Tödliche Option
eine Kundenfirma,
und es ist wunderbar, dort zu arbeiten. Das habe ich Ihnen ja auch letzte Woche
gesagt und wollte, daß Sie sie im Auge behalten, wenn Sie sich nicht so eisern
dagegen gewehrt hätten. Mit wem sprechen Sie dort?«
»Chris Gorham. Er ist wirklich nett. Wir aßen
letzte Woche miteinander zu Abend, und wir verstanden uns auf Anhieb prima. Es
tut mir leid, Wetzon, aber ich stehe kurz vor einem Vertrag. Ich würde sehr
gern mit Ihnen arbeiten, aber Sie haben mir Luwisher Brothers nicht gezeigt,
und ein anderer hat es getan.«
»Ach so, dann arbeiten Sie mit einem anderen
Headhunter?«
»Ja, und ich möchte lieber nicht sagen, mit wem.
Ich lernte gestern alle bei Luwisher Brothers kennen. John Hoffritz, Destry
Bird. Sie wollten mich ohne eine verbindliche Zusage gar nicht mehr gehen
lassen.«
»Okay,
Sharon. Chris ist toller Kerl. Sie
sind alle prima, aber ich meine, Sie sollten sich etwas Zeit lassen. Dort unten
zu arbeiten wird Ihre Lebensqualität verändern.«
»Das weiß ich«, erwiderte Sharon bedauernd.
»Mein Psychiater hat seine Praxis in der entgegengesetzten Richtung.«
»Na ja, wie ich schon gesagt habe, gefällt
Luwisher Brothers mir ausgezeichnet. Es ist ein aggressives Haus, das auf
Dividendenpapiere spezialisiert ist. Wollen Sie darauf umsteigen? Haben Sie
nicht zu mehr als fünfzig Prozent mit festverzinslichen Wertpapieren zu tun?«
»Warum müßte ich umsteigen?«
»Weil Luwisher Brothers sich ziemlich wenig mit
Festverzinslichen abgibt. Ich sage nicht, Sie sollen nicht hingehen, weil es
wirklich keinen besseren Platz zum Arbeiten gibt. Wenn ich Makler wäre, würde
ich dort arbeiten wollen, aber stellen Sie die richtigen Fragen, bevor Sie sich
festlegen. Informieren Sie sich über ihren Bestand an Festverzinslichen.«
»Gut, das werde ich tun, Wetzon. Und vielen
Dank.«
»Was soll ich Marty sagen?«
»Sagen Sie ihm, daß ich es mir überlege.«
Als Wetzon auflegte, fühlte sie sich richtig
abgeblitzt. Sie würde nicht nur das Honorar für Sharon verlieren, sondern
Sharon beging auch einen schwerwiegenden Fehler. Andererseits konnte Wetzon ihr
das nicht sagen, weil es nicht anging, daß sie schlecht über einen Kunden
redete, auch wenn das bedeutete, daß der Makler die falsche berufliche
Entscheidung traf. Und sie würde dann auch als Brunnenvergifterin dastehen.
Außerdem hatte die Atmosphäre bei Luwisher Brothers Wetzon immer gefallen — bis
zu den Ereignissen der letzten Tage.
Sie wollte zum Telefon greifen, um Smith
anzurufen und die Neuigkeit mitzuteilen, als es läutete. »Hallo!«
»Friß mich nicht, Beste.«
»Oh, Laura Lee. Tut mir leid. Der Tag war eine
einzige Tortur, deshalb tut es richtig gut, mit dir zu reden. Was für schöne
Neuigkeiten hast du?«
»Ich bin nicht so sicher, ob du die Neuigkeit
für so schön halten wirst.«
»Hm. Sag bloß nicht, die Hochzeit ist geplatzt.«
»Nein, ganz und gar nicht. Weißt du noch, daß
ich versprach, dieser mysteriösen Studie nachzugehen?«
»Ja, und wenn du mir erzählen willst, daß es
eine Untersuchung war, wie man Börsenmakler auf ein Gehalt setzen könnte, dann
weiß ich es bereits, und es ist nicht sehr wahrscheinlich.«
»Ach, Wetzon, Beste, ich bin froh, daß du schon Bescheid
weißt, aber was ich dir zu sagen habe, ist eine ganz üble Geschichte. Halt dich
fest.«
Wetzon stöhnte auf und lehnte sich an die kühlen
Kissen.
»Sag schon.«
»Search und Destroy geben das neue Programm am
Donnerstag auf einer Pressekonferenz bei Luwisher Brothers bekannt.«
Wetzon boxte das Kissen mit der Faust. » Was für ein neues Programm? Sie sind meine Kunden, warum sagen sie mir nichts?«
»Tja, dann will ich die erste sein, die dir die
Neuigkeit mitteilt. Am ersten Juli setzen deine geschätzten Kunden alle Makler
auf ein Gehalt.«
Wetzon ging in großer Erregung in ihrer
Wohnung hin und her. Smith war das einzige lebende Wesen auf der Welt, das keinen
Anrufbeantworter benutzen wollte, deshalb gab es keine Möglichkeit, eine
Nachricht für sie zu hinterlassen. Verdammt, dann mußte Smith eben warten.
Wetzon massierte die Waden, dann machte sie
zwanzig Minuten Pliés und Relevés, ein ganz schönes Training, bei dem sie
unterbrochen leise murrte, bis sie sich im Wohnzimmer auf das Sofa fallen ließ.
Ein Exemplar der letzten Nummer des Forbes lag auf dem Couchtisch. Sie
blätterte es durch, ohne etwas zu lesen, und warf es auf den Boden.
Anscheinend kam Silvestri nicht nach Hause. Zu
dumm. Sie wollte ihn
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