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Tödliche Option

Tödliche Option

Titel: Tödliche Option Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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aufgemacht. Aber die Gegend hatte immer noch das
intellektuelle Flair, auch wenn die Bewohner viel wohlhabender geworden waren.
    Wetzons Wohnung befand sich in einem der vor dem
Zweiten Weltkrieg gebauten Häuser mit den hohen Decken und geräumigen
Wandschränken. Die Portiers waren nicht forsch und militärisch, und die
schäbige Aura der alten Marmorhalle wirkte tröstlich. Der
Selbstbedienungsaufzug war alt und sollte ersetzt werden, dachte sie, als er
auf ihrer Etage ruckend anhielt. Da würde wieder eine Umlage auf sie zukommen.
Gut, daß sie es sich leisten konnte.
    Sie schloß ihre Tür auf, und der wundervolle
Duft einer Tomatensoße wehte ihr entgegen. An der Wand ihr gegenüber hing die
alte Stepparbeit mit dem Zickzackmuster in Rosa und Weiß, die sie auf dem
Flohmarkt gefunden hatte. Sie ließ Aktentasche und Handtasche auf die weiße
Parkbank im Flur fallen, streifte die Jacke ab und lehnte sich an den runden
Durchgang zur Küche. Der kleine Schwarzweißfernseher auf der Küchentheke
lieferte das Hintergrundgeräusch.
    »Hallo, Les.« Silvestri, in Jeans und dem
ärmellosen T-Shirt, das er als sein italienisches Hochzeitshemd bezeichnete,
blickte nicht nicht auf. Er stand über dem Suppentopf aus feuerfester Keramik
und rührte mit dem Holzlöffel die köstliche Soße.
    »Hallo.« Sie stellte sich hinter ihn, schlang
die Arme um seine Taille und legte die Wange an seinen Rücken. Manchmal dachte
sie, sie würde aufwachen und er wäre fort, wäre nie wahr gewesen.
    »Irgendwas riecht gut«, sagte sie.
    »Nur das alte Familienrezept.« Abruzzi spezial
nannte er es, nach jenem Teil Italiens, aus dem seine Großeltern gekommen
waren. Er wandte sich zu ihr um und sah auf sie hinab. Er hatte die
unglaublichsten türkisfarbenen Augen, die schiefergrau wurden, wenn er zornig
wurde oder im Dienst war. Im Moment waren sie türkis. Sie und Silvestri waren
seit drei Jahren zusammen, und es prickelte immer noch, wenn er sie berührte.
    »Nur das alte Familienunterhemd?« fragte sie, um
ihre Erregung zu überspielen.
    »Ist das eine boshafte Bemerkung gegen
Italiener?«
    »Von mir? Um Gottes willen, nein. Ich liebe
Italiener.«
    Er hielt ihr einen Löffel Soße zum Probieren
hin. »Was meinst du?« Eine Linie aus roten Punkten lief über sein Hemd.
    »Ich meine, der Koch ist sehr sexy.« Sie
berührte die dicke Soße mit der Zungenspitze. »Wunderbar. Das Vorsingen ist
vorbei. Sie sind eingestellt.« Sie kicherte. »Ziehen Sie sich aus.« Es war ein
Scherz, den sie machte, seit sie einen besonders langweiligen, als Sensation
angekündigten Film mit dem Titel Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins gesehen hatten. Der Held war allein vom Sex motiviert, und »Ziehen Sie sich
aus« war die Quintessenz jedes ernsten Gesprächs, das er mit Frauen führte.
    Silvestri drehte die Flamme unter der Soße
herunter. »Es gibt sautierte Kalbskoteletts, Salat, Pasta. Okay?«
    »Okay? Wie könnte ich klagen? Ich habe mir einen
Macho geangelt, der auch am Herd die Stellung hält. Mannomann. Ich habe einfach
Glück.« Sie gab ihm einen Klaps auf den Po und sprang aus der Küche und über
den Flur ins Schlafzimmer. In Sekundenschnelle hatte er sie eingeholt.
    Sie liebten sich ein zweites Mal in der Dusche
und setzten sich endlich um neun Uhr hin, um Silvestris aufwendiges Menü zu
essen.
    »Ist das köstlich«, sagte Wetzon. »Ich fühle
mich so angeheitert, daß ich dich jetzt glatt fragen könnte...«
    Silvestri lehnte sich auf dem Stuhl zurück und
grinste sie an. »Ich warte schon die ganze Zeit darauf. Warum hast du so lange
gebraucht?« Er goß den Rest aus der Weinflasche in sein Glas.
    »Ich weiß, du kannst es nicht leiden, wenn ich
in eine Morduntersuchung gerate...« Sie hielt inne, in der Hoffnung, er werde
ihr helfen, doch er verschränkte die Arme und wartete. Die Farbe seiner Augen
verrieten ihn. Sie waren türkis. »Du bist wirklich ein Schuft«, sagte sie und
lächelte lieb.
    Er lachte. »Also?«
    »Ach, verdammt! Wurde Goldie Barnes ermordet?«
    »Ich kann nicht...«
    »Ach vergiß es.« Sie wollte aufstehen.
    Silvestri streckte seine Hand aus und legte sie
schwer auf ihre Schulter. »Möchtest du mir erzählen, was du heute morgen bei
Luwisher Brothers gemacht hast?«
    »Ist das fürs Protokoll, Sir? Holst du dein
kleines schwarzes Buch heraus?« Sie küßte den Rücken seiner Hand auf ihrer
Schulter. »Ich will dir was sagen. Warum tauschen wir nicht einfach Wissen
gegen Wissen?«
    »Mann, bist zu zielstrebig.

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