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Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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darüber wusste, wie sie sie erfreuen und zufriedenstellen konnte, hatte Ted ihr beigebracht – Ted, der Besitzergreifende, Ted, der nach Befriedigung Gierende, Ted, der Selbstsüchtige, der Lüsterne, der Obszöne.
    »Ich liebe dich, Liebster«, sagte sie noch einmal. »Ganz und gar. Und ich gehöre dir auch ganz, Liebling. Du kannst mit mir machen, was du willst. Schlag mich, wenn du willst. Töte mich, wenn du willst. Ich gehöre dir, Liebling, ganz und gar, jedes Teil von mir.«
    Ihr Geflüster war berauschend wie Alkohol für einen Jungen (denn charakterlich war er noch nicht sehr viel mehr)inmitten der ersten Liebe. Und es stachelte auch seine besitzergreifende Ader an, genau so wie gedacht.
    »Ich hasse Grainger!«, flüsterte er grimmig.
    »Er bedeutet mir nichts. Er hat mir nie etwas bedeutet und wird mir nie etwas bedeuten, Liebling, ich schwöre es«, erwiderte sie flüsternd; und sie war nicht absichtlich unaufrichtig. »Ich weiß nicht, warum ich ihn geheiratet habe. Er ist abscheulich. Vielleicht wollte ich Kinder haben oder so etwas. Oder vielleicht habe ich nie geglaubt, dass ich jemanden wie dich kennenlerne, Liebling. Du bist es, den ich liebe. Er wird mich nie mehr anrühren, nie wieder, Liebling. Nie wieder.«
    Ihr blieben immerhin noch drei Tage, bevor das Problem mit Ted wieder auftreten würde. Sie konnte ungehindert Versprechungen machen, wenn die kritische Situation noch so weit weg war; und sie hatte auch jede Absicht, sie zu erfüllen. Diese Versprechungen machte sie nicht nur, um George zu beruhigen. Sie machte sie auch sich selbst, um sich zu stärken für die Schwierigkeiten, die auf sie zukamen. Sie würde nie wieder schwach sein – ihr wurde übel, wenn sie nur daran dachte, wie sie sich in der Vergangenheit aus reiner Angst vor Streit Ted gegenüber prostituiert hatte. Niemals wieder würde sie das tun. Sie versprach es wie in einem berauschten Wahn fieberhaft flüsternd.
    Und während sie es noch tat, veränderte sich plötzlich das Licht im Garten – die Wohnzimmerlampe war eingeschaltet worden und leuchtete durch die Verandatür.
    »Ted ist zurück!«, sagte Marjorie panisch.
    Sie riss sich aus Georges Armen, überwältigt von einer ungeheuren Angst vor Entdeckung.
    »Auf Wiedersehen, Liebster«, flüsterte sie – nur dafür gestand sie sich noch Zeit zu –, und dann rannte sie auf Zehenspitzen den Gartenweg entlang zurück. Vorsichtig öffnete siedie Küchentür, und noch während sie es tat, hörte sie, wie der Schalter des elektrischen Lichts betätigt wurde. Und da sah sie Ted, am anderen Ende der Küche; er war zur einen Tür hereingekommen, als sie durch die andere trat.
    »Wo zum Teufel bist du gewesen?«, fragte Ted verärgert. »Ich dachte schon, das Haus ist leer.«
    In Marjories flatternden Gedanken tauchte eine ältere Erinnerung an den einzigen Anlass auf, aus dem sie einmal abends in den Garten hinausgehen musste.
    »Katzen«, sagte sie, und als sie erst zu lügen begonnen hatte, kam ihr auch dieses Mal der Rest sehr viel leichter über die Lippen. »Sie haben grauenhaft gejault – ich hatte Angst, sie könnten Derrick aufwecken. Deshalb bin ich hinausgegangen und habe sie verscheucht.«
    »Oh«, sagte Ted, und dann widerwillig: »Schon gut.«
    Marjories Herz pochte furchtbar, als sie sich bemühte, ganz gelassen ins Wohnzimmer zurückzugehen. Sie wollte sich nur noch in ihren Sessel fallen lassen, doch mit einem Akt der Selbstbeherrschung zwang sie sich dazu, sich ruhig und normal hinzusetzen. Sie hatte schreckliche Angst, dass ihr pochendes Herz sich durch die Blässe ihrer Wangen verraten könnte. Am liebsten hätte sie den Blick abgewandt von Ted, um es zu verschleiern, doch das wagte sie nicht. Sie musste ihm in die Augen sehen.
    »War deine Mutter heute Abend hier?«, fragte Ted.
    »Ja«, erwiderte Marjorie. Das war immerhin die Wahrheit.
    »Dacht ich mir. Sie macht vorn immer die Pforte hinter sich zu.«
    Das war ein Beweis dafür, wie scharfsinnig Ted war, wie knapp sie entkommen war. Marjorie wusste, dass sie heute Abend ihren ganzen Sicherheitsspielraum aufgebraucht hatte. Ein Mal würde Ted solch verdächtige Umstände hinnehmen,aber ein zweites Mal nicht, niemals. Und sie schreckte davor zurück, kaltblütig die Möglichkeiten zu analysieren, was geschehen könnte, wenn Ted ihr Intrigenspiel aufdecken würde. Ted würde rasend werden vor Wut, das wusste sie – und »rasend« nicht im üblichen Sinne von »unkontrollierbar wütend«. Er würde

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