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Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Haus zu suchen? Raus hier, alle beide.«
    Ted war naturgemäß wütend. Ihm war der Triumph über seine Ehefrau verwehrt worden, und auch wenn er wusste, dass es nur ein Aufschub war, dass sie bald zu ihm zurückgekrochen kommen würde, gezähmt und unterwürfig, reizte ein Aufschub ihn bis aufs Blut, vor allem ein Aufschub nach Sperrstunde der Pubs.
    »Hört ihr nicht, was ich sage?« Teds Stimme erreichte Marjories Ohr ganz mühelos. »Raus hier. Und was Sie angeht, junger Mann ...«
    »Nimm das, George«, sagte die Stimme ihrer Mutter, ruhig und gelassen.
    Marjorie konnte nicht einschätzen, was sie ihm da gab. Dann hörte sie Ted erstaunt und ängstlich »Herrje!« rufen, und gleich darauf das gedämpfte Geräusch eines Schlags und dann ein Aufschlagen. Jemand – es schien ihr, als hätte sie die Stimme noch nie zuvor gehört – begann zu jammern.
    »Ooh – ooh!«, rief die Stimme kläglich.
    »Schlag noch einmal zu, George«, sagte Mutter.
    Marjorie hörte ein knirschendes Geräusch, und dann hörte sie es noch einmal. Doch das Gejammer war schon beim ersten Mal verstummt.
    Schließlich kam Mutter in den Flur zurück. Ihr Gesicht war totenbleich, doch sie wirkte sehr ruhig und gelassen.
    »Jetzt ist alles gut, Liebes«, sagte sie. »Du kannst hereinkommen.«
    Auf dem Boden lag etwas; es trug Teds Bürokleider, und eine schwarze – nein, eine rote – Lache hatte sich darum gebildet. George stand da mit hochrotem Kopf und geblähten Nüstern. Er atmete so schwer wie ein Hund im Sommer, und in seiner rechten Hand schwang müßig eine kleine Axt, die auch von etwas Rotem überzogen war. Mit starrem Blick und völlig reglos blickte er die gegenüberliegende Wand an – reglos bis auf das müßige Schwingen der Axt. Etwas von dem Roten an der Axt formte sich zu einem länglichen, zähen Tropfen, wie Sirup, und dann fiel es mit einem »Plopp« auf das Linoleum.
    »Wir haben viel Zeit«, sagte Mutter und sah auf die Uhr, die immer noch auf dem Kaminsims tickte. »Aber wir sollten sie nicht verschwenden. Also, gib mir das, George.«
    Sie nahm die Axt aus seiner willenlosen Hand, stand einen Augenblick lang da, als müsste sie überlegen, was sie damit tun sollte, und trug sie dann hinaus in die Küche. Marjorie hörte, wie der Eisendeckel des Heißwasserboilers angehoben und wieder geschlossen wurde. Mutter hatte sie offenbar da versenkt. Rasch kam Mutter zurück.
    »Ich habe das Gas unter den Kesseln angemacht«, sagte sie. »Wir werden eine Menge heißes Wasser brauchen, um diese Schweinerei zu beseitigen. Du kannst schon einmal damit anfangen, Marjorie, während George und ich weg sind. Es darf kein Anzeichen, nicht eine Spur übrig bleiben. Den Teppich werden wir waschen müssen.«
    »Was hast du vor?«, fragte Marjorie – die ersten Worte, die sie sprach, seit sie das Haus betreten hatte.
    Mrs Clair beugte sich vor zu ihnen, damit das, was sie zu sagen hatte, einen stärkeren Eindruck auf sie machte. Bei ihren ersten Worten ergriff sie George am Revers und schüttelte ihn, um ihn wieder zu sich zu bringen.
    »Wir werden ihn zur Eisenbahn hinaustragen«, erklärte sie, »und ihn auf die Schienen legen. Bevor es morgen hell genug ist, um ihn zu sehen, werden schon ein Dutzend Züge über ihn hinweggerollt sein. Niemand wird je beurteilen können, dass es ... das hier ... gewesen ist und kein Selbstmord.«
    »Mutter!«, rief Marjorie, die nicht so sehr schockiert als vielmehr überrascht darüber war, welches Doppelspiel ihre Mutter trieb und wie rasch sie einen Ausweg fand.
    »Oh«, sagte Mrs Clair. »Ich habe alles gut vorbereitet. Der Polizei habe ich schon vor Tagen erzählt, dass er sich merkwürdig verhält.«
    Ohne zusammenzuzucken, sah sie George und Marjorie in die Augen. Sie konnten gern rätseln, wie viel davon sie geplant hatte, es war ihr egal, jetzt, da es erfolgreich gewesen war. Sie hatte nicht vorhergesehen, dass es an diesem bestimmten Abend und auf diese bestimmte Weise geschehen würde – sie hatte lediglich dafür gesorgt, dass ein Streit unvermeidlich, ein gewalttätiges Verbrechen unvermeidlich wurde, und sich bereitgehalten, die Waffe zur Verfügung zu stellen und die Mittel, um die beiden vor den Konsequenzen zu retten. Wahrscheinlich würden sie nie erraten, wie viel davon geplant gewesen war und wie viel unvermeidlicherweise auf Zufall beruht hatte.
    »Oh, jetzt macht schon«, sagte Mrs Clair unwirsch. »Wir dürfen keine Zeit mehr verschwenden. George, du nimmst ihn bei den Schultern.

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