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Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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setzte sich unter das Fenster auf den einzigen Korbstuhl und schlug die Abendzeitung auf, die sie mitgebracht hatte – die Plakate mit den Schlagzeilen der Abendzeitungen hatten sie schon seit dem Mittag verfolgt. Als sie die Zeitung hochhob, um sie zu lesen, tanzten die Worte ihr immer noch vor den Augen:
    » V ORSTADT -M ORD: M ANN VERHAFTET«
    » V ORSTADT -M ORD: Z WEI F RAUEN VERMISST«
    » P OLIZEI SUCHT NACH ZWEI F RAUEN«
    Da war es, gleich auf der ersten Seite: »Heute Morgen wurde vor dem Gericht des Südlichen Vorstadtbezirks George Frederick Ely, 24 Jahre alt, wohnhaft Dewsbury Road 16, des vorsätzlichen Mordes an Edward Grainger, wohnhaft Harrison Way 77, angeklagt. Auf Anraten des Vorsitzenden Richters Mason behielt der Gefangene sich seine Verteidigung vor, bis er von einem Rechtsbeistand vertreten werden kann. Mr Southwell, der Vertreter der Anklage, schlug bei seinem Antrag auf Untersuchungshaft vor, heute nur formale Beweise aufzunehmen. Es gebe starke Anhaltspunkte für den Verdacht, dass außer Ely noch weitere Personen an der Tat beteiligt gewesen seien, und solange man diese Personen nicht gefasst habe (und er hege keinen Zweifel daran, dass dies nur eine Sache von Tagen sei), sei es im Interesse des Gefangenen wie auch des Gerichts, dass eine Untersuchungshaft verhängt werde. Der Gefangene, ein auffallend gut aussehender junger Mann, wurde demgemäß für eine Woche in Untersuchungshaft genommen.
    Später gab die Polizei folgende Stellungnahme ab: ›Die Polizei hält es im Interesse des Gesetzes für erforderlich, dass Mrs Marjorie Grainger, wohnhaft Harrison Way 77, und Mrs Martha Clair, wohnhaft Dewsbury Road 16, sich melden, um mit ihrer Aussage die Ermittlungen im Mordfall Edward Grainger, Ehemann der zuvor Genannten, zu unterstützen. Informationen über den Verbleib dieser beiden Personen nimmt jede Polizeiwache entgegen wie auch Scotland Yard telefonisch unter Whitehall 1212.‹
    Unsere Reporter vor Ort haben erfahren, dass die Polizei Untersuchungen eingeleitet hat hinsichtlich des Kaufs einesBeils in einem der Läden nahe dem Ort der Festnahme; das Beil war in der Nähe des Tatorts gefunden worden.«
    Das war alles. Mrs Clair las den Artikel zwei Mal, und dann ein drittes Mal. Sie hatte keinen Blick für dessen journalistische Seite – weder für diese typische Art, in der George Ely als »auffallend gut aussehend« beschrieben wurde, noch für die subtile Anspielung auf das Beil, die das Interesse der Leser am Verbleib von Marjorie Grainger und Martha Clair anheizen würde. Für ihre Zwecke genügte es, dass bislang noch keine öffentliche Beschreibung von ihnen herausgegeben worden war. Die Polizei würde wohl eine haben, vermutete sie, aber das war nicht so wichtig. Heute Abend jedenfalls wären sie sicher vor schnüffelnden Vermieterinnen. Sie faltete die Zeitung zusammen und sah zu ihrer Tochter auf dem Bett hinüber.
    »Ich glaube, heute Abend werden wir nicht ausgehen, Adelaide«, sagte sie mit der klaren, aber gezierten Stimme, die sie angenommen hatte. »Der Tag war doch sehr ermüdend, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Marjorie. Sie stöhnte ein wenig und drehte ihren Kopf auf dem Kissen von einer Seite auf die andere.
    »Ich werde mal unsere Sachen auspacken«, sagte Mrs Clair umtriebig.
    Später hörten sie ein Klopfen an der Tür.
    »Ihr Abendessen ist fertig«, sagte die Vermieterin draußen vor der Tür.
    Brot, Käse, Tomaten und Tee – sie beide hatten den ganzen Tag lang nicht mehr als einen Bissen gegessen, und Marjorie war lustlos und hatte immer noch keinen Appetit.
    »Wirklich, Adelaide, Liebes«, sagte Mrs Clair. »Du musst versuchen, ein klein wenig zu essen, damit du bei Kräften bleibst.«
    Marjorie schüttelte den Kopf.
    »Dieses Brot ist gut und frisch. Bitte«, sagte Mrs Clair.
    Sie selbst aß etwas, auch wenn sie nicht mehr Appetit hatte als Marjorie. Mit einiger Mühe überredete sie ihre Tochter, etwas hinunterzuzwingen.
    »Wir werden früh zu Bett gehen«, erklärte Mrs Clair der Vermieterin. »Wir sind müde nach unserer Reise.«
    Die Vermieterin nickte desinteressiert – Mrs Clair hatte ihr erzählt, dass sie in Reading wohnten.
    »Halb neun Frühstück?«, war alles, was sie sagte. »Und was wollen Sie da essen?«
    Als Mrs Clair oben die Zimmertür hinter ihnen zuzog, stand Marjorie mit einem Ausdruck von Verwirrung da.
    »Ich ... ich fühle mich nicht sonderlich wohl«, sagte Marjorie. Ihr sackten die Knie weg, und Mrs Clair kam gerade noch

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