscheinlich, dass sie das Geld je brauchen würde; viel wahrscheinlicher war, dass sie es in ein oder zwei Wochen, wenn alles erledigt war, wieder auf ihr Bankkonto einzahlen würde, sich kleinlaut dem amüsierten Lächeln des Kassierers beugend, da sie so offensichtlich eine Frau war, die nicht wusste, wie sie ihre Geldgeschäfte handhaben musste. Das zu erdulden wäre allemal lohnenswert, wenn sie dafür auf der sicheren Seite war.
    Auf ihrem Weg die High Street entlang hatte sie jetzt Carters Eisenwarenhandlung erreicht, und sie ging hinein. Mr Carter selbst kam nach vorn, um sie zu bedienen.
    »Guten Morgen«, sagte Mrs Clair. »Ich hätte gern ein Beil. Zum Holzhacken und für solche Dinge.«
    »Ein Beil, Madam? Gewiss doch. Hier haben wir dies kleine für sechs Pfund, neun Shilling. Und ein größeres Modell für acht Pfund, neun Shilling. Und hier ist noch ein anderes Fabrikat, das ich sehr empfehlen kann. Die Kante ist aus verchromtem Stahl und garantiert rostfrei. Ein fabelhaftes Preis-Leistungs-Verhältnis für acht Pfund, sechs Shilling, Madam.«
    Mrs Clair betrachtete die todbringenden Gerätschaften auf dem Verkaufstresen, wohin Mr Carter sie gelegt hatte, ihre glänzenden Kanten und ihre so griffig geformten Stiele. Merkwürdig, wie einfach man sie kaufen konnte. Sie stießen sie so sehr ab, dass sie sie gar nicht anfassen wollte; doch sie zwang sich, die Hand zu heben und eins davon vom Verkaufstresen zu nehmen. Sie wog es sorgfältig in ihrer Hand – und in späteren Jahren war es eine von Mr Carters lebhaftesten Erinnerungen, wie diese nette alte Dame dort in seinem Laden stand und nachdenklich das Gewicht des Beils wog.
    »Danke«, sagte sie. »Ich werde dieses nehmen.«
    »Das zu acht Pfund, sechs Shilling, Madam? Aber gewiss doch, Madam. Soll ich es Ihnen liefern lassen, Madam?«
    »Nein, danke. Ich kann es mitnehmen.«
    Das Beil, das Mr Carter mit all der altmodischen Sorgfalt, die er stets darauf verwendete, in braunes Papier eingewickelt hatte, wog schwer in der Tragetasche an ihrem Handgelenk, als sie wieder auf die High Street hinaustrat. Tomlin’s Uhr zeigte ihr, dass sie noch zwanzig Minuten Zeit hatte, bis sie zurückkehren und Mr Ely das Mittagessen zubereiten musste. Diese zwanzig Minuten verbrachte sie damit, rasch durch die Vorstadtstraßen zu laufen und ihre Einkäufe zu vervollständigen. Sie bog in die Marvel Lane ein, um an der Polizeiwache vorbeizukommen. Sie ging die Simon Street hinauf und blickte mit flinken freundlichen Augen von der einen Straßenseite zur anderen, während sie nach Sergeant Hale Ausschau hielt. Doch sie sah ihn nirgends.
    Es war natürlich, wie sie sehr gut wusste, eine viel zu optimistische Hoffnung, ihn auf einem nur zwanzig Minuten dauernden Spaziergang antreffen zu wollen. Es könnte noch Tage dauern, bis sie ihn scheinbar zufällig auf der Straße treffen würde. Macht nichts, sie würde es weiter versuchen. Siehatte vermutlich noch einige Tage Zeit, sagte sie sich, und wenn nicht, wenn die Sache sich entscheidend zuspitzte, bevor sie ihn traf, wäre es auch nicht so schlimm. Ihr Plan war auch ohne eine Begegnung mit Sergeant Hale vollständig. Die Begegnung war nur eine weitere Vorsichtsmaßnahme, eine zusätzliche Verzierung, wie das Abheben des Geldes von der Bank – nicht wie der Kauf des Beils, das ein wesentlicher und unabdingbarer Bestandteil ihres Plans war.
    Als George Ely nach Hause kam, wartete auf ihn schon ein gutes Mittagessen aus kaltem Fleisch, Kartoffeln, Salat, einem Milchpudding und einem schönen Stück Käse. Auf dem Beistelltisch des Esszimmers lagen Mrs Clairs lederne Tragetasche und zwei, drei Päckchen.
    »Du meine Güte!«, rief Mrs Clair, als sein Blick daran hängen blieb. »Diese Sachen hätte ich nicht hier liegen lassen dürfen. Ich habe sie wohl dort abgelegt und dann vergessen, sie in die Küche zu bringen. Aber heute war natürlich auch viel zu tun, so kurz nach dem Urlaub.«
    »Natürlich«, sagte Ely.
    Mrs Clair begann die Päckchen zusammenzuklauben. Und das Beil nahm sie ohne seine Verpackung aus der Tragetasche – das Papier, in das Mr Carter es so sorgfältig eingewickelt hatte, hatte sie entfernt.
    »Das ist ja ein gefährlich aussehendes Ding«, sagte Ely.
    »Nicht wahr?«, pflichtete Mrs Clair bei.

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