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Tödliche Saturnalien

Titel: Tödliche Saturnalien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts John Maddox
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nahm sich ein paar Nüsse. »Ich wünschte, mir wäre das zuerst eingefallen.«
    »Das ist nicht dein Ernst!« sagte Sestius. »Wenn die Getreideverwaltung zur regelmäßigen Einrichtung wird, anstatt eine Notfallmaßnahme zu bleiben, geben wir damit nicht nur eines unserer wirksamsten politischen Instrumente aus der Hand, es wird sich auch jeder freigelassene Sklave, jeder ruinierte Bauer und jeder dahergelaufene Barbar in ganz Italien auf dem kürzesten Weg nach Rom begeben und sich in die Listen eintragen!«
    »Das machen sie doch sowieso schon!« bemerkte ich.
    »Noch lange kein Grund zu jubeln«, grummelte Sestius.
    »Das werden wir schon regeln«, erklärte Milo selbstbewußt.
    Es mag einem merkwürdig vorkommen, daß Männer wie Clodius, Milo und Sestius mit solch gelassener Selbstverständlichkeit sprechen konnten, als wären sie im Begriff, als Könige zu herrschen und nicht als gewählte Beamte zu dienen, aber das Tribunat war in den letzten Jahren wieder enorm aufgewertet worden, nachdem zuvor Sulla die Tribunen des Volkes jeglicher Befugnisse beraubt hatte. Doch einer nach dem anderen hatten die Tribune der vergangenen Jahre in der Volksversammlung Gesetze eingebracht, die die alte Macht wiederherstellten. Jetzt waren sie wichtiger denn je und hatten enormen Einfluß; sie konnten neue Gesetze einbringen und sie durch die Versammlungen pauken. Ihnen stand es zu, prokonsularische Ernennungen zu bestätigen oder zu verweigern, den Staatsschatz zu verteilen und Menschen in die Verbannung zu schicken. Verglichen damit waren die Konsuln ziemlich machtlos, und der Senat war zu einem Debattierclub degradiert worden. Die eigentliche Macht lag bei den gewählten Vertretern des gemeinen Volkes, den Tribunen.
    Ich versprach Milo, ihn auf dem laufenden zu halten und verließ sein Haus. Ich überlegte, ob ich bewaffnet zu Clodia gehen sollte, und bereute, Asklepiodes nicht gefragt zu haben, ob es ein probates Mittel gab, Vergiftungen vorzubeugen.

6. Kapitel
    Das Haus des verstorbenen Metellus Celer lag am unteren Hang des Esquilin in einem Distrikt, der den Feuersbrünsten, die regelmäßig in der Stadt wüteten, wundersamerweise entgangen war. Es war ein relativ bescheidener Bau, der seit Generationen in Familienbesitz war und deshalb ausstattungsmäßig den Standards der Zeit vor den Punischen Kriegen entsprach, als selbst die vornehmsten Familien kaum mehr als wohlhabende Bauern gewesen waren.
    Hermes begleitete mich in banger und freudiger Erwartung. Clodia machte ihm genausoviel Angst wie jedem Mann, doch sie gehörte andererseits zu einer neuen Generation von Römerinnen, die vorgab, schöne Dinge um ihrer selbst willen und nicht wegen ihres Wertes zu lieben. Deshalb umgab sie sich mit schönen Dingen inklusive Sklaven. Auf den Sklavenmärkten der Stadt war Clodia, stets auf der Suche nach neuen Schmuckstücken, ein vertrauter Anblick, denn Bedienstete, die den Zenit ihrer Schönheit überschritten hatten, ließ sie achtlos fallen.
    Das war nur einer ihrer zahlreichen skandalösen Charakterzüge. Die meisten hochgeborenen Menschen, einschließlich meiner Familie, taten so, als ob sie nie Sklaven kauften, sondern lediglich die im Haus geborenen verwendeten. Wenn sie neue Sklaven von den Märkten brauchten, schickten sie ihre Verwalter los, den Kauf diskret zu tätigen. Nicht so Clodia. Sie liebte es, ihr Menschenmaterial persönlich zu begutachten, die Zähne mit eigenen Augen zu untersuchen, hier und da einen Muskel mit eigenen Händen zu prüfen.
    »Und daß du dich nicht bei irgendwelchen Unanständigkeiten mit den Mädchen erwischen läßt«, ermahnte ich Hermes.
    »Natürlich nicht, Herr«, versicherte er mir scheinheilig. »Aber du willst doch, daß ich sie wegen ein paar Informationen anbaggere, oder nicht?«
    »Quatsch nicht rum. Natürlich will ich wissen, ob sie irgend etwas über Celers Tod oder seltsame Besucher wissen, die Clodia möglicherweise empfangen hat.« Ich machte eine abwehrende Handbewegung, um seinem Einwand zuvorzukommen. »Sicher, ich weiß auch, daß sie seltsame Besucher aller Art empfängt, aber wir suchen speziell nach Hexen, Wahrsagern und sonstigen Leuten, denen man den Handel mit Giften zutraut.«
    Das war eine recht kühne Hoffnung, zumal Clodia eine weitgereiste Frau war und praktisch überall exotische Gifte hätte erwerben können. Und es war genau die Art Souvenir, die ihr gefallen hätte. Doch es bestand zumindest die theoretische Möglichkeit, daß sie das Gift hier in Rom

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