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Tödliche Option

Tödliche Option

Titel: Tödliche Option Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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festhalten.«
    »Ich möchte einen Anwalt.«
    »Dwayne, hören Sie«, sagte Wetzon. »Haben Sie
mir nicht erzählt, daß Sie vor jemand Angst haben?«
    Dwayne nickte.
    »Vor wem haben Sie Angst?« Silvestri rückte
näher zu ihm. »Wer ermordete Ellie? Sie sollten es uns lieber sagen, weil er
todsicher hinter Ihnen her ist, wenn Sie wissen, wer es ist. Er hat schon drei,
vielleicht vier Menschen umgebracht.«
    Dwayne schluckte. »Ich wußte es zuerst nicht.
Ich verstand es nicht. Ellie reimte es sich zusammen, als sie die Liste sah,
aber sie wollte es nicht glauben. Sie wollte mit ihm reden, es sich von ihm
erklären lassen.«
    »Von wem? Was wollte sie nicht glauben?«
    »Die Geschäfte. Ellie war für das
Stellagegeschäft zuständig und suchte die Aktien aus — sie wußte nicht, daß die
guten Geschäfte auf die Scheinkonten gingen und die schlechten auf die Konten
der Kunden.«
    »Du lieber Gott«, rief Wetzon aus.
    »Wie lange ist das gegangen?«
    »Ich weiß nicht... ein Jahr vielleicht. Die
Kunden beschwerten sich, weil sie Geld verloren.«
    »Aber es war nicht Ellie. Sie kann davon nichts
gewußt haben«, sagte Wetzon.
    Silvestri sah sie warnend an.
    »Sie hat es nicht getan.«
    »Wer dann? Sagen Sie es, Mann. Sagen Sie es, und
Sie sind in Sicherheit.«
    Dwayne schluckte schwer. »Es war David Kim.«

  »Möchten Sie Kaffee?« fragte Mo. Ihre
Stimme war ausdruckslos wie die reglose Luft in dem fensterlosen Raum. Dwayne
schüttelte den Kopf. »Könnte ich ein Cola Light mit Zitrone und viel Eis
bekommen?« Seine Hand lag heiß und feucht in Wetzons. Als hinge sein Leben
daran, hatte er sich an ihr festgehalten, seit sie das Reviergebäude des Midtown
North betreten hatten.
    Mo grinste über ihn und sah Wetzon fragend an.
»Und Sie, Leslie?«
    »Danke, nein, ich brauche nichts.« Was nicht stimmte.
Es ging ihr nicht gut. Sie fühlte sich fiebrig und müde. Ein dumpfer,
klopfender Schmerz hatte sich wie ein Band um ihren Kopf gelegt. Außerdem
fühlte sie sich schuldig an Dwaynes Elend. Und daß er mit dem Finger auf David
Kim gezeigt hatte, war ihr unter die Haut gegangen. Es fiel ihr schwer, damit
zurechtzukommen. Der David Kim, den sie kannte — zu kennen glaubte — , war kein
Mörder — konnte einfach keiner sein...
    Mo verließ den Raum kurz und kam mit einer Dose Mineralwasser
zurück. Sie riß sie auf und stellte sie vor Dwayne auf den zerkratzten und
zerfurchten Metalltisch.
    »Oh«, sagte Dwayne. Er ließ Wetzons Hand los, um
die Dose zu nehmen. Schweiß strömte aus jeder Pore. Versagerschweiß, der nach
Angst roch.
    Silvestri und Weiss hatten sich mit einer
stellvertretenden Staatsanwältin und Arthur Margolies, dem Anwalt und Freund
von Carlos, den Wetzon in Dwaynes Auftrag angerufen hatte, in ein anderes Büro
zurückgezogen.
    Dwaynes rote Lockenperücke lag auf dem Tisch wie
ein haariges totes Tier. Er fummelte an den Locken herum. »Dieses Mädchen muß
schlimm aussehen!« murmelte er, während er sein Wasser trank. Tatsächlich sah
er mit seinem überschlanken Körper und den feinen Gesichtszügen, dem kurzen
Haar und dem femininen Make-up androgyn aus. Sein Rucksack war beschlagnahmt
worden. »Haben Sie einen Spiegel?« Er sah Wetzon an.
    »Ich weiß nicht.» Wetzon machte ihre Handtasche
auf und fand im Reißverschlußfach einen Spiegel. Sie hielt ihn Dwayne hin.
    »Nicht!« Mo beugte sich über den Tisch,
schnappte den Spiegel und gab ihn Wetzon zurück. »Halten Sie ihn nur für ihn,
aber geben Sie ihn nicht aus der Hand.«
    Du meine Güte, dachte Wetzon, hatten sie Angst,
Dwayne könnte Selbstmord begehen?
    »Vorsichtsmaßnahmen«, beantwortete Mo ihren
Gedanken.
    Wetzon hielt den Spiegel für Dwayne hoch, der
einen einzigen Blick auf sich warf und in Tränen ausbrach. Schluchzend wie ein
Kind verbarg er das Gesicht in den Armen auf dem Tisch. Sie klopfte ihm auf den
Rücken. »Aber, aber, Dwayne. Es wird alles gut. Und Sie wissen, daß sie Sie vor
David schützen werden.« Sie wechselte Blicke mit Mo.
    Die Tür ging auf, wodurch sie kurz von einem
kühlen Luftzug gestreift wurden, und Arthur tauchte auf, gefolgt von Silvestri,
Weiss und Rachel Konstantin, der stellvertretenden Staatsanwältin. Konstantin
hielt ein Loseblattbuch in schwarzem Leder in der Hand. Sie machten alle einen
zufriedenen Eindruck.
    »Dwayne«, begann Arthur, indem er seine Hand auf
Dwaynes Schulter legte. »Ich möchte ein paar Minuten allein mit meinem Klienten
reden, danach kommen wir zu Ihnen zurück.«

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