Tödliche Panne: Ein Las-Vegas-Krimi
Aufklärung sechs Jahre oder länger gedauert hat. Am Anfang herrscht ein Dringlichkeitsgefühl. Es geht darum, Beweise zu finden, bevor sie auf dem Müll landen. Wir versuchen, Zeugen zu vernehmen, bevor sie verschwinden oder Dinge vergessen. Es kommt einfach auf die Umstände an. Ich persönlich war schon immer der Meinung, dass die meisten Verbrechen in den ersten zwei Tagen aufgeklärt werden, weil es nichts aufzuklären gibt. Meistens ist es offensichtlich, wer’s war. Aber wenn der Täter nicht aus dem persönlichen Umfeld des Opfers stammt, gibt es nicht viel, was die beiden miteinander verbindet. Solche Fälle sind schwerer zu lösen und leider muss ich sagen, dass sie nur selten gelöst werden.«
»Das ist interessant«, sagte sie. Ihre Wangen schienen zu glühen.
Snow blickte auf den Teppich zu seinen Füßen. »Ich weiß, Sie müssen zur Arbeit, also werde ich versuchen, die Sache schnell hinter mich zu bringen.«
Sie faltete die Hände und stützte sich mit den Ellbogen auf ihren straffen Oberschenkeln ab. Snow fragte sich müßig, wie wohl ihre Beine aussahen. Er verwarf den Gedanken jedoch wieder und konzentrierte sich auf den Zweck seines Besuchs.
Er nahm seinen Mut zusammen und sah ihr wieder in die Augen. »Ich habe gehört, dass Sie vor etwa einem Jahr eine Beziehung mit Bob Williams begonnen haben. Stimmt das?«
Sie nickte und die Haare, die ihr über die Schultern fielen, bewegten sich mit. »Ja. Es fing ganz harmlos an. Wir haben fast immer im selben Spielbereich gearbeitet und da sind wir ziemlich oft miteinander ins Gespräch gekommen. Es hat sich dann schnell herausgestellt, dass wir viele Interessen gemeinsam haben – Sie wissen schon, wie reden, zuhören und lachen.«
»Worüber haben Sie geredet?«
Sie seufzte. »Ach, Sie wissen schon, über das Tagesgeschehen, die Nachrichten, das Wetter, die seltsamen Gäste, die zu uns an die Tische kommen.« Sie lächelte. »Manche von denen sind so witzig, die könnten locker auf dem Strip als Stand-up-Comedians auftreten. Es geht manchmal ziemlich unterhaltsam zu – und das ist eins von den Dingen, die mir an meinem Job gefallen.« Sie hielt inne, um ihre Gedanken zu ordnen. »Ich würde sagen, eine von Bobs Eigenschaften, die ich am liebsten mochte, war seine Fähigkeit, zuzuhören. Sie kennen bestimmt diese Leute, die einen unterbrechen, während man redet, und die einen völlig durcheinanderbringen und einem ihre eigenen Gedanken aufdrängen? Bob hat so was nie gemacht. Meistens hat er mir einfach nur zugehört und gelegentlich Fragen gestellt, die zum Thema gepasst und etwas zum Gespräch beigetragen haben. Und ich hab mich in seiner Gesellschaft immer wohl gefühlt. Außerdem war er großzügig. Das muss man sagen.«
»Großzügig.«
Sie nickte.
»Wie hat sich seine Großzügigkeit geäußert?«
»Oh, er hat mir Schmuck gekauft – nichts, was wirklich teuer war, nur so ein paar kleine Sachen mit Gold und winzigen Diamanten. Ich mag Schmuckstücke mit vielen kleinen Diamanten.« Sie zog die Schultern hoch. »Ich muss einfach zittern, wenn ich mir so was anschaue.«
»Wie sah es mit Geld aus? Hat Bob Ihnen jemals Geld gegeben?«
»Oh ja. Er hat sich immer Sorgen darüber gemacht, ob ich genug habe, um über die Runden zu kommen. Er hat mir ziemlich oft mit der Miete geholfen. Und manchmal bin ich, nachdem er weg war, in mein Schlafzimmer gegangen und hab in der Schublade von meiner Kommode hundert Dollar gefunden oder so was in der Art. Er hat mich gerne auf diese Weise überrascht. Aber das war nicht die Eigenschaft, die mir an ihm am meisten gefallen hat. Ich hab ihn nicht nur gemocht, weil er großzügig und ein guter Zuhörer war, sondern auch, weil er vollstes Verständnis für meine Gefühle und Interessen hatte.«
Sie benetzte die Lippen mit ihrer Zunge, sodass sie glänzten, und fuhr dann fort. »Ich habe ein Hobby, das ich mit voller Leidenschaft betreibe und das die meisten Menschen, glaube ich, total bescheuert finden. Mit Bob konnte ich stundenlang darüber reden und ich hatte nie den Eindruck, dass es ihn gelangweilt hat. Er hat jedes Wort von mir verschlungen und echtes Interesse daran gezeigt, was ich darüber erzählt habe, obwohl er eigentlich nie …« Sie hob die Hände, hielt sie in Hüfthöhe vor sich und drehte sie wie die Rührbesen eines Handmixers hin und her. »Er hat eigentlich nie Interesse daran gezeigt, mich bei meinen Ausflügen zu begleiten. Und ich kann das auch verstehen. Ich liebe mein Hobby,
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