Tödliche Panne: Ein Las-Vegas-Krimi
die Sache ins Auge gegangen. Sobald Bob von Karen weggezogen ist, ging zwischen ihm und Linda die Streiterei los. Es wurde immer schlimmer – bis zu dem Punkt, wo sie nicht im selben Spielbereich arbeiten konnten, ohne sich die ganze Schicht lang anzufauchen.«
»Was war der Grund dafür?«
»Ich bin mir nicht sicher. Aber als Bob auf einmal mehr Zeit für sie hatte, wollte er ständig mit ihr zusammen sein. Ich glaube, sobald die Aufregung einer heimlichen Affäre vorbei war, war Bob für sie nicht mehr so attraktiv. Vermutlich hatte sie irgendwann von ihm die Schnauze voll. Und er wollte sie nicht in Ruhe lassen. Anscheinend hat der Frust, sich damit herumschlagen zu müssen, sie überfordert. Jeden Tag im selben Gebäude mit ihm zusammen sein zu müssen, während er ständig wie ein Raubvogel über ihr kreist.«
Snow dachte einen Augenblick darüber nach. »Arbeitet sie heute?«
Peters sah auf seine Armbanduhr. »Sie fängt um ein Uhr mittags an. Wenn Sie mit ihr reden wollen, erwischen Sie sie wahrscheinlich zu Hause. Während der Arbeit ist es schwierig, einen geeigneten Augenblick zu finden. Sie hat alle ein bis zwei Stunden zwanzig Minuten Pause, aber das ist ihre Zeit, und die Croupiers haben jede freie Minute bitter nötig. Sie bekommen keine Essenspausen.«
Snow nickte. »In Ordnung.«
Peters erhob sich. »Ich gebe Ihnen ihre Telefonnummer …«
»Vielleicht wäre es besser«, fiel Snow ihm ins Wort, »wenn Sie bei ihr anrufen und fragen, ob es in Ordnung geht, dass ich vorbeischaue. Besser, als wenn jemand anruft, den sie überhaupt nicht kennt.«
Peters tätschelte Snows Arm. »Gute Idee. Ich bin gleich wieder da.« Er ging in seinen Spielbereich zurück.
Snow drehte seinen Stuhl, um zu sehen, was an dem heißen Tisch los war. Aber so heiß ging es dort nicht mehr her. Sämtliche Spieler einschließlich der kleinen alten Dame waren in gedämpfter Stimmung und sahen schweigend zu, wie der Croupier ihr zusätzlich zu ihrer Zwei und Neun einen König gab.
Keiner von ihnen schien sich darüber zu freuen, diesen Affen zu sehen.
13
Sie machte die Tür in ihrer Croupier-Uniform auf. Ihr weißes Hemd mit Kragen und Ärmelaufschlägen passte zu der schwarzen Hose. Die blonden Haare fielen ihr über die schmalen Schultern bis zur Mitte des Rückens herab und umrahmten ein kleines Gesicht mit runder Nase, großen Augen, vollen Lippen und ausgeprägten Wangenknochen.
Sie begrüßte ihn mit einem Lächeln, das ihr leicht über das Gesicht kam. »Sie sind Jim Snow?«
»Und Sie sind Linda Maltby.«
Sie machte die Tür ganz auf und trat zur Seite, ließ aber den Knauf nicht los.
Das Appartement war eine Zwei-Zimmer-Erdgeschosswohnung in einer neueren Wohnanlage in Henderson, mit dem Auto etwa zehn Minuten südwestlich vom Sam’s Town Hotel und Kasino.
Sie führte Snow in ihr Wohnzimmer, bat ihn, auf der Couch Platz zu nehmen und setzte sich dann auf das Sitzpolster daneben. Als sie ihm ihre Knie zuwandte, wehte der Geruch ihres Parfüms hinüber und stieg Snow in den Kopf. Es war eine billige Marke, aber dennoch dezent und wohlriechend. Snow blickte in ihre blauen Augen und sie schien sich ein klein wenig in seine Richtung zu neigen. Wie leicht und natürlich es jetzt wäre, einfach den Arm um sie zu legen und sie an sich heranzuziehen. Mit einem Mal dämmerte es Snow, wie Bob in das Schlamassel geraten war, das er mit dieser Frau verursacht hatte.
»Ich kann immer noch nicht glauben, was mit Bob passiert ist«, sagte sie. »Es ist furchtbar. Ich stehe immer noch unterSchock. Als ich davon erfuhr, wollte ich nur noch ins Bett und mir die Decke über den Kopf ziehen. Er war ein wunderbarer Mann. Es ist schrecklich. Hat die Polizei schon eine Idee, wer es gewesen sein könnte?«
Snow kam es keineswegs so vor, als ob Linda unter Schock stand. Mit ihrer Gelassenheit und Ausstrahlung wirkte sie, als hätte sie gerade einen zweiwöchigen Urlaub in der Karibik hinter sich.
Snow schüttelte den Kopf. »Die stehen mit ihren Ermittlungen erst am Anfang. Das kann noch eine Weile dauern.«
»Achtundvierzig Stunden«, sagte sie. »Und das war’s dann, oder?«
»Was war’s dann?«, fragte Snow.
»Dann ist die Frist abgelaufen. Wenn sie den Mörder nicht innerhalb von achtundvierzig Stunden finden, kriegen sie ihn nie. Ist das nicht so? Das hab ich mal im Fernsehen gesehen.«
Snow zuckte mit den Schultern. »So läuft es nicht immer. Manchmal dauert es sechs Monate. Ich habe Fälle bearbeitet, deren
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