Tödliche Panne: Ein Las-Vegas-Krimi
so über die Runden. Meine Frau verdient mehr als ich und dabei ist sie nur eine Buchhalterin bei den Stadtwerken.«
Willie reckte sein Kinn vor und strotzte vor Stolz über seinen neu gewonnenen Dienstrang. »Woran liegt das?«
»Die Behörde, die für das Taxigewerbe zuständig ist, lässt zu, dass immer mehr Taxis und Fahrer auf den Straßen unterwegs sind. Man macht sich dort Sorgen, dass es sonst während der Stoßzeiten, wie zum Beispiel an Feiertagen oder so, nicht genug Taxis gibt. Aber den Rest der Zeit haben wir nicht genügend Fahrgäste und machen kaum Geld. Ich verbringe einen Großteil meiner Schichten damit, in meinem Taxi zu sitzen und am Stand zu warten. Es ist schlimm. Und jetzt hab ich das Gefühl, ich sitze in diesem Job fest. Ich kann auch nicht mehr an die Uni zurück und einen neuen Abschluss machen, weil ich immer noch das Darlehen für mein Ingenieursstudium abstottere. Und wie es jetzt aussieht, war das für die Katz.«
»Die Zeiten sind wirklich hart«, sagte Willie. »Und das gilt für uns alle. Vor neun Jahren ist es mir selbst auch ziemlich schlecht gegangen. Ich war …«
»Mr. Keller«, warf Alice dazwischen, »wir möchten Sie nicht zu lange aufhalten. Wir sind Ihnen wirklich dankbar, dass Sie sich so spontan für uns Zeit genommen haben. Sie sagten, Sie könnten eine Liste der Mitglieder Ihres Vereins ausdrucken?«
»Ja, natürlich. Ich erledige das sofort.« Er stand auf, ging zur Treppe und begab sich nach oben.
Als er verschwunden war, wandte Snow sich Willie zu und herrschte ihn an: »Hören Sie gefälligst auf, solche unangebrachten Fragen zu stellen und halten Sie Ihren Mund. Dieser Typ hält Sie für den Chef unserer Abteilung und Sie wollen ihm von Ihrem Leben auf der Straße erzählen.«
Willie zuckte mit den Schultern und hob beschwichtigend die Hände. »Ich wollte einfach nur etwas zu dem Gespräch beitragen. Es ist interessantes Thema. Ich hab mich darin verfangen.«
Snow zeigte mit dem Finger auf ihn. »Wenn Sie noch ein einziges Mal den Mund aufmachen, schick ich Sie raus, und Sie können im Auto sitzen. Und da werden Sie von jetzt an auch bleiben.«
Willie hielt eine Hand hoch. »Geht in Ordnung. Sie sind der Boss. Kein Problem.«
Keller kam mit vier zusammengehefteten Blättern Papier die Treppe hinunter, ging auf Willie zu und gab sie ihm. Dann setzte er sich wieder.
Willie überflog den Inhalt und bemühte sich dabei, konzentriert dreinzuschauen. Er nickte und gab die Liste an Alice weiter.
»Gibt es auf dieser Liste jemanden, der Ihrer Meinung nach irgendwelche aggressiven oder antisozialen Verhaltensmerkmale aufweist?«, fragte Alice.
»Antisozial?«, fragte Keller.
»Bösartig«, sagte Snow. »Möglicherweise auf eine kriminelle Art und Weise.«
Kellers Augenbrauen schossen in die Höhe. »Oh, eindeutig. Wir haben ein Mitglied, das zwölf Jahre in Wyoming wegen Totschlags im Knast gesessen hat. Er heißt Mike Mayfield. Er hat damals mit ’nem Kumpel draußen im Wald mit Pfeil und Bogen Rehe gejagt. Sie haben sich dann wegen Geld in die Haare gekriegt. So wie Mayfield die Geschichte erzählt hat, könnte man meinen, es war ein Kampf, Mann gegen Mann. Er sagt, er hätte dem Typen einen Pfeil in die Brust geschossen. Aber in Wirklichkeit ging Mayfield hinter dem Anderen her, hat ’nen Pfeil aus dem Köcher gezogen und ihm damit in den Rücken geschossen. Er hat jedem hier im Verein die Story erzählt, jedes Mal ’ne andere Version. Er tut auch noch so, als wäre er stolz darauf.«
Keller wandte sich Willie zu. »Der Typ, der mit den Pfeilen erschossen wurde – sagten Sie, das ist auf dem Hollywood-Wohnmobil-Stellplatz passiert?«
Willie zog eine Augenbraue hoch und blickte zu Snow hinüber.
»Das stimmt«, sagte Snow.
»Dieser Mike Mayfield hat einen Pick-up mit Camper-Aufsatz. Er ist damit immer mit seiner Freundin und ihrem Hund zu unserem Vereinsgelände in den Bergen gefahren. Ich bin ziemlich sicher, dass ich mal gehört hab, wie er jemandem erzählt hat, er lässt den Camper immer auf dem Hollywood-Stellplatz. Es ist zwar nur meine persönliche Meinung, und bitte erzählen Sie ihm das nicht weiter, aber ich hab bei dem Typen den Eindruck, dass er einen anderen Menschen aus geringem oder gar keinem Anlass umbringen könnte – wenn er glaubt, dass er nicht erwischt wird. Verdammt, einmal hat er’s ja schon getan.«
31
Zum Mittagessen gingen sie in den Sandwich Express an der South Pecos Road. Snow legte die ausgedruckten Seiten mit
Weitere Kostenlose Bücher