Tödliche Option
Wort nehmen.
»Dwayne, Ellies Assistent. Ich würde mich
freuen, wenn Sie ihn behielten, wenn Sie eine Stelle für ihn bei jemandem
fänden.«
In Dougs Antwort klang Ironie an. »Aber die
Absicht hatte ich die ganze Zeit, Wetzon. Ich bin dem armen Schwein etwas
schuldig.«
»Wie das?«
»Ich war es, der ihn in jener Nacht bei Ellie
mit der Vase zusammengeschlagen hat.«
Wetzon atmete tief ein und verschluckte sich
fast. »Du meine Güte, Doug, Sie hätten ihn umbringen können. Was zum Teufel
haben Sie überhaupt dort gemacht?«
»Warum sollte ich Ihnen das verraten, Wetzon?«
»Warum nicht, Doug? Lassen Sie mich Ihren Machiavellischen
Denkprozeß bewundern.«
»Komisch, Wetzon. Okay, da das, was ich Ihnen
sage, vertraulich ist und Sie immer noch für uns arbeiten, habe ich nichts
dagegen, Hypothesen aufzustellen.« Er hörte sich belustigt an. »Wenn nun
Melissa und Ellie Stimmanteile hatten — nicht viele, aber genügend? Und wenn
Ellie mir ihre Vollmacht geben wollte? Und wenn ich Ellie dann dort mit dem
Kopf im Fischteich fand, tot?«
»Also haben Sie sie auf den Liegestuhl gelegt
und ihr die Rose gegeben.«
»Ich konnte sie ja nicht gut im Fischteich
liegen lassen.«
»Rührend, Doug. Warum riefen Sie nicht die
Polizei, damit sie versuchen konnten, sie...«
»Sie war tot. Da war nichts mehr zu machen. Werden
Sie erwachsen, Wetzon. Das ist die reale Welt. Wenn der Ball im Spiel ist,
laufen Sie entweder mit, oder Sie sind aus dem Spiel.«
»Ist es das, Doug? Ein Spiel?«
»Genau das ist es, und Verlieren ist keine
Option.«
»Zu dumm, daß Sie die Vollmachten nicht bekommen
konnten.«
»Ich habe sie«, sagte Doug genüßlich. »Sie lagen
einfach so auf der Küchentheke, unterschrieben. Dort hat mich Dwayne
überrascht. Wie sich herausstellte, brauchten wir sie nicht. Wir bekamen die
Stimmen von anderer Seite.«
»Ach tatsächlich? Von wem?«
»Gail Munchen. Sie ist eine Luwisher.«
Das Midtown North befand sich in der
42. Street zwischen Eighth und Nineth Avenue, nicht weit vom Komplex des
Manhattan Plaza entfernt. Es war ein altes Immigrantenviertel, meist Italiener,
und war es bis heute geblieben, nur versorgten die Metzgereien, Bäckereien und
Lebensmittelhändler jetzt die gemischte Bevölkerung, die sich in dieser Gegend
in der Nähe des Lincoln Tunnels nach New Jersey niedergelassen hatte.
In den frühen Siebzigern war der Bauboom bei
neuen Wohnhochhäusern mit der Finanzkrise der Stadt New York zusammengebrochen,
und Manhattan Plaza, das als Luxusapartmenthaus geplant war, stand leer, bis
jemand den klugen Einfall hatte, es könnte für Theaterleute, Schauspieler,
Musiker und Produzenten ideal sein. Man fand einen Kompromiß: Die Wohnungen
wurden schnell mit Mietern gefüllt, die Zuschüsse erhielten, ein Drittel
Personen aus der Unterhaltungsbranche, ein Drittel ältere Menschen und ein
Drittel alteingesessene New Yorker. Für die Theaterleute war es ein Wunder
gewesen, so nahe beim Theaterdistrikt erschwinglichen Wohnraum zu finden. Für
ein heruntergekommenes und sogar gefährliches Viertel war es ein Geschenk des
Himmels. An allen Ecken machten entzückende kleine Bistros auf, und nichtkommerzielle
Off-Broadway-Theatergruppen gediehen in der näheren Umgebung des Midtown North,
das in das alte McGraw-Hill Building umgezogen war.
Smith und Wetzon warteten in einem Vorzimmer, wo
eine überdimensionale Klimaanlage im Fenster unter größtmöglicher
Geräuschentwicklung kalte Luft ausblies.
»Hm«, machte Smith, als sie auf die Uhr sah.
»Eine halbe Stunde sind wir schon hier. Wissen die hier nicht, daß wir eine
Firma zu leiten haben?« Sie schlug ein Bein über das andere. »Worauf warten
wir?«
Wetzon fragte sich das gleiche. Die Atmosphäre
im Haus war von beherrschter Energie geprägt. Polizisten in Uniformen und
Detectives gingen ihren Beschäftigungen nach. Mo hatte Smith und Wetzon in Eile
hereingeführt und dann alleingelassen. »Vielleicht warten wir auf die
stellvertretende Staatsanwältin. Es ist Rachel Konstantin.«
»Muß man sie kennen?« fragte Smith gereizt.
»Sie war im vergangenen Winter auf dem
Titelblatt von New York. Erinnerst du dich nicht? Sie vertrat die
Anklage bei dem Mord im Madison Square Garden.«
»Rachel Konstantin... dick und häßlich...«
»Nein, eigentlich nicht. Sie sieht in Person
ganz hübsch aus. Alex Konstantin ist ihr Bruder.« Sie wußte, daß Smith Alex
Konstantin kennen würde, weil er ein M & A-Genie war und gerade bei
Shearson
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