Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche Pralinen

Tödliche Pralinen

Titel: Tödliche Pralinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
Vom Netzwerk:
ein ehemaliger Ingenieur, wenn auch ein „eigenwilliger“!
Aus besseren Zeiten stammte auch seine Spielleidenschaft, und die jetzigen,
schlechteren Zeiten hatten ihn auf den Alkohol gebracht. Von Paoli, dem
korsischen Gangster, wußte man, daß er sich gerne mit intelligenten Männern
umgab. Daß er dem sozial abgerutschten Tanneur eine wichtige Aufgabe anvertraut
hatte, war plausibel. Die unbestreitbaren Fähigkeiten des „Universalgenies“
konnte er gut gebrauchen. Ohne jeden Zweifel war Frédéric Tanneur der
waghalsige Fahrer von Montmartre gewesen. Durch seine Krankmeldung bei der
Taxizentrale am 28. und 29. Januar hielt ich das für so gut wie bewiesen.
     
    * * *
     
    Um zehn Uhr spürte ich wieder die Nachwehen der gestrigen
Nacht. Ich liebäugelte schon mit meinem Bett, als Roger Zavatter vor der Tür
stand. Neben ihm stand der Mann, der eigentlich gar nicht in Paris sein durfte.
Die zwielichtige Gestalt legte auch sofort los: Er habe früher für Paoli
gearbeitet, der Korse sei ihm gegenüber jedoch nicht fair gewesen, jetzt habe
er seine Aufenthaltsberechtigung für Paris verloren, weil Paoli keinen Finger
krumm gemacht habe, und deswegen wolle er mir nun ‘n paar Tips geben —
vorausgesetzt, das bleibe unter uns. Dafür mußte ich ihm versprechen, ihn nicht
bei den Flics zu verpfeifen. Falls seine Tips sich als falsch rausstellen
würden, antwortete ich, werde er sich ruckzuck in einer Arrestzelle
wiederfinden; denn was die Respektierung der Gesetze angehe, ließe ich nicht mit
mir spaßen. Der Heimatlose bat um die Erlaubnis, dreimal kurz auflachen zu
dürfen. Als er das getan hatte, kritzelte er ein paar Adressen auf einen
Zettel.
    Paoli hatte zur Zeit fünf Wohnsitze, drei in
Paris selbst und zwei in den Vororten La Varenne-Saint-Hilaire beziehungsweise
Malabry.

11

Das
Schloß im Wald
     
    Am nächsten Morgen wurde ich um neun Uhr vom
Telefon geweckt. Reboul war am Apparat.
    „Könnte man Galzat nicht in eine dunkle Gasse
locken und ihn umbringen?“ schlug er vor. „Der Junge macht mir und Leblanc das
Leben wirklich schwer... und teuer! Theater, Nachtclubs, das treibt die Spesen
in die Höhe.“
    „Ach ja, die Spesen“, brummte ich.
    Als wäre das Bett der richtige Ort, um diese
Frage zu klären! Doch dann merkte ich, daß Reboul eigentlich ganz zufrieden und
das Gefasel von den überhöhten Spesen... na ja, reines Gefasel war. Mein
Mitarbeiter gab mir detailliert den Tagesablauf des Journalisten durch.
    „Er hat seinen Schwarm ins Theater ausgeführt.
Sagen Sie, Chef, arbeitet diese Catherine Larcher für uns? ... Nein? Verdammt!
Nun, sie waren im Theater. Kultur ist aber wohl nicht ihre Sache. Hat ihnen
offensichtlich nicht besonders gefallen, weder ihr noch ihm. Oder das Mädchen
hat gestern ‘n Brief vom Finanzamt gekriegt. Also, ich hab schon lustigere
Sargträger gesehen! Die beiden sind vor dem Ende rausgegangen, nach
Montparnasse in einen Nachtclub, Champagner schlürfen. Dort hab ich Leblanc die
Fackel übergeben. Er hat sich an den Nebentisch gesetzt und ihre Unterhaltung
belauscht. Scheint so, daß Sie recht haben: René Galzat ist ein falscher Hund.
Kommt Ihnen beim Fall Tanneur mächtig ins Gehege. Die beiden haben davon
gesprochen, von Tanneur, von seinem Sohn... Galzat hat sogar diesen komischen
Namen genannt, Sie wissen schon, den von dem Arzt aus Saint-Ouen, bei dem Sie
sich neulich getroffen haben.“
    „Blouvette-Targuy?“
    „Ja.“
    „Übrigens, wo wir schon mal von ihm sprechen...
Sagt Ihnen der Name nichts?“
    „Nein.“
    „Schade. Weiter.“
    „Kurz darauf hat das Paar das Lokal verlassen.
Die Frau hatte Tränen in den Augen. Ob von den Gedichten... Ja, der Kerl hat
ihr tatsächlich Gedichte vorgelesen! Ob nun davon oder vom Zigarettenrauch oder
von der Migräne, das konnte Leblanc nicht rauskriegen... Sie müssen nämlich
wissen, die Dame wurde von einer schrecklichen Migräne gequält, und deswegen
haben sie das Lokal so schnell wieder verlassen. Der Wagen von Mademoiselle
Larcher stand vor der Tür. Ein hübscher Schlitten...“
    „Ja, die Dame hat das gewisse Etwas“, seufzte
ich.
    „Jetzt versteh ich auch, warum sie nichts mit
der Agentur Fiat Lux zu tun haben wollte“, lachte Reboul. Dann wurde er
wieder ernst: „Leblanc ist ihnen hinterhergefahren. Vor einer Apotheke haben
sie kurz gehalten, wahrscheinlich wegen der Migräne. Aber dann sind sie gleich
weitergefahren, ohne die Apotheke zu betreten, direkt nach Passy, zur Wohnung
von Mademoiselle

Weitere Kostenlose Bücher